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Margrit Stark, Manuela Rohr und Vreni Schweizer (v.l.) arbeiten in der Dörranlage Dürnten. , Sie verteilen Früchte und Gemüse, die ihnen gebracht werden, auf Dörrgittern.. Lea Chiapolini

Traditionsbetrieb mit Zwetschgen- und Zwiebelgeschmack

Die Dürntner Dörranlage ist eine der letzten ihrer Art im Kanton. Sie wird seit über 20 Jahren unter anderem von Margrit Stark bedient. Dabei finden ab und zu Experimente statt – allerdings ohne Geling-Garantie.

Margrit Stark, Manuela Rohr und Vreni Schweizer (v.l.) arbeiten in der Dörranlage Dürnten. , Sie verteilen Früchte und Gemüse, die ihnen gebracht werden, auf Dörrgittern.. Lea Chiapolini

Veröffentlicht am: 12.09.2022 – 14.41 Uhr

Wenn bei günstigem Wetter Früchte und Gemüse spriessen, gibt es auch in der Dörranlage Dürnten einiges zu tun. Von Anfang August bis Ende Oktober werden hier diverse Lebensmittel im Dörrofen haltbar gemacht: von Zwetschen über Äpfel und Bohnen bis hin zu Pilzen, insgesamt bis zu drei  Tonnen pro Jahr.

Unter der Trägerschaft der Politischen Gemeinde bedient Mitarbeiterin Margrit Stark den Ofen seit über 20 Jahren. Die heute 67 -Jährige war damals angefragt worden, ob sie mithelfen wolle. «Zuvor hatte ich noch gar nie etwas gedörrt», sagt sie. Mit den Jahren sei die Erfahrung stets gewachsen. Jetzt reicht ein kurzer, prüfender Griff in den Dörrofen, um zu testen, ob das Dörrgut genügend getrocknet ist und verpackt werden kann.

Zusammen mit den beiden weiteren Mitarbeiterinnen Manuela Rohr und Vreni Schweizer nimmt sie die frischen Früchte und Gemüse jeweils am Montag- und Donnerstagabend entgegen – allerdings nur bereits gerüstet. «Diese Arbeit könnten wir nicht auch noch übernehmen», sagt Stark. Pro Kilo Frischgut zahlen die Kunden zwischen 1.60 und 2.80 Franken.

Maximal 44 Gitter

Dabei gilt das Prinzip «de Schnäller isch de Gschwinder». «Sind die Dörrgitter gefüllt, müssen wir sagen, stopp, mehr können wir nicht annehmen.» Dann heisst es: Ofen an.

Bei 50 Grad Celsius trocknet das Dörrgut über Nacht. Maximal 44 Gitter à 70 mal 50 Zentimeter fasst die Anlage. Am nächsten Morgen wird alles in Säcke verpackt und wieder abgeholt.

Mengen ab 20 Kilogramm werden zwar auch angenommen, allerdingst nur auf Anmeldung. «Dann legen wir auch unter der Woche noch Schichten ein», sagt Stark.

Der heisse Sommer habe dazu geführt, dass sie bereits im Juli Anfragen erhielten von Personen, die ihre Lebensmittel hätten trocknen wollen. «Einer hatte bereits mit der Apfelernte begonnen und wollte nicht noch mehr Apfelmus einkochen.»

Es seien vorwiegend Privatpersonen, die den Service in Anspruch nehmen, sagt Margrit Stark, Leute mit einem Schrebergarten oder Garten vor dem Haus. «Andere kaufen auch Früchte und Gemüse im grossen Stil ein, um sie dann hier dörren zu lassen.» Bauern hingegen habe sie kaum als Kunden. «Viele sind wohl selber mit dem nötigen Equipment gut ausgerüstet.»

Die Dörranlage in Dürnten wurde bereits 1942 von der Zivilgemeinde Dürnten gegründet. Zuerst befand sie sich an der Hinterdorfstrasse. Nach dem Bau des Werkgebäudes im Rothaus zügelte sie dorthin an ihren heutigen Standort ins Untergeschoss. Seit der Auflösung der Zivilgemeinde 2009 ist die Politische Gemeinde für den Betrieb zuständig.

Im ganzen Kanton gibt es nur noch eine Handvoll solcher Dörranlagen, die nächstgelegene befindet sich in Fehraltorf. «Früher gab es dieses Angebot fast in jeder Gemeinde, dann gingen sie eine um die andere zu», sagt Stark. «Oft hätte es sich wohl nicht gelohnt, den Ofen zu flicken, wenn er denn einmal kaputt ging.»

Entlastung für Tiefkühler

Auch der Dürntner Dörrservice sei keine Goldgrube und rentiere je nach Wetter nicht jedes Jahr. Aber es kämen nach wie vor viele Leute aus der ganzen Region vorbei, die den Service schätzen.

So etwa Brigit Thalmann, die gerade Cherrytomaten abliefert. Auch sie hat 16 Jahre in der Dörranlage mitgearbeitet. «Die Tomaten koche ich zuhause noch einmal kurz auf und dann werden sie in Öl eingelegt.» Den Dörrservice bezeichnet sie als «schöne Sache», denn: «Mit dieser Methode kann der Tiefkühler bei der Vorratshaltung entlastet werden.»

Andere Kunden bringen derweil Zucchetti, Kirschpflaumen, Mirabellen. Man kennt sich, da und dort gibt es einen Schwatz. «Gerade hat jemand angerufen, er wolle Zwiebeln zum Trocknen bringen», sagt Margrit Stark. «Aber diese Dörren wir nur noch separat, sonst schmecken nachher sogar die Zwetschgen nach Zwiebel – das haben wir auf die harte Tour gelernt.»

Nicht alles lasse sich gleich gut trocknen. «Einmal hat man mir ganze Marroni gebracht, um danach Marronimehl herzustellen.» Doch auch nach drei Nächten im Ofen sei noch nicht alle Feuchtigkeit verschwunden. «Das war ein Reinfall. Aber wir probieren, alles zu dörren, was man uns bringt – einfach ohne Erfolgsgarantie. »

Einmal sei sogar ein Mann aus Zürich angereist, der Bohnen trocknen wollte. Diese müssten vor dem Dörren allerdings blanchiert werden. «Er brachte rohe Bohnen», seufzt sie. «Dann bin ich doch eingeknickt und habe sie für ihn blanchiert. Sonst hätte er ja noch einmal hin- und zurückfahren müssen.»

Obst zu Weihnachten

Die Handgriffe von Margrit Stark sitzen, geübt schabt sie hier Apfelringli vom Blech, da Birnenschnitze mit der blossen Hand. Ihre eigenen Kinder und Enkel können sich jeweils zu Weihnachten am Dörrobst erfreuen.

Doch nach all der Zeit merke sie die Arbeit in den Knochen. «Die vollen Gitter haben eben doch ihr Gewicht – vor allem wenn sie mit halben Birnen beladen sind.» Darum wolle sie nächstes Jahr aufhören. «Aber das sage ich schon seit ein paar Jahren.»

Der Dürntner Dörrbetrieb an der Bubikonerstrasse 41c ist noch bis Ende Oktober offen. Annahme des Dörrgutes jeweils am Montag und Donnerstag von 17.30 bis 18.30 Uhr. Grossmengen ab 20 Kilogramm können auf Anfrage angenommen werden: 079 906 51 56. Die Preisliste ist unter www.duernten.ch zu finden.


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