Ich habe eine einzige Folge von «Bauer, ledig, sucht» gesehen. Da war so ein untersetzter Typ mit grossem Kopf und riesigen Händen, der 40 Jahre lang nur von Nutzvieh und seiner Mutter umgeben war. Und dann sitzt er so da und grinst in die Kamera, neben im eine Frau mit roten Backen und schiefen Zähnen, die er mit seinen Pranken tätschelt – also eigentlich ist es mehr ein Abklopfen, so wie Bauern das halt mit Kühen tun –, und diese Frau strahlt und redet davon, dass sie mit ihrem Schatzi gerne Kinder hätte.
Als Zuschauer denkt man sich, mhhh, okay, muss das jetzt sein? Die Natur hat doch vorgesehen, dass ihr zwei eben keine Kinder bekommt. Habt ein schönes, langes Leben mit gutem Essen, netten Gesprächen, zwischendurch mal ein Tanzabend im Dorfsaal. Aber die Gene an die nächste Generation weitergeben, die sich dann wiederum vermehrt? Nö, lieber nicht. Dass so eine miese Kuppelsendung der Evolution einen Strich durch die Rechnung macht, hat die Evolution natürlich nicht vorgesehen.
Und der Zuschauer, also ich, ertappe mich bei der Frage, nein, mehr so einer Art Blitzgedanke: Könnte man diese prognostizierte Kopulation nicht irgendwie zum Wohle der Menschenheit verbieten? Zack-bumm-tätsch, da ist er wieder, der Nazi, der tief unten schlummert und sich immer in den blödsten Situationen unaufgefordert meldet. Natürlich ist sofort auch der Humanist zu Stelle, der gleich neben dem Nazi wohnt. Er erhebt empört den Zeigfinger und sagt, mein lieber Herr Nachbar, so geht das ja auch nicht, hier bei uns darf sich jeder vermehren, der das will.
Während sich die zwei über das Fortpflanzungsrecht von Inzuchtopfern streiten, denke ich mir, mein Lieber, eigentlich ist es ganz gut, dass du nur ein einfacher Mann mit keinerlei Einfluss bist, dass du nicht die Macht hast, über andere Menschen zu entscheiden, dass du sie zwar beurteilen, aber nicht verurteilen kannst.
Denn eins steht fest: Wenn ich könnte, dann hätte ich die halbe Menschheit schon wegen kleinster Vergehen in den Knast gesteckt: Velofahrer, die beim Einkaufen dem Velohelm aufbehalten, die Bauarbeiter vor meinem Haus, die mich seit Wochen jeden Tag um 6.30 Uhr wecken, jeden, der «Lügenpresse» schreit, Hippies, Hipster und Hiltl-Fans, alle, die besser aussehen als ich (okay, so viele wären das dann auch wieder nicht), Frauen, die ihre Teetasse mit beiden Händen halten, Chiasamen-Fresser, neun meiner zehn bisherigen Chefs, der Typ, der ausserorts mit 60 km/h in der Mitte der Strasse vor mir her tuckert…
Und was wäre, wenn ich darüber hinaus noch ein Armee befehligen würde, vielleicht sogar die beste der Welt? Dann wäre ich schon lange in Österreich einmarschiert und hätte dem Kurz eine Ohrfeige verpasst für jede Lüge, jeden Einschüchterungsversuch, jeden Verstoss gegen die Meinungs- und Pressefreiheit, den er sich seit seiner Machtergrei… äh Wahl erlaubt hat. Und dann wäre ich in einem Triumphzug zurückgekehrt, ganz vorne im Panzer, die rechte Hand mit einer angebissenen Leberkässemmel im Siegesrausch hoch erhoben, und hätte geschrien, seht her, sogar sein Mittagessen hab ich ihm abgenommen!
Hey, ich gebs wenigstens zu, dass ich mich gerne von Macht korrumpieren lassen würde. Ich wäre auch bestechlich, es hat einfach noch nie jemand was geboten. Nicht wie diese Heuchler in festen Beziehungen, die herumposaunen, wie treu sie doch seien, dabei liegt das nur daran, dass sie hässlich sind und aus dem Maul stinken und einen miesen Charakter haben und sie deshalb niemand ficken will.
Allerdings sollte ich mich vielleicht selber nicht zu früh abschreiben. Schliesslich sagt man doch, dass die Feder mächtiger ist als das Schwert. Also geht da vielleicht noch was. Achtung, ihr Ösis, ich komme! Und beim Posten immer schön den Velohelm abnehmen.
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