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Jawoll (lechz), noch mehr Löwinnen!

Veröffentlicht am: 18.04.2021 – 15.34 Uhr

Das lustigste Ereignis der letzten Tage? Zweifellos: Der Start der Kampagne «Züri-Löwinnen brüllen», die zum Ziel hat, den Frauenanteil in den Zürcher Parlamenten und Exekutiven zu erhöhen. Nein, ganz ruhig bleiben, das ist natürlich nicht lustig, sondern ernst.

Der lustige Teil kommt jetzt. Der Kampagnenauftakt fand nämlich medienwirksam und ungemein symbolkräftig vor dem Löwengehege im Züri-Zoo statt. Doch als Regierungsrätin Jacqueline Fehr gerade damit begonnen hatte, Sinn und Zweck der Aktion zu erläutern, waren es nicht etwa die Löwinnen, die sich mit Gebrüll bemerkbar machten, sondern der Herr Löwe höchstpersönlich, der mit lautem Gestöhne die Veranstaltung empfindlich störte. Als Nicht-Zoologe fragte man sich: Hat der jetzt gerade Sex, will er Sex, hat er Bauchweh, oder will da einfach nur einer den Macker raushängen lassen?

Für Jacqueline Fehr war die Sachlage eindeutig. Sie zeigte sich überzeugt davon, dass der Löwe einfach hässig war, weil er für einmal nicht im Mittelpunkt stand. Was sie dem Löwen auch umgehend mitteilte. Da könnte natürlich was dran sein. Der Mann, der sich für die dominante Daseinsform hält, die Krone der Schöpfung, das Mass aller Dinge, fürchtet um seine vorherrschende Position an den Hebeln der Macht, weil nebenan Frauen zum Sturm auf die Instanzen aufrufen – und der alte Chauvinist kann aufgrund seiner beschränkten intellektuellen Fähigkeiten nur mit Obszönitäten darauf reagieren. Wäre möglich. Es könnte aber auch sein, dass das einfach nur Freudenrufe waren: Was, noch mehr Löwinnen? Lechz, immer her damit!

Im Gegensatz zum Löwen kann ich die Forderung der Frauen nach mehr Mitbestimmung gut verstehen und unterstütze ihre Bemühungen vollumfänglich. Letztlich ist es mir aber egal, was für ein Geschlecht, was für eine Religion, was für eine Hautfarbe die Person hat, dir mir nach gewonnener Wahl vier lange Jahre das Leben schwer macht.

Ich glaube auch nicht, dass der argentinische Soldat, der 1982 auf einer gottverlassenen Falklandinsel mit einem Bauchschuss zwischen Schafskötteln und ausgedorrtem Weidegras unter unbeschreiblichen Schmerzen langsam verblutete, Trost darin fand, dass es eine Frau war, die den Soldaten, der ihm die Kugel verpasst hatte, von England 14'500 Kilometer in den Südatlantik verschifft hatte.

Aber zurück in den Zoo. Mittlerweile habe ich mir die Aufnahme der Medienorientierung nochmals zu Gemüte geführt. Und da ist mir das hysterische Gekicher einer Hyäne aufgefallen. Plötzlich war mir alles klar: Der Löwe kümmerte sich gar nicht darum, was sich da vor seinem Gehege abspielte. Denn während Jacqueline Fehr ins Mikrofon sprach, erzählte er seinem Nachbarn von schräg gegenüber einen Witz.

Und der ging so: Ein Löwe ruft alle Tiere der Savanne zusammen und befiehlt: «Ihr müsst mir ein Stück Fleisch bringen, sonst haue ich euch meinen Penis auf den Kopf.» Nach einiger Zeit kommt das Kaninchen angehoppelt und stottert: «Tut mir leid, lieber Löwe, aber ich bin ein Kaninchen und kann nicht jagen. Ich habe dir ein Rüebli mitgebracht, das ist auch lecker.» Der Löwe aber kennt keine Gnade und haut dem armen Hoppler den Penis auf den Kopf. Während das Kaninchen malträtiert wird, weint und lacht es abwechselnd. «Warum weinst du?», fragt der Löwe. «Weil es weh tut», jammert das Kaninchen. «Und warum zum Teufel lachst du?» «Da hinten kommt der Igel, und er bringt dir Beeren.»

Freuen wir uns auf das kommende Wahljahr.

Thomas Bacher ist überzeugt davon, dass die Welt um ihn herum immer verrückter wird. Seinen Psychiater möchte er damit nicht belästigen, viel lieber schreibt er darüber.


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