nach oben

Anzeige

Werden Sie Grosi/Oma Nummer eins

Veröffentlicht am: 07.04.2021 – 10.47 Uhr

Im kürzlich erschienen Roman «Omama» schreibt Autorin Lisa Eckhart über das Leben ihrer Oma. So wie es gewesen sein könnte. Darin beschreibt sie auch den Kampf zwischen Oma und Grosi um die Gunst der Enkelkinder, woraus schliesslich nur eine Gewinnerin hervorgeht.

Damit Sie, liebe Leserin, in diesem reifen Duell als Silberrücken-Grosi oder -Oma avancieren, habe ich Ihnen in diesem Blog ein paar Tipps zusammengeklaut, äh, geklaubt.

Als erstes müssen künftige Enkel-Inhaberinnen wissen, ob es überhaupt eine Brut der Brut gibt. Wenn ja, dann am besten gleich Namen und Geschlecht niederschreiben oder noch besser ein Foto des Enkelkindes auf die Netzhaut tätowieren, so können Sie Verwechslungen klein halten. Falls nein, haben Sie noch ein bisschen zu tun. Sind Sie eine junge Mutter, lassen Sie sich von ihrem frischgeborenen Kind per Kreuzchen-Unterschrift vertraglich einen Enkel zusichern.

Wenn sich mühsamerweise herausstellen sollte, dass Sie ein Nest voller Enkelkinder haben, immer zuerst das Schwächste auswählen. Dieses lässt sich, weil völlig vernachlässigt, am leichtesten mit Futter zähmen. Dazu ist ein kleines Auswahlverfahren nötig: Man laufe mit der ganzen Enkelschar durch ein vollbesetztes Altersheim. Nach dieser Frischfleischbeschauung ist das Kind mit der geringsten Spur Spucke und Kneifabdrücken im Gesicht das Auserwählte. Meist ist es auch das Hässlichste. Daran müssen Sie sich gewöhnen und dürfen nicht jedes Mal erschrecken, wenn es bei Ihnen auftaucht, sonst galoppiert der kleine Zentaur beleidigt davon. 

Auf alle Fälle sollten Sie einen kleinen Mastbetrieb für Enkelkinder aufbauen. Eine Sitzbank entlang der Wand, einen schweren Eichentisch, so dass das Enkelbäuchlein sich vor dem Essen grad noch knapp dahinterklemmen kann. Nach den ersten Schokoladenkuchenstücken sitzt das Kind in Ihrem Schraubstocke fest und Sie können es nach Belieben stopfen.

Bei der Enkelfütterung ist es wichtig, dass Sie den Menüplan Ihrer Konkurrentin kennen. Wie auch immer Sie an die Informationen herankommen, als Faustregel gilt: Drei Pärchen Wiener Würstli und zwei Dutzend Gummipärchen drauflegen. Sie werden überrascht sein, wie gierig die Enkelin oder der Enkel die Gummibärchen aus dem Fondue fischt, und danach genüsslich ein Schluck Sirup mit darin schwimmendem Würstlipaar trinkt.

Nun wird es ein wenig kompliziert. Um eine nachhaltige Enkelbindung zu schaffen, müssen Sie sich bewusst sein, ob Sie die Oma oder die Grosi sein wollen. Das ist keinesfalls ein freiwilliger Entscheid oder einer nach Sprachraum definierter, wie uns die Wissenschaft glauben lassen will. Vielmehr sollten Sie die tiefenpsychologischen Vorgänge in Ihrem Enkelkind beachten. Entscheiden Sie sich für Oma, wird das Kind im späteren Leben bei jeder AtOMAusstiegs-Debatte eine tiefe Sehnsucht nach der Oma haben und da wäre es blöd, wären Sie die Grosi.

Wenn sich allerdings imperialistische Tendenzen im Kind bemerkbar machen, dann wird es Sie im Wort GROSSInquisitorin  wiederfinden. Sie können den Weg, den das Enkelkind einschlägt, anhand seiner Eltern ausmacht. Denn die Uterusbesitzerin oder der Hodensackträger vererben das soziale Kapital und dieses wird vom Nachkommen bis zur Pubertät getragen, dann kurz über Bord geworfen und dann wieder reumütig aufgenommen, ist doch klar und unumstösslich.

Der Einfachheit merken Sie sich: Ist das dominantere der Elternteile Kopf einer weltumspannenden Verbrecherorganisation und streichelt immerzu stoisch eine Langhaarkatze,  sind Sie von Vorteil die Grosi. Legt sich das dominantere Elternteil hingegen immerzu bei Atommülltransporten auf die Gleise, sind Sie die Oma.

Um nun noch in der finalen Disziplin Spielzeug als Grosi beziehungsweise Oma den Sieg davonzutragen, müssen Sie sich des Geschlechts des Kindes bewusst sein. Für ein Mädchen kaufen Sie ein Pony und malen es pink an. Ein Bub wird mit der Playstation 5 und dem neuesten Ego-Zombie-Shooter ab 18 ihre Wohnung nicht mehr verlassen wollen. Nun sind Sie am Ziel und haben als perfekte Grosi/Oma Ihren Nierenspender auf sicher.

 

David Marti stellt sich regelmässig tot, wie ein Opossum. Trotzdem treten Menschen auf ihn ein, damit er diesen Blog schreibt.


Dieser Artikel wurde automatisch aus unseren alten Redaktionssystemen auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: servicedesk@zol.ch

Kommentar schreiben

Bitte geben Sie ein Kommentar ein.

Wir veröffentlichen Ihren Kommentar mit Ihrem Vor- und Nachnamen.
* Pflichtfeld

Anzeige

Anzeige