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Der Kaffee-Läster-Blog

Veröffentlicht am: 29.12.2019 – 08.59 Uhr

Schlechte Laune ist etwas äusserst Destruktives. Sie beeinflusst die Arbeitsmoral, die Beziehungen, das Lebensgefühl. Und es gibt Dinge auf dieser Welt, die schlechte Laune beflügeln oder gar verursachen. Beispielsweise schlechter Kaffee.  

Schlechter Kaffee purzelt erst säuerlich über die Zungenspitze Richtung Rachen und verbreitet dann im Gaumen eine Duftwolke aus Holzkohle und Teer. Wer das will, hat eins an der Waffel oder zu lange in Kalabrien gelebt.

Guter Kaffee purzelt erst zitrusfruchtig über die Zungenspitze und entfaltet dann im Gaumen eine Wolke aus Waldbeeren und dunkler Schokolade. Oder so ähnlich.

Guten Kaffee gibt es im Oberland leider praktisch nicht. Schlechten Kaffee hingegen überall. Der Grund dafür ist mir schleierhaft. Unzählige Cafés unterschiedlicher Bäckereiketten begreifen offenbar nicht, dass ihr Name eigentlich Kaffeegenuss impliziert – und dafür brauchts guten Kaffee.

Aber eine anständige Maschine mit anständiger Mühle zu kaufen – das sind nebst der Kaffeebohne selber zwei der entscheidenden Faktoren für einen guten Kaffee –, ist ihnen zu teuer. Sie geben eine Sache als Spezialgebiet aus, von der sie überhaupt keine Ahnung haben.

Und sie bemühen sich nicht einmal darum, etwas Wissen zu erlangen. Wüssten sie, dass es zwei Bohnenarten – Arabica und Robusta – gibt, wäre schon viel gewonnen. Dann wüssten sie vermutlich auch, dass Robusta eine eher günstige, teils als Stinkbohne bezeichnete, Möglichkeit ist, die Kaffeemischung preislich und geschmacklich abzuwerten. Nur das Schäumchen wird besser.

Und sie wüssten dann auch, dass ein reiner Arabica-Kaffee, nicht zu dunkel geröstet, aus einer anständigen Baristamaschine den Gaumen vieler Gäste vermutlich glücklicher machen würde als das, was sie von Morgen bis Abend verkaufen.

Aber die Cafés wollen lieber nicht zu viel Geld für den Kaffee ausgeben. Ist ja lediglich eine Nebensache. Also gibt’s billige Stinkbrühen, auf die sie dann horrende Marchen hauen, um dem Gast einen maximalen Kaffeefrust zu verursachen.

Aber der Gast kehrt trotzdem zurück, denn das Konzept des Kaffeetrinkens ausserhalb der eigenen vier Wände ist ein Gutes. Den Kopf lüften, Geselligkeit geniessen und vielleicht ein Gipfeli mampfen: Dieses Lebensgefühl ist selbst dann noch positiv, wenn der Kaffee unterirdisch ist. Da nimmt man auch dunklen Gestank in der Tasse in Kauf.

Viele Café-Gäste merken allerdings nicht einmal, wie widerlich das ist, was sie gerade – mit viel Milch und Zucker geniessbar gemacht – zu sich nehmen, weil sie nie etwas Besseres hatten. Dabei ginge es auch anders. Wer sich ein bisschen informiert, findet moderne, hochkarätige Kleinröstereien praktisch vor der Haustüre.

Hätte eine Café-Kette endlich die Courage, sich guten Kaffee auf die Fahne zu schreiben, würde vieles besser. Die Laune. Das Leben. Die Welt. Und vermutlich auch der Kaffee aller anderen Café-Ketten.

David Kilchör bestreitet seinen Blog wie sein Leben: Ohne Plan, ohne Themenschwerpunkt. Dafür mit viel Vertrauen, dass es trotzdem gut kommt. Oder zumindest nicht im Desaster endet. Und w enn es doch im Desaster endet, macht er daraus seinen nächsten Blogeintrag.


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