nach oben

Anzeige

Die knallharte Gangsterbraut

Veröffentlicht am: 20.11.2019 – 09.57 Uhr

«Ey, geh bei Seite du Schlam*e, es ist der Big Boss im seidenen Mantel, ich pump die eisernen Hanteln…» Die Stimme des deutschen Rappers Kollegah ist in meinen Ohren unglaublich laut, das Lied in voller Lautstärke aufgedreht. Der Bass wummert. Mit erhobener Brust trete ich an eben diese eisernen Hanteln und packe pro Seite 17 Kilogramm Gewicht darauf, bevor ich drei Sätze Kniebeugen mache.

Der am Anfang erwähnte Song von Kollegah. Spoiler: Er ist nicht jugendfrei. (Video: Youtube) 

Natürlich befinde ich mich in meinem Kopf schon längst nicht mehr in einem völlig normalen Fitnessstudio in Volketswil, sondern in einer Muckibude irgendwo im Berliner Ghetto. Die Geräte sind abgenutzt, leichtere Scheiben als zehn Kilogramm gibt es nicht, Blasen an den Händen gehören dazu. Wer hier trainieren will, muss knallhart sein. Am besten hat man schon einmal ein Auto gestohlen und dieses geschrottet, mindestens einmal im Knast gesessen oder mit harten Drogen gedealt.

Ganz klar gehöre ich zu dieser Zielgruppe. Zumindest fühle ich mich so, wenn ich trainiere – dann beherrschen nämlich Rapper wie Kollegah, Capital Bra, Sido (natürlich nur die alten Songs) und Eminem meine Playlist. Von «Geh beiseite du H*rensohn» bis zu «til’my legs give out» höre ich alles.

Nicht jugendfrei? Scheissdrauf. Andeutung von Gewalt? Ich bin hart im Nehmen. Mit Drogen im Kofferraum viel zu schnell vor den Bullen fliehen? KLAR BRUDER, gib mal Gummi! Natürlich fahre ich die Karre selber, denn: Ich bin in der Szene bekannt dafür, wie gut ich mit 600 Pferden umgehen kann. Wer mir blöd kommt, muss Mut haben. Ich bin gnaden-, rücksichts- und emotionslos. Das ist allgemein bekannt.

So fühle ich mich vor, aber vor allem während des Trainings. 

Eine richtige Gangsterbraut halt.  Bis ich mein Training beende.

Dann spaziere ich in die Garderobe, nehme meine Kopfhörer ab und verstaue diese sorgfältig in meiner Sporttasche - im dafür vorgesehenen Case, sie sollen durch eine mögliche Erschütterung auf dem Nachhauseweg nicht verbogen werden. Bevor ich mit meinem Auto – das 95 PS hat – losfahre, überprüfe ich, ob das Licht auch eingeschaltet ist und ich angeschnallt bin. Eine Busse kann ich jetzt gerade wirklich nicht gebrauchen. 

Dann mache ich mich auf den Weg. Unterwegs tapst ein Kätzchen über die Strasse – Vollbremse. Vielleicht steige ich sogar aus, um ein Foto zu knipsen. Zuhause angekommen, erzähle ich meiner Mitbewohnerin aufgeregt vom «uhhh herzigen Büsi» und zeige ihr das Foto. Sie teilt meine Begeisterung.

Ein paar «Jööööööös» später schmiere ich mich mit Sportcreme ein, um dem Muskelkater von meiner vorherigen Trainingseinheit entgegenzuwirken – ist total unangenehm, sich mit schmerzenden Oberschenkeln auf die Toilette zu setzen, das kann ich Ihnen sagen. Kurz darauf steht mein Mitbewohner im Türrahmen und hält mir einen Drink entgegen. «Du, ich, Usgang. Hüt. Bis am früehe Morge.»

Geschockt schaue ich zuerst ihn an, dann meine Wanduhr. «Du weisch, das ich das under de Wuche nöd mach. Und überhaupt, es isch scho halbi 11i - ich muss morn am halbi 7i wieder ufstah imfall.»

Mit diesem Kommentar schliesse ich meine Zimmertür vor seiner Nase und mache mich bettfertig: Flauschige Kuschelsocken, Mickey-Pyjamahosen und ein Shirt mit dem Aufdruck «Princess». Bevor ich mein Handy zur Seite lege, lasse ich meine «Good Night»-Playlist laufen, die eigentlich nur aus James Blunt und Robbie Williams besteht. Dann versinke ich in meine vier Kissen. 

Wie ein Engelchen auf Wolken. 

Talina Steinmetz ist das Redaktionsküken. Mit 22 Jahren möchte sie das Wochenende noch voll ausnutzen. Technopartys bis tief in die Nacht, spontane Motorradausflüge und längere Sporteinheiten gehören zur Tages-, beziehungsweise Wochenendordnung. Montags trotzdem fit zu sein, ist ihre Stärke. Und falls das mal nicht der Fall sein sollte, helfen Fotos von Babybüsis oder das Schreiben eines Blogs.


Dieser Artikel wurde automatisch aus unseren alten Redaktionssystemen auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: servicedesk@zol.ch

Kommentar schreiben

Bitte geben Sie ein Kommentar ein.

Wir veröffentlichen Ihren Kommentar mit Ihrem Vor- und Nachnamen.
* Pflichtfeld

Anzeige

Anzeige