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Höllentrip in Versace

Veröffentlicht am: 19.05.2019 – 09.00 Uhr

Liebe jüngste Schwester

Immer im Mai denke ich besonders oft an dich. Wenn sich die Sichtung von Hochzeitspaaren und Festgesellschaften in Pastell häuft, überfällt mich jeweils das dringende Bedürfnis, mich bei dir zu entschuldigen, dafür, was ich dir bei deiner Hochzeit alles angetan habe. Praktischerweise mache ich jetzt diesen Blog hier und kann endlich öffentlich Abbitte leisten! Also, liebe Alex, bitte entschuldige:

  • Dass ich mit einem Giganto-Riss in der Strumpfhose aufgetaucht bin. Der Klettverschluss der Lackschuhe meines Töchterchens…
  • Dass ich in der Kirche nicht mal die paar Segenssprüche ohne Tränen hingekriegt habe, obwohl unser Vater davor den Gästen sehr proaktiv verkündet hat, ich sei als Radiojournalistin quasi ein Profi.
  • Dass besagte Tochter am Apéro immer den Schinken, Lachs und Salami von den Canapés gepickt hat.
  • Dass ich die geschätzten 20 blutten Canapé-Brötli verschwinden liess, statt sie zu essen, aber ich mag Brot ohne Alles nicht so.
  • Dass nach der Kirche eines der zwei Autos, mit denen wir mit unseren vielen Cousinen unterwegs waren, nicht angesprungen ist und wir zu spät zum Essen gekommen sind.
  • Dass der Versace-Anzug meines Mannes ein bisschen ölverschmiert war nach dem Überbrückungsversuch (obwohl die Farbe des Anzugs grossartig zu unserem Auto gepasst hat!)
  • Dass ich einige Cousinen mit meinem Mann auf dem Parkplatz zurückgelassen habe, weil das mit dem Überbrücken nicht geklappt hat.
  • Dass euer Trauzeuge dann viel Zeit damit verbracht hat, zu meinem Mann, den Restcousinen und dem Auto zurückzufahren und doch noch den Motor zum Starten zu bringen (das nächste Mal kaufen wir auch gescheiter einen Audi statt einen VW mit Öko-Motörli).
  • Dass ich mich mit dem funktionierenden Auto und den Cousinen dann auch noch verfahren habe.
  • Dass meine Tochter in einen Blumentopf in eurer Location gepinkelt hat, genau hinter unserem Onkel. Es war ein Notfall, und die Alternative…
  • Dass mein Sohn unterdessen einem herzigen Mädchen Seifenblöterliwasser über das rosa Kleid gekippt hat.
  • Dass der Sohn zwischen Lachs und Zitronengrassuppe getestet hat, was passiert, wenn man einen Ballon in eine Kerzenflamme hält.
  • Und dass mein Hochzeitsbeitrag nach all dem eine, sagen wir, erhöhte Beachtung fand («Die Schwöschter mit de Panne? Die mitem Bisi? Ah, die wo i de Chile brüelet hett?»).

Danke, Alex, dass du immer noch mit mir redest. Und falls du uns mal wieder schick einladen möchtest: Der Versace-Anzug ist gereinigt!

Isabelle Maissen fragt nicht, ob sich Beruf und Familie vereinen lassen. Sie packt einfach alles ins Leben, was ihr wichtig scheint: Den abenteuerlichen Alltag mit zwei Schulkindern, einen Job, der jeden Tag anders daherkommt und viel Auslauf in Form von sportlicher Betätigung. Manchmal liegt auch etwas Schlaf drin. Der Ehemann «hilft» nicht im Haushalt, sondern erledigt genauso selbstverständlich seine Hälfte, wie sie ihre Hälfte zum Einkommen beiträgt. Die Ehe funktioniert trotzdem und die Kinder wirken soweit unbeschädigt.


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