nach oben

Anzeige

Um 0.15 Uhr in der Nacht auf Samstag startete Franz Wagner seine Fahrt. (Foto: Michael Hotz), Im Busdepot Grüzefeld wird vor der Abfahr nochmals das Fahrzeug inspiziert. (Foto: Michael Hotz), Beim Busbahnhof muss Franz Wagner die Ruten auf einer anderen Leitung platzieren. (Foto: Michael Hotz)

Winterthurer Busleitungen vor dem Eis schützen

Franz Wagner sorgt dafür, dass das Winterthurer Oberleitungsnetz für die Trolleybusse auch im Winter eisfrei bleibt. «Züriost» hat den Allgäuer Busmechaniker auf einer seiner nächtlichen Frostfahrten begleitet.

Um 0.15 Uhr in der Nacht auf Samstag startete Franz Wagner seine Fahrt. (Foto: Michael Hotz), Im Busdepot Grüzefeld wird vor der Abfahr nochmals das Fahrzeug inspiziert. (Foto: Michael Hotz), Beim Busbahnhof muss Franz Wagner die Ruten auf einer anderen Leitung platzieren. (Foto: Michael Hotz)

Veröffentlicht am: 27.02.2018 – 15.06 Uhr

Wenn Franz Wagner zu seinem Einsatz aufbricht, sind fast alle seiner Berufskollegen längst zuhause. Es ist kurz nach 24 Uhr in der Nacht auf Samstag, einer der zahlreichen frostigen Winterabende. Der Busmechaniker muss die Oberleitungen des Winterthurer Trolleybusnetzes mit einem Gemisch aus Frostschutz- und Enteisungsmittel besprühen.

«Wenn es Eis auf den Leitungen hat, fliesst der Strom nicht mehr richtig. Das kann starke Spannungsschwankungen und Unterbrüche in der Stromzufuhr auslösen», so Franz Wagner. Fahraussetzer von Bussen seien dann möglich.

Vor Abfahrt begutachtet Franz Wagner ein letztes Mal das Enteisungsauto im Busdepot Grüzefeld: ein Nutzfahrzeug in den Farben von Stadtbus. Auf der Ladebrücke befindet sich ein 700-Liter-Tank und eine aufgesetzte Rutenanlage. Die zwei Ruten werden wie bei den Trolleybussen ans Stromleitungsnetz angehängt. Über Düsen wird das Mittel als Nebel unten an die Leitungen gesprüht.

Die Fahrt dauert bis zu drei Stunden

Um 0.15 Uhr beginnt Franz Wagner seine Fahrt. «Jetzt ist das perfekte Zeitfenster, denn wir bewegen uns zeitlich zwischen zwei Bussen», erklärt er, zurückgreifend auf knapp fünf Jahren Berufserfahrung. Draussen weht ein eisiger Wind, es ist kalt. Bei Temperaturen ab Null Grad und tiefer sowie einer Luftfeuchtigkeit über 80 Prozent ist eine Enteisungsfahrt nötig. Beides ist an diesem Tag gemäss Meteo-Informationen gegeben.

Zweieinhalb bis drei Stunden braucht er – je nach Verkehr. «Es ist Freitagabend, heute werden mehr Menschen auf den Strassen anzutreffen sein als sonst», sagt Franz Wagner. Vor allem beim Hauptbahnhof merke man das. Diesen wird er auf seiner Schicht noch mehrmals durchfahren.

Für ihn wird es immer grün

Dorthin ist er nun auch unterwegs. Gleich nach wenigen Metern greift der Allgäuer in die Trickkiste. Auf der Höhe Deutweg befindet sich seit kurzem eine Baustelle wegen den Arbeiten für die Sportarena Win 4. Franz Wagner drückt auf einem Baustellensender die an der Ampel angegebene Zahl – und tatsächlich, nach wenigen Sekunden wird es grün. «Es klappt», freut sich Franz Wagner. Wenn die Technik funktioniert, ist der Busmechaniker zufrieden.

Auch die fix installierten Lichtsignale schalten sofort auf grün, sobald sich das Enteisungsfahrzeug nähert. Es ist mit einem Gerät ausgestattet, von dem viele Fahrer träumen. Wie die Linienbusse hat es eine sogenannte Ampelsteuerung eingebaut.

Es gilt, mehrere Dinge zu beachten

Franz Wagner ist froh darum. Das «Frosten», wie die Stadtbus-Mitarbeiter zu einer Enteisungsfahrt sagen, sei schon anstrengend genug. «Ich habe auf mehrere Dinge zu achten. Natürlich muss ich den Verkehr im Auge behalten, dazu darf ich höchstens 25 Stundenkilometer schnell fahren. Auch muss ich die Weichen der Leitungen richtig einstellen.»

Auf einem Bildschirm kann er das Sprühbild beider Düsen beobachten. Diese werden von einer Kamera erfasst. Gerade jetzt werden die Leitungen schön gleichmässig benebelt. Auf der Fahrt tags zuvor war dies anders. «Am Donnerstag wurde das Mittel nicht mehr harmonisch verteilt. Die Düsen waren verstopft», berichtet Franz Wagner. So musste er dieses Problem zuerst beheben, bevor er seinen Auftrag weiter ausführen konnte.

65 Fahrten im letzten Winter
Das Winterthurer Oberleitungsnetz für die Trolleybusse ist gemäss Stadtbus-Kommunikationsleiter Reto Abderhalden rund 50 Kilometer lang. Hauptsächlich umfasst es die Linien 1, 2 und 3, deren Leitungen beim «Frosten» mit dem Mittel besprüht werden. Im letzten Winter waren Reto Abderhalden zufolge insgesamt 65 Frostfahrten nötig. In dieser Periode kamen bisher 44 Einsätze zusammen.

Deshalb sei er erst um 4 Uhr im Bett gewesen, vier Stunden später habe er gleichwohl nicht mehr schlafen können. «Diese Fahrten bringen den Rhythmus durcheinander, das zehrt an den Kräften.» 

Heikle Stelle locker gemeistert

Trotzdem geht Franz Wagner weiter konzentriert und pflichtbewusst seiner Arbeit nach. Gerade ist er an der Endhaltestelle der Linie 2 in Seen angekommen. «Hier muss man wegen der engen Kurve aufpassen, dass die Ruten nicht von der Leitung springen», sagt der Allgäuer. Er meistert die Stelle problemlos.

Kurz schüttelt er sich, er merkt die Müdigkeit. Noch muss er die Linien 1 und 3 abfahren. Zuerst geht es auf den Rosenberg, dann über Töss nach Oberwinterthur. Schliesslich ein letztes Mal durch den Bahnhof nach Oberseen und zurück ins Busdepot. Dann hat Franz Wagner endlich seinen verdienten Feierabend.


Dieser Artikel wurde automatisch aus unseren alten Redaktionssystemen auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: servicedesk@zol.ch

Kommentar schreiben

Bitte geben Sie ein Kommentar ein.

Wir veröffentlichen Ihren Kommentar mit Ihrem Vor- und Nachnamen.
* Pflichtfeld

Anzeige

Anzeige