Frauen, die zu den gleichen Bedingungen den gleichen Job ausüben, sollen ebenso viel verdienen wie ihre männlichen Kollegen. Was logisch klingt, ist in der Realität aber noch nicht der Fall. Deswegen widmete sich der diesjährige 1. Mai, der Tag der Arbeit, dem Thema Lohngleichheit.
Um 10 Uhr begann die Demo auf der Steinberggasse, via Graben, Stadthausstrasse und Bahnhof. Die Demonstranten forderten laut die gleichen Arbeitsbedingungen für alle Geschlechter. Doch nicht nur die Arbeitswelt war ein Thema. Auch die Einmischung der Schweiz in verschiedene Kriege, beispielsweise durch Waffenexporte, wurde durch Gesänge kritisiert. Unter anderem mit dem Slogan «Irak, Syrien, Türkei. Bei jeder Schweinerei ist die Schweiz dabei.» Nach der Demonstration wurde eine Flagge der YPG gehisst und ein gebastelter Panzer, auf dem das Gesicht vom türkischen Präsidenten Erdogan zu sehen war, angezündet.

«Lohngleichheit jetzt umsetzen»
Durch die eigentlichen Reden auf dem Neumarkt führte ab 11 Uhr die kürzlich frischgewählte SP-Stadträtin Christa Meier. «37 Jahren sind vergangen seit der Lancierung des Gleichstellungsartikels in der Schweiz. Und wir sind immer noch nicht viel weiter», zeigte sie sich in ihrer einleitenden Rede enttäuscht. Deswegen sei es nun umso wichtiger, die realistische Forderung nach einer Lohngleichheit endlich umzusetzen.

Rückblick auf die letzten 100 Jahre
Die bekannteste Referentin war Juso-Präsidentin Tamara Funiciello. Sie betonte, dass ihr das heutige Motto «Lohngleichheit, Punkt» zu wenig weit ginge. Lohngleichheit sei eine realistische Selbstverständlichkeit und müsste endlich umgesetzt werden. Noch wichtiger sei es aber, die Stimmen der Frauen und LGBT-Personen auf die Strasse zu bringen, die auch in anderen Bereichen noch unterdrückt werden.
Sie blickte zurück: «Vor 100 Jahren haben hunderttausende Menschen der Geschichte unseres Landes einen neuen Drive gegeben. Sie haben für wichtige Errungenschaften gekämpft, wie die Gleichberechtigung, die AHV oder auch die Verkürzung der Arbeitszeit. 50 Jahre später, im Mai 1968, ging man erneut auf die Strasse, um sich für Frieden, das Frauenstimmrecht und das Recht am eigenen Körper einzusetzen. Heute aber erleben wir einen flächendeckenden Angriff von rechter Seite auf diese Errungenschaften.»
Nur wenige würden profitieren
Die Grundidee der Schweiz, dass alle Menschen vom erarbeiteten Wohlstand gleich profitieren sollten, existiere nicht mehr. Zusammengefasst kritisierte sie, dass 99 Prozent ihren Schweiss dafür geben, dass ein Prozent im Wohlstand leben kann. «Wenn die 300 reichsten Menschen in diesem Land letztes Jahr 60 Milliarden Franken reicher wurden, auf der anderen Seite aber hunderttausende Menschen trotz Arbeit nicht über die Runden kommt, die AHV grosse Lücken aufweist und die Arbeitszeit immer erhöht wird, stimmt etwas grundlegendes nicht.» Sie rief zur Revolution auf: «Wieso sollen wir noch still sein? Wir verlangen nach besseren Lebens- und Arbeitsbedingungen und werden dafür noch bedroht! Denn nichts anderes ist es, wenn man mit dem Wegzug oder der Schliessung von Unternehmen droht, nur weil die Mitarbeiter alle fair behandelt werden wollen.»
Viel Applaus erhielt sie für ihre Aussage: «Ohne uns geht es nicht, und das müssen wir öffentlich zeigen.»

«Migrantinnen werden in die Schwarzarbeit gedrängt»
Eine weitere Referentin aus Winterthur war Carla Ruckstuhl, die bei den letzten Gemeinderatswahlen als jüngste Kandidatin auf der SP-Liste gesetzt war. Sie wies darauf hin, dass Geschlechter noch zu sehr in Rollen gepresst werden. So werde man immer noch in schlechter bezahlte «Frauenberufe» gedrängt, «zudem haben wir täglich mit Sexismus und psychischer Gewalt zu kämpfen.» Weiter müsse man mit Migrantinnen solidarisieren, die auf dem hiesigen Arbeitsmarkt kaum eine Chance erhalten, «auch, weil ihre Ausbildungen aus ihren Heimatländern nicht akzeptiert werden. Dadurch landen sie zu oft in der Schwarzarbeit.» Es müssten sich nun alle für eine gerechtere Welt zusammenschliessen, «auch Männer, da diese ebenfalls vom Kapitalismus ausgebeutet werden.»
Feier auf dem Neumarkt
Nach weiteren Reden, unter anderem von Paul Rechsteiner, dem Präsidenten des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, wurde die Festwirtschaft auf dem Neumarkt eröffnet. Diese läuft noch bis heute Abend, ab 14 Uhr gibt es Konzerte. Es ist das erste Mal seit zehn Jahren, dass diese Feierlichkeiten dort stattfinden. Dies, weil das neue Frühlingsfest Winterthur die sonst übliche Lokalität, die Reithalle, reserviert hat.
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