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«Ich leide stark unter der 4G-Technologie», sagt Adrian Hauser. Der Winterthurer ist seit 17 Jahren elektrosensibel. (Foto: Tina Schöni), Um sich vor hochfrequentierter elektromagnetischer Strahlung zu schützen, ist der 36-Jährige stets mit einem Elektrosmog-Messgerät unterwegs. (Foto: Tina Schöni), Dieses gibt ihm an, wie hoch die Intensität der Strahlenbelastung ist. (Foto: Tina Schöni)

«Ich leide stark unter der 4G-Technologie»

Adrian Hauser (36) reagiert auf elektromagnetische Strahlung hypersensibel. 2001 war es besonders schlimm. Der elektrosensible Winterthurer bekam starke Kopfschmerzen, litt an Herzrasen und Zuckungen. Um sich zu erholen, zog er sich für zwei Jahre in die Berge zurück.

«Ich leide stark unter der 4G-Technologie», sagt Adrian Hauser. Der Winterthurer ist seit 17 Jahren elektrosensibel. (Foto: Tina Schöni), Um sich vor hochfrequentierter elektromagnetischer Strahlung zu schützen, ist der 36-Jährige stets mit einem Elektrosmog-Messgerät unterwegs. (Foto: Tina Schöni), Dieses gibt ihm an, wie hoch die Intensität der Strahlenbelastung ist. (Foto: Tina Schöni)

Veröffentlicht am: 14.03.2018 – 09.45 Uhr

Eigentlich ist Adrian Hauser ein Stadtmensch, wie er selbst sagt. Doch in Zukunft werde er wohl oder übel aufs Land ziehen müssen. Der Grund: Seit mittlerweile 17 Jahren ist der heute 36-Jährige elektrosensibel und reagiert empfindlich auf elektromagnetische Strahlen. Die weit verbreitete kabellose Datenübertragung und die hohen Grenzwerte für Mobilfunkanbieter machen ihm zu schaffen.

Arbeitsunfähig wegen Symptomen

Angefangen hatte bei ihm alles 2001 an seinem damaligen Arbeitsplatz in einer Firma im Zürcher Oberland. Der Winterthurer vermutet, dort einer sehr hohen Strahlenbelastung ausgesetzt gewesen zu sein, die zu seinen körperlichen und psychischen Beschwerden führten. «Irgendwann begannen diese heftigen Kopfschmerzen, dann kamen Schlafstörungen, Herzrasen, Zuckungen und Kontrollverluste hinzu. Am Wochenende liessen die Symptome nach, ehe sie montags im Geschäft wieder stärker wurden», erinnert er sich. Seine Konzentration habe immer mehr nachgelassen, schliesslich sei er zusammengebrochen.

Ärzte glaubten erst, er sei bei der Arbeit überlastet gewesen. «Ich war aber überzeugt, meine Symptome mussten einen anderen Ursprung haben. Sie stimmten nämlich exakt mit jenen von elektrosensiblen Personen überein», erinnert er sich. Später habe auch sein Hausarzt in einem Attest eine sogenannte Elektrosensibilität vermutet. Laut Bafu (Bundesamt für Umwelt) wird die elektromagnetische Hypersensibilität bisher nicht offiziell als Krankheit anerkannt. Die Wissenschaft ist sich uneinig.

Zwei Jahre lang untergetaucht

Adrian Hauser stellte sich ein eigenes Reha-Programm auf. Zwei Jahre lang lebte der damals 22-Jährige zurückgezogen in einem Keller in den Bergen – abgeschottet von jeglichem Elektrosmog. «Arbeiten war für mich unmöglich. Mein Körper brauchte Ruhephasen, um wieder fit zu werden.»

Psychisch sei diese Zeit eine enorme Belastung gewesen. Weil er weder Mobiltelefon noch Internet benutzte, habe er kaum Kontakt mit Freunden gehabt. In diesem jungen Alter sei das «wahnsinnig schwer» gewesen. Der Winterthurer fühlte sich alleingelassen. «Das Verständnis von meinem Umfeld, Ärzten und Behörden fehlte. Ich dachte mir, so müssen sich Flüchtlinge fühlen, die physische Gewalt erleben.»

Strahlenschutz im eigenen Heim

Mittlerweile lebt der 36-Jährige wieder in Winterthur und fühlt sich den Umständen entsprechend gut. «Ganz weg sind die Symptome natürlich nicht. Aber ich habe meinen Lebensstil angepasst, ernähre mich sehr gesund und plane regelmässig Ruhephasen ein. So bin ich weniger empfindlich.»

Seine Wohnung in Winterthur hat er saniert. Alle elektronischen Geräte sind mit Kabel ans Netzwerk angeschlossen, Steckdosen hat er mit Netzfreischaltern versehen und über dem Bett installierte er einen Baldachin. «Auch der Vorhang und die Wandfarbe sind nicht zur Dekoration. Sie schirmen hochfrequentierte elektromagnetische Strahlung ab», erklärt er. Geht Adrian Hauser nach draussen, zieht er sich entsprechende Schutzkleidung an und nimmt sein Elektrosmog-Messgerät mit. Dieses zeigt ihm jeweils die Intensität der elektromagnetischen Strahlung an.

Hauptberuflich ist der Betriebsökonom in der Telekommunikationsbranche tätig. Ein Widerspruch? «Das habe ich mich erst auch gefragt», sagt er, «aber ich habe beruflich ja nicht bloss mit Strahlung zu tun. Ausserdem kann ich genau in diesem Bereich auch für Verbesserung sorgen.»

Funkfreie Zonen in Winterthur

Von der Stadt Winterthur wünscht sich Adrian Hauser, dass sogenannte «weisse Zonen», also funkfreie Gebiete, geschaffen werden. Sie sollen ein Rückzugs- und Erholungsort für elektrosensible und andere Personen sein. «Ausserdem muss der Bund unabhängige Forschung zulassen», fordert er.

Dass bald schon die fünfte Mobilfunk-Generation (5G) eingeführt wird, beobachtet der Winterthurer sehr kritisch. Die Elektrosmog-Belastung sei jetzt schon zu hoch. Er betont: «Ich leide noch immer stark unter der 4G-Technologie.»

Mit dieser Ansicht ist er nicht allein. Auch Ilona Berger aus Winterthur stört sich an der permanenten Bestrahlung, wie aus ihrem Leserbrief an den «Stadi» hervorgeht: «Ist es Dummheit oder Strategie, dass in Windeseile immer mehr nichtabschaltbare Wlan-Geräte gratis oder in Aktionen vermarktet werden? Das zwingt uns förmlich zu einer gegenseitigen Befunkung, die wir ungewollt Tag und Nacht über uns ergehen lassen müssen. Wehren wir uns: bessere Technik, Zulassungskontrollen und Aufklärung statt Grenzwerterhöhung!»


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