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Das Kulturland zwischen Bahnhof und Autobahn soll zu einem Gewerbegebiet werden. Die Einzonung wurde abeim September abgelehnt. , Lucia Gerber, GLP-Mitglied und baldige Gemeinderätin, ist grundsätzlich gegen die Einzonung von Kulturland. PD

Gewerbegebiet kommt nochmals vors Volk

Der Wiesendanger Gemeinderat lässt die Bevölkerung im November nochmals übers regionale Gewerbegebiet zwischen Bahnhof und Autobahn abstimmen. Das Areal soll in einem Stück eingezont werden, die Entwicklung aber neu in mehreren Etappen geschehen.

Das Kulturland zwischen Bahnhof und Autobahn soll zu einem Gewerbegebiet werden. Die Einzonung wurde abeim September abgelehnt. , Lucia Gerber, GLP-Mitglied und baldige Gemeinderätin, ist grundsätzlich gegen die Einzonung von Kulturland. PD

Veröffentlicht am: 28.05.2018 – 11.08 Uhr

Bei einer Rekordteilnehmerzahl von 488 Stimmberechtigten lehnten die Wiesendanger im September 2017 die Einzonung der zwölf Hektaren Kulturland zwischen Bahnhof und Autobahn deutlich ab. Nun werden die Wiesendanger erneut über das Gewerbegebiet abstimmen – und zwar bereits im kommenden November.  «Eine  grössere Abkühlungsperiode von rund zwei Jahren wäre uns lieber gewesen», gesteht Urs Borer (FDP), der am 1. Juli das Gemeindepräsidium von Kurt Roth (FDP) übernehmen wird. Aber: «Die Zeit drängt.»

Sechs Millionen stehen auf dem Spiel

Als Grund für die Dringlichkeit wird das kantonale Mehrwertausgleichsgesetz ins Feld geführt, das aktuell angepasst wird. Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass bei Einzonungen ab Ende April 2019 eine Mehrwertabgabe von 20 Prozent an den Kanton fällig wird. Stimmen die Wiesendanger der Einzonung des Kulturlandes beim Bahnhof vor diesem Stichdatum zu, erhält die Gemeinde einige Millionen Franken mehr in ihre Kasse, argumentiert der Gemeinderat.

So müsste Wiesendangen fürs gemeindeeigene Land rund eine Million Franken an den Kanton abgeben. Dazu würde der Infrastrukturbeitrag von fünf Millionen entfallen, der mit dem Besitzer des restlichen Kulturlands ausgehandelt worden ist. Stattdessen wäre eine Mehrwertsabgabe in gleicher Höhe an den Kanton fällig. «Es bräuchte dann neue Verhandlungen mit dem privaten Grundeigentümer. Ob sich dieser darauf einlassen würde, ist unklar», merkt Urs Borer an.

Firmen zogen aus Wiesendangen weg

Der Wiesendanger Gemeinderat bringt diese Vorlage aber auch nochmals vors Volk, weil er weiterhin davon überzeugt ist, dass der Bedarf an lokalen Arbeitsplätzen weitgehend unbestritten ist. Dies hätten die offenen Gesprächsrunden gezeigt, die der Gemeinderat im Frühjahr mit verschiedensten Interessensgruppen geführt hat (wir berichteten).

Eine repräsentative Umfrage mit 2000 Personen aus dem letzten Herbst bestätige diesen Befund ebenfalls. «Mehrere Firmen wie beispielsweise die Mühlebach Akustik und Molinari Rail haben unser Dorf in den letzten Jahren verlassen, weil sie keinen Platz gefunden haben», betont Kurt Roth. Hochbau-Vorsteherin Bettina Huber (FDP) ergänzt: «Wir haben gerade fürs produzierende Gewerbe vergleichsweise wenig Arbeitsplätze in der Region.»

Gestaltung erfolgt in mehreren Etappen

Der Gemeinderat verfolgt das Projekt des regionalen Gewerbegebiets neu stückweise. Über einen Zeithorizont von 15 bis 20 Jahren soll das gesamte Areal etappiert erschlossen und freigegeben werden, wobei jede Etappe nicht grösser als vier Hektaren sein darf. Wird der Einzonung zugestimmt, will der Gemeinderat zunächst zusammen mit der Bevölkerung ein Entwicklungskonzept fürs ganze Areal ausarbeiten. Dieses wird anschliessend in je einem Gestaltungsplan pro Etappe konkretisiert, der jeweils von der Gemeindeversammlung abgesegnet werden muss.

In der Neuauflage wird auch gewissen Einwänden der Gegnerschaft mehr Rechnung getragen. Etwa werden zusätzliche ökologische Auflagen definiert. Es sollen Dächer und Fassaden begrünt oder mit Solaranlagen versehen werden. Zwischen den Gebäuden sind dazu Freiräume vorgesehen. Von der ersten Vorlage übernommen wird die Vorschrift, dass fossile Energie maximal 30 Prozent des Gesamtbedarfs ausmachen darf. Um den Verlust von Kulturland zumindest ein Stück weit aufzuwiegen, sollen weniger fruchtbare Böden mit Humus aus dem Arbeitsplatzgebiet aufgewertet werden.

Bessere Kommunikation und Mobilisierung

Kurt Roth spricht bezüglich der neuen Vorgehensweise von einer nun mehrheitsfähigen Lösung: «Die geäusserten Bedenken bei den Gesprächsrunden hatten grossen Einfluss auf die Ausgestaltung der neuen Vorlage.» Die Chancen, die das Gewerbegebiet biete, müssten nun besser nach Aussen kommuniziert werden.

Vor der Gemeindeversammlung im September war dies dem Gemeinderat nach eigener Ansicht nicht genügend gut gelungen. «Wir waren von der grossen Mobilisierung der Gegner überrascht», hatte Kurt Roth schon in diesem Frühjahr eingestanden. Bettina Huber fügt dem nun an: «Viele Befürworter sind damals zuhause geblieben, weil sie das Geschäft für eine sichere Sache hielten.» Ob der Wiesendanger Gemeinderat den Puls der Bevölkerung richtig liest, wird sich spätestens im November zeigen.

GLP ist gegen Einzonungen von Kulturland

Die lokale GLP hatte sich im Vorfeld der Gemeindeversammlung im September als einzige Ortspartei gegen die Vorlage fürs Gewerbegebiet gestellt. Auch bezüglich der Neuauflage hat sich die Einstellung der örtlichen Grünliberalen nicht grundlegend geändert, wie Lucia Gerber auf Anfrage mitteilt. «Wir tun uns immer noch schwer mit der Einzonung von Kulturland», sagt das Vorstandsmitglied der GLP Wiesendangen-Bertschikon, das ab 30. Juni dem dortigen Gemeinderat angehört.

Wie weitere Vertreter verschiedener Interessensgruppen wurde auch Lucia Gerber vergangene Woche vom aktuellen Gemeinderat über die neue Vorlage informiert. «Wir behalten uns vor, die öffentliche Auflage des Geschäfts abzuwarten, bevor wir als Partei eine klare Position einnehmen.» An der offenen Vorstandssitzung im Juni werde die Thematik eingehend diskutiert und anschliessend eine Entscheidung getroffen,  wie die GLP zum Vorhaben des Arbeitsplatzgebietes stehe.


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