nach oben

Anzeige

In der Alten Kaserne ist Ayad Qassem unter anderem für die Haustechnik zuständig. (Bild: Christian Saggese)

Eine Erfolgsgeschichte der Integration

Ayad Qassem (36) schloss die Lehre zum Fachmann Betriebsunterhalt EFZ als einer der Kantonsbesten ab – obwohl er erst vor sieben Jahren, ohne Deutschkenntnisse, in die Schweiz kam. Die Geschichte einer gelungenen Integration.

In der Alten Kaserne ist Ayad Qassem unter anderem für die Haustechnik zuständig. (Bild: Christian Saggese)

Veröffentlicht am: 18.07.2017 – 15.14 Uhr

Wer öfters die Alte Kaserne besucht, dürfte ihm bereits einmal begegnet sein: Ayad Qassem, 36, wohnhaft in Oberwinterthur. Der Südjemenit schloss soeben seine Lehre  als Fachmann Betriebsunterhalt EFZ ab – und zwar als einer der Kantonsbesten.

Die Abschlussnote 5,4 ist umso beeindruckender, da Ayad Qassem erst vor sieben Jahren, völlig ohne Deutschkenntnisse, in die Schweiz kam. «Winterthur ist seither meine neue Heimat geworden», sagt der zweifache Familienvater, und man glaubt ihm jedes Wort.

Ayad Qassem war es wichtig, sich vom ersten Tag an in die Schweizer Gesellschaft einzugliedern. Und er hofft, dass sein Beispiel einer äussert gelungenen Integration weitere Einwanderer und Flüchtlinge dazu motiviert, ebenfalls anzupacken und die einmalige Chance auf ein neues Leben in der Schweiz sinnvoll zu nutzen.

Mit dem Gefängnis gedroht
Rückblick: In Jemen herrscht seit Jahren Bürgerkrieg. Als Journalist fühlte sich Ayad Qassem damals verantwortlich, die dortigen Machenschaften aufzudecken. Dies wurde dem heute 36-Jährigen fast zum Verhängnis. «Das damalige autoritäre Regime unterdrückte Reporter und liess diese auch verhaften.» Als auch Ayad Qassem mit dem Gefängnis gedroht wurde, traf er die Entscheidung, in ein sicheres Land zu gehen. Schnell sei ihm klar gewesen, dass er in die Schweiz kommen wolle. «Die Schweiz war für mich schon immer ein Vorbild, was Meinungsfreiheit und ein stabiles politisches System betrifft.»

Vor sieben Jahren kam er alleine über die Schweizer Grenze, zuerst in ein Asylheim in Kleinandelfingen, danach via Flaach nach Winterthur. «Ich habe oft gehört, Schweizer seien gegenüber Fremden eher verschlossen. Dies kann ich gar nicht bestätigen, ich wurde stets sehr freundlich behandelt», zeigt er sich dankbar. Nur einmal, da wurde er von einer Frau wegen seiner Sprachdefizite ausgelacht. «Doch dies motivierte mich umso mehr, durch Freiwilligenkurse und dem Lesen von Zeitungen Deutsch zu lernen und eine Chance im Berufsmarkt zu erhalten.» 

Leidenschaft für den Beruf
Da Ayad Qassems Herz auch heute noch für den Journalismus schlägt, besuchte er bei der Radioschule Klipp & Klang in Zürich den Bildungs- und Arbeitsintegrationskurs «Vitamin B». «Zum Abschluss durften wir eine Sendung beim Winterthurer Radio Stadtfilter moderieren. Dort lernte ich meinen Berufsbildner Kilian Schmid kennen, der für die Haustechnik der Alten Kaserne zuständig ist.» Er bot Ayad Qassem die Lehrstelle zum Fachmann Betriebsunterhalt an. Eine Möglichkeit, die sich der Oberwinterthurer natürlich nicht entgehen liess. 

Heute blickt er stolz auf die letzten drei Jahre Ausbildung zurück. «Es ist ein Job, denn ich insbesondere aufgrund seiner Abwechslung mit viel Leidenschaft ausübe.» So ist die Frohnatur unter anderem dafür zuständig, dass im Kulturzentrum die Haustechnik-Systeme funktionieren, die Lokalität sauber glänzt, die Pflanzen spriessen und generell die Infrastruktur auf dem neusten Stand ist. 

Winterthur als neue Heimat
Für die Abschlussprüfung habe Ayad Qassem Tag und Nacht gebüffelt, «insbesondere versuchte ich stetig mein Deutsch zu verbessern.» Der Aufwand hat sich gelohnt, wie die starke Abschlussnote von 5,4 zeigt. Nun gilt es, einen neuen Job zu finden, denn eine Festanstellung sei bei der Alten Kaserne leider nicht möglich. «Um Inputs bin ich dankbar.»

Vor vier Jahren konnte Ayad Qassam übrigens den Familiennachzug beantragen und seine beiden Töchter sowie seine Ehefrau in die Schweiz holen. «Auch sie geben momentan ihr Bestes, um sich schnellstmöglich zu integrieren.» Ziel sei, langfristig in der Schweiz Fuss zu fassen. «Ich habe noch viele Verwandte in Jemen, die ich besuchen möchte, wenn es die Umstände zulassen. Aber mein neuer Lebensmittelpunkt ist eindeutig in Winterthur. Ich schätze hier die Offenheit der Bevölkerung und das Zusammenleben der verschiedensten Kulturen.» 
 


Dieser Artikel wurde automatisch aus unseren alten Redaktionssystemen auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: servicedesk@zol.ch

Kommentar schreiben

Bitte geben Sie ein Kommentar ein.

Wir veröffentlichen Ihren Kommentar mit Ihrem Vor- und Nachnamen.
* Pflichtfeld

Anzeige

Anzeige