Arbeitslose Winterthurerin fasst Mut zur Selbsthilfe
Seit einem Jahr ist Samantha* aus Winterthur auf Jobsuche. Mit einer Selbsthilfegruppe will sie neuen Mut finden und sich mit Gleichgesinnten austauschen. Claudine Frey vom Selbsthilfezentrum Winterthur unterstützt die 25-Jährige.



Samantha* hat über 80 Bewerbungen im letzten Jahr versandt. Erfolgreich war die 25-jährige Winterthurerin bisher mit keiner. «Leider müssen wir Ihnen mitteilen...» hiess es in den Rückmeldungen nur allzu oft. Es fehle ihr an beruflicher Erfahrung oder ein anderer Bewerber passe besser ins Team, so die Gründe der Absagen. «Es ist mittlerweile wirklich sehr frustrierend», erzählt die junge Kauffrau. Schliesslich kämen auch im jungen Alter mit der Zeit Zukunftsängste und Sorgen wegen finanzieller Engpässe auf.
Ein Entscheid mit Konsequenzen
Zu ihrer scheinbar ausweglosen Situation kam es 2017. Nachdem ihre dreijährige Lehre in einem Dienstleistungsunternehmen beendet war, verlor ihr Job an Intensität. Sie erzählt: «Ich wollte Neues lernen und mich weiterbilden, doch mein Arbeitgeber hatte keine Zeit, um mich in einen neuen Bereich einzuarbeiten. Folglich hatte ich kaum etwas zu tun.»
«Jugendliche sollten von Arbeitgebern mehr gefördert werden.»
Samantha*, Winterthurerin ohne Job
Da sie viel mit Englisch sprechenden Kunden zu tun hatte, plante sie, ihre Sprachkenntnisse in einem dreimonatigen Auslandaufenthalt aufzubessern. Da ein mehrmonatiger Ausfall an ihrem damaligen Arbeitsort aber nicht möglich war, fasste sie schliesslich einen Entschluss und reichte ihre Kündigung ein.
Wunsch nach mehr Förderung
Als Samantha Ende August zurückkehrte, fand sie keinen neuen Job – bis heute nicht. Sie bezieht Arbeitslosengeld, machte einen Bewerbungskurs und sucht mittlerweile gar nach beruflichen Alternativen. Auch Praktika, eine Zweitausbildung und die Berufsmaturität zog sie in Betracht.
«Wir sind gespannt, ob ein solcher Austausch auf Interesse stösst.»
Claudine Frey, Selbsthilfezentrum Winterthur
Die junge Frau ist der Ansicht, dass gerade für junge Menschen die Situation auf dem Arbeitsmarkt noch verbessert werden sollte. «Hier besteht Handlungsbedarf. Ich würde mir wünschen, dass Jugendliche mehr gefördert werden und Arbeitgeber auch jüngere, motivierte Menschen einstellen, die noch über wenig Berufserfahrung verfügen.»
Austausch unter Gleichgesinnten
Statt aufzugeben und Trübsal zu blasen, will sich Samantha nun selbst helfen. Ihr Plan: eine Selbsthilfegruppe in Winterthur ins Leben zu rufen. «Ich bin überzeugt davon, dass ich nicht die einzige junge Person in dieser Lage bin. Unter Gleichgesinnten könnten wir uns austauschen, uns Mut machen und uns gegenseitig Tipps geben.» Claudine Frey vom Selbsthilfezentrum Winterthur unterstützt das Vorhaben. «Bisher gab es solche Gruppen nur für ältere Personen. Wir sind deshalb gespannt, ob ein solcher Austausch auf Interesse stösst.»
* Name der Redaktion bekannt
Selbsthilfegruppe jung und arbeitslos
Die Treffen werden im Holderplatz 4 in Winterthur stattfinden. Interessierte können sich anmelden unter 052 213 80 60 oder via info@selbsthilfe-winterthur.ch. Mehr Informationen zu dieser und weiteren Selbsthilfegruppen sind auf der Homepage zu finden.
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