Polen, Frankreich, Deutschland und dann die Schweiz: Die 31-jährige Künstlerin Paula Tyliszczak hat viele Heimatsorte – oder keinen. Zurzeit lebt sie in Uster, weil sie in der Kunstkiste ihr Werk zeigen darf und möglichst nahe beim Atelier wohnen will, das ihr während der Aussstellungsszeit zur Verfügung gestellt wird.
Die Ausstellung hat den Titel «I feel blue, they sense rose» und ist Teil von Paula Tyliszczaks Abschlussarbeit für die Berner Hochschule der Künste. Einfach gesagt geht es der Künstlerin darum, zu zeigen, wie die Medizin den Körper der Frau betrachtet. Die Ausstellung sei als eine kritische Auseinandersetzung mit dem Blick der Wissenschaft zu verstehen.
Als Künstlerin der Generation Digital Natives besteht Tyliszczaks Kunst grösstenteils aus Video- und Toninstallationen. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit arbeitet sie für eine grosse Kunstsammlung, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Augäpfel auf blauen Handschuhen
Die Kunstkiste ist zurzeit fast leer. Auf einer weissen Bank sitzend betrachtet man einen Bildschirm hinter Glas. Er zeigt ein Video bestehend aus Bildern der medizinischen Sammlung der Universität Zürich. Da sind etwa Hände in blauen Handschuhen zu sehen, die zwei Augäpfel in die Kamera halten. Dazu hört man die Stimme der Künstlerin, die das Gesehene auf Englisch erst beschreibt und dann anfängt, zu hinterfragen. «Die Wissenschaft hat ein normatives Bild über Frauen erschaffen, dass nur selten hinterfragt wird», sagt die Künstlerin dazu.
Sie entdeckte das Thema für sich, als sie selbst eine Patientin war. «Ich wollte verstehen, woher dieser Blick kommt. Mir war klar, dass er nicht von der Ärztin selber stammt, die mich untersucht hat, sondern dass ihr das von der Wissenschaft so beigebracht wurde.» Sie habe angefangen, historische Modelle zu betrachten oder Puppen aus dem 19. Jahrhundert und habe gemerkt, wie eng verbunden die Wissenschaft mit der Politik und der Monarchie ist. «Ca me travaille», sagt Tyliszczak, die im Gespräch immer wieder von Deutsch zu Englisch und ins Französische wechselt.
Die nachdenkliche Polin zieht es vor, über ihre Kunst statt über ihre Person zu sprechen. Wo sie als nächstes leben wird, weiss Tyliszczak noch nicht: «Ich werde dort wohnen, wo ich Kunst machen kann.»
Die Kunstkiste steht auf dem Zeughausareal. Die Video-Installation bleibt bis 26. November bestehen.
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