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Der Italienverein «Associazione Culturale Svizzera-Italiana» sorgte mit den selbstgemachten Gnocchi für ein bisschen Gelage-Feeling. (Foto: Deborah von Wartburg), Auch die mittlerweile amtierende Stadtpräsidentin Barbara Thalmann (SP) war vor Ort und diskutierte mit. (Foto: Deborah von Wartburg)

Neue Partnerschaften und ein altes Trauma

Am Samstag trafen sich die Kulturschaffenden von Uster, um über das Kulturleitbild 2020 zu diskutieren und Änderungsbedarf anzubringen. Zu reden gab erneut die Villa am Aabach, sowie die Partnerschaft mit der Deutschen Stadt Prenzlau.

Der Italienverein «Associazione Culturale Svizzera-Italiana» sorgte mit den selbstgemachten Gnocchi für ein bisschen Gelage-Feeling. (Foto: Deborah von Wartburg), Auch die mittlerweile amtierende Stadtpräsidentin Barbara Thalmann (SP) war vor Ort und diskutierte mit. (Foto: Deborah von Wartburg)

Veröffentlicht am: 03.07.2018 – 06.00 Uhr

Ein «Gelage»: Das klingt nach Völlerei und Übertreiben. Davon konnte am «Kulturgelage» von vergangenem Samstagvormittag im Zeughaus aber keine Rede sein. Zwar gab es Gnocchi und Rotwein vom Italienverein Uster, die Stimmung blieb jedoch professionell und sachlich. Am Kulturgelage treffen sich jedes Jahr Ustermer Kulturschaffende und –interessierte, sowie Vertreter von Stadt und Politik um ein Schwerpunktthema zu diskutieren. Nachdem im vergangenen Jahr die Erschliessung eines breiteren Publikums behandelt wurde, stand dieses Jahr das Kulturleitbild 2020 im Fokus. An diesem Leitpapier sollen sich laut Christian Zwinggi, dem Kulturbeauftragten der Stadt Uster, die Politiker im Hinblick auf die Kulturpolitik der verbleibenden zwei Jahre orientieren. Es wurde im Jahr 2010 verfasst und gab seither immer wieder zu reden.

Inspirierende Vorträge und die Realität

In sieben zufällig ausgelosten Arbeitsgruppen sollten die Teilnehmer je einen Teilabschnitt im Leitbild genau anschauen und dazu die Fragen diskutieren: Was gibt es bereits? Was für dringende Anpassungen sind nötig? Und: Stimmt die Zielsetzung noch? Die Ergebnisse wurden jeweils auf Flipchart-Papierbögen festgehalten und aufgehängt. Welches Ziel man bereits aufgeben musste, nimmt Christian Zwinggi gleich vorweg. Ein Kulturspaziergang, bei dem man die verschiedenen Vereine hätte kennenlernen können, scheiterte anscheinend an der Kontaktaufnahme. Mails seien nicht beantwortet worden. Viel passiert sei hingegen bei der Stadtbibliothek. Dort habe man mittlerweile eine Stelle geschaffen, die laut Zwinggi dafür sorgen solle, dass die Bibliothek zum «Begegnungsort» wird.

Partnerstadt in Frage gestellt

In den Arbeitsgruppen zeigt sich ein gemischtes Bild. Mit vielem sind die Gruppen bereits zufrieden. Kritisiert wurde etwa dass Kunst am Bau, welches ein formuliertes Ziel im Kulturleitbild gewesen sei, noch zu wenig stattfinde. Zudem sind einige Massnahme mittlerweile überholt. So haben die Verfasser des Kulturleitbildes im Jahr 2010 unter dem Einsatz «neuer Medien» einen Bildschirm im Stadthaus verstanden. Weil sich die digitale Welt mittlerweile gewandelt hat, wünschen viele, dass dieser Punkt der heutigen Realität mit Instagram und Facebook angepasst wird.

Im Bereich Bildung wird der Wegfall der «Usterbühne» kritisiert, sowie der Schwerpunkt auf die Jugend. Es fehle die Erwachsenenbildung, heisst es von den Teilnehmern. Ein weiterer Knackpunkt: die Partnerstadt Prenzlau. «Von der Partnerschaft merkt man gar nichts», sagt ein Teilnehmer. Es ist sogar die Rede davon, diese ganz zu kippen. In mehreren Gruppen ist auch der «Herzkern» ein Thema. Es wird mehrfach vorgeschlagen, dass der Verein, der mehr Leben in das Ustermer Stadtzentrum bringen will, die Kultur stärker miteinbeziehen soll.

Das Trauma mit der Villa am Aabach

In der Arbeitsgruppe Haltung und Publikum stellten die Teilnehmer fest, dass die Verfasser im Jahr 2010 das Kulturleitbild wohl aus einer pessimistischen Post-« Villa am Aabach-Abstimmungs»-Moral heraus geschrieben hatten. So standen da Zielformulierungen wie «Ustermer Politiker für Kulturveranstaltungen gewinnen und einbinden», was laut den Gruppenmitgliedern aus heutiger Perspektive selbstverständlich sei. Kurz vor dem Verfassen des Kulturleitbilds 2020, hatte sich der Souverän im Jahr 2008 und 2009 sowohl gegen eine Kunstgalerie ausgesprochen, als auch dagegen, dass die Villa in eine Stiftung überführt wird. Dies wurde damals heiss diskutiert und floss wohl auch in das Leitbild. Einer der prominentesten Gegner der Kunstgalerie war der kürzlich abgetretene Stadtpräsident Werner Egli (SVP). In einem Abschiedsinterview sagte Egli, dass er seit der Abstimmung für einige Teile der Kulturszene ein Feindbild sei.

Spielraum für Nischen bewahren

Die neue Stadtpräsidentin Barbara Thalmann (SP) sagt nach der Diskussion, sie habe von solchen Streitigkeiten nichts gehört. Ihre Parteizugehörigkeit sei in der Kulturlandschaft aber sicher kein Nachteil. «Ich kenne halt viele schon von früher. Das hilft natürlich im Dialog.»

Thalmann ist bezüglich der kulturellen Entwicklung der Stadt optimistisch. «Uster hat eine reiche und besondere Kulturlandschaft.» Sie kenne aber die Befürchtungen einiger Kulturschaffender, dass das Zeughaus zu einem Elfenbeinturm werden könnte. Diese hätten Angst, dass so viel Geld in das Projekt investiert wird, dass die lokalen Künstler sich die Mieten nicht mehr leisten können. «Das muss man verhindern», sagt Thalmann. «Mein Traum ist, dass man nicht schon von Anfang an alles definiert, sondern sich einen offenen Rahmen mit Spielraum für Nischen und spontane Ideen bewahrt.»


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