«Das Geläuf ist toll präpariert», sagt Ernst Wettstein anerkennend. Der Sport- und Handelsstallbesitzer aus dem nahen Wermatswil ist begeistert über die Bedingungen, welche die Organisatoren des Reitvereins Uster für die Pferdesporttage Uster der Ausgabe 2018 geschaffen haben. Kein Sand, sondern ein fast samtweicher Grasteppich lädt so richtig zum Springen ein.
Während sich Ernst Wettstein immer mal wieder unter die zahlreichen Zuschauer, die es sich rund um die Wettkampffläche am Samstag an den Festtischen bequem gemacht haben, mischt, ist Tochter Estelle quasi im Dauereinsatz. Sie absolviert alle nationalen Springprüfungen des Tages – auf verschiedenen Pferden, die im grosszügigen Pferde-Camion untergebracht sind.
Nach der Prüfung über die 1,35 Meter hohen Hindernisse ortet die 21-jährige noch «Luft nach oben». Mit jungen Pferden aus dem eigenen Familienstall legte sie am Vormittag bei den ersten zwei Prüfungen den Fokus eher auf Erfahrungsgewinn. Schritt für Schritt sollen sich Clabautermann, Jordan und Time for Fun an höhere Hindernisse gewöhnen. Je einen Abwurf musste sie verzeichnen.
Auf die Frage, wann sie denn zum ersten Mal im Sattel gesessen sei, muss Estelle Wettstein bei den Eltern nachforschen. «Aha, mit acht Jahren habe ich am ersten Springwettkampf teilgenommen», wird ihr dann bewusst. Vater Ernst präzisiert, dass sie aber schon als Drei- oder Vierjährige auf dem Pferderücken mitgeführt worden sei.
Wenn das Adrenalin pumpt
Die 21-jährige, die eine KV-Ausbildung an einer privaten Sportschule in Zürich absolviert und die Berufsmatur im Selbststudium nachgereicht hat, strotzt nur so vor Tatenkraft. Das Adrenalin pumpe bei ihr an Tagen wie diesen extrem, bekräftigt sie. Rund 35 Stunden verbringt sie wöchentlich im Sattel. «Im Training und Wettkampf, aber auch zu Ausbildungszwecken». Man dürfe sie derzeit deshalb getrost als Profi-Sportlerin bezeichnen, findet sie.
Estelle Wettstein, das wird schnell spür- und sichtbar, lebt ihre Leidenschaft. Die 21-jährige mag sich aber nicht auf eine Disziplin festlegen. Als eine von ganz wenigen Sportlerinnen schweizweit auf diesem Leistungsniveau schafft sie nämlich den Spagat zwischen Springen und Dressur.
«Beim Dressurreiten ist ein höheres Mass an Perfektion gefordert», erklärt sie. Ihr gefalle dabei auch die Herausforderung, kreative und künstlerische Akzente zu setzen. Beim Springen sei dann eher Geschicklichkeit gefragt. «Ja, und vielleicht auch eine Portion Draufgängertum», meint sie mit einem herzhaften Lachen.
«Unmögliches möglich machen»
Das Reitsportgen ist Estelle Wettstein quasi in die Wiege gelegt worden. Und auch der Spagat zwischen Dressur und Springen scheint irgendwie logisch zu sein: Die Mutter war Dressurreiterin, der Vater Springreiter. Estelle Wettstein beschreibt sich selber als mutig, ehrgeizig und bisweilen perfektionistisch. Sie wolle ihr Motto «Unmögliches möglich machen» leben, das treibe sie täglich an.
Ihre bisherigen Erfolge haben auch andere wahrgenommen. Aufgrund ihres Alters gehört sie nun zwar nicht mehr dem nationalen Juniorinnen-Springkader an. Im Dressurreiten hat sie jedoch den Status als Elite- und U-25-Kaderangehörige. «Die schnellen Erfolge», sagt Estelle Wettstein, «sind im Reitsport eher unwahrscheinlich.» Es sei wichtig, sich für das Pferde Zeit zu nehmen und viel Qualität in Ausbildung und Training zu investieren.
Auf die Prüfungen vom Dienstag freut sich Estelle Wettstein besonders. Dann steht das Hauptereignis der Pferdesporttage, die nationale Springprüfung über 1,55 Meter, an. Mit dem zehnjährigen Time for Fun will Estelle Wettstein dann so richtig Spass haben und sich wichtige Zähler mit Blick auf die Qualifikation für die Schweizermeisterschaften sichern.
Ein Doppelsieg zum Abschluss
Mit einem Doppelsieg des Westschweizer Elitekaderreiters Anthony Bourquard endete das erste Wochenende der Pferdesporttage Uster, an dem Nationale Prüfungen ab der Stufe N125 und höher zur Austragung kamen.
In der abschliessenden Hauptprüfung, einem N145 mit Stechen, war Bourquard eine Klasse für sich. Er siegte mit Tanaelle du Moulin und belegte mit Cayetana den zweiten Rang. Mit beiden Pferden blieb er – als einer von acht Reitern – im Stechen fehlerfrei und legte Zeiten hin, die sich für die Konkurrenz als unerreichbar entpuppten.
Als einziger Oberländer erreichte der Gossauer Stefan Meierhans das Stechen. In der Runde der 24 besten Paare verzeichnete er auf Sun Boy du Chatelet einen Abwurf, was ihm letztlich den elften Rang unter 16 klassierten einbrachte. (zo)
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