Weit über hundert WM-Spiele hat er moderiert, nun ist der «Schnurri der Nation» das erste Mal seit der Weltmeisterschaft 1974 in Westdeutschland nicht an einer Fussball-Endrunde dabei. Die lange Karriere von Beni Thurnheer als Live-Kommentator endete mit dem Sieg Deutschlands über Argentinien im Final vor vier Jahren.
Als Moderator Stefan Nägeli am Montag beim «Lunchtalk» von Tele Top und der Zürcher Oberland Medien AG die Schweizer Fernseh-Koryphäe darauf anspricht, ist dieser gar nicht so unglücklich darüber: «Eigentlich ist es recht angenehm, denn die heutigen Anforderungen an einen Kommentator sind enorm. Auf meine SRF-Kollegen wartet in Russland eine riesen Reiserei.» Da sei es viel gemütlicher, Zusammenfassungen einiger WM-Spiele von zuhause aus zu machen.
Insgesamt acht WM-Endspiele durfte der Winterthurer kommentieren. Am besten in Erinnerung ist ihm der allererste Final geblieben, der am 11. Juli 1982 in Madrid stattgefunden hat – an seinem 33. Geburtstag. Weltmeister wurde Italien, das Deutschland im Finale 3:1 besiegte.
Der Abnützungskampf im Halbfinal 1970
Eine andere Partie zwischen diesen beiden Ländern ist für Beni Thurnheer auch das beste Spiel, das er je gesehen hat: das WM-Halbfinale 1970. «Es begann als stinklangweiliger Match. Italien ging früh in Führung und mauerte danach nur noch. Erst in der Nachspielzeit glich Karl-Heinz Schnellinger für Deutschland aus. In der Verlängerung waren dann beide Mannschaften in der Höhe von Mexiko-Stadt am Ende ihrer Kräfte. Italien gewann am Schluss 4:3», erinnert er sich an jenes Spiel, als sei es gestern gewesen.
In solchen Momenten, wenn der «Schnurri der Nation» in Erinnerungen schwelgt, ist seine immense Leidenschaft für Fussball zu spüren. Dieses Feuer kommt auch bei den Zuschauern des «Lunchtalks» an. Sie hängen ihm an den Lippen und bringen hin und wieder einen kurzen Kommentar an oder nicken zustimmend mit dem Kopf, weil auch sie sich dann jene Geschehnisse wachrufen: die Zeit Beni Thurnheers mit Günter Netzer als Experten an seiner Seite oder der glorreiche 4:1-Sieg der Schweizer Nati gegen Rumänien 1994 in den USA. «Wir hatten damals mit Sutter, Sforza, Chapuisat und Co. ein gutes Team zusammen und mit Roy Hodgson einen guten Trainer.»
Auf den Spuren der U17-Weltmeister
Der aktuellen Schweizer Mannschaft gesteht Beni Thurnheer ebenfalls viel Können zu. Er hoffe, dass die Spieler mit der richtigen Einstellung ins Turnier gingen. «Wer denkt ‹ich muss ja nicht unbedingt gewinnen›, kommt nicht weit. So wird man vielleicht Bundesrat, aber nicht Weltmeister.»
Auf die Frage von Stefan Nägeli, wie weit die Schweiz den kommen wird, antwortet der Winterthurer zuerst ausweichend. «Vom Einzug in den Viertelfinal bis mit null Punkten wieder heimreisen ist alles möglich.» Dann wird er doch noch konkreter: An der U17-WM 2009 besiegte die Nati zuerst Brasilien, dann die Deutschen, die in diesem Jahr im Achtelfinal lauern könnten. Im Final gewann sie gegen Nigeria, das in Russland auch mit dabei ist. Er schlussfolgert: «Laut der U17-WM müsste die Schweiz also Weltmeister werden.»
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