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Das neue Element wird an das Hauptgebäude angefügt. (Foto: PD)

Innovatives Wohnmodul ganz aus recycelten Materialien

Das Experimentalgebäude von Empa und Eawag in Dübendorf ist um ein Modul reicher: Das Unit «Urban Mining & Recycling» wurde vollständig aus wiederverwertbaren oder kompostierbaren Materialien konstruiert.

Das neue Element wird an das Hauptgebäude angefügt. (Foto: PD)

Veröffentlicht am: 08.02.2018 – 11.33 Uhr

Wenn die Verantwortlichen des Nest, des modularen Forschungs- und Innovationsgebäudes jeweils anlässlich eines neuen Moduls die Medienvertreter einladen, kommen diese meist in Schaaren. Dies auch deshalb, weil die Empa mit ihren Innovationen im Bereich Architektur und Bautechnik weltweit an der Spitze ist. Auch am Donnerstag kamen zahlreiche Journalisten, als ein neuer Gebäudeteil feierlich eröffnet wurde, der ganz aus Abfall besteht, wie die beiden Forschungsanstalten Empa und Eawag mitteilten. Er soll künftig zwei Studierenden als Wohnung dienen und den Wandel der Bauindustrie in Richtung Kreislaufwirtschaft befördern.

Nach dem Wohnen auf den Kompost

Innovation in der Architektur, bei Baumaterialien und der Haustechnik ist nicht nur als fortschrittlich zu werten. Sie ist vielmehr notwendig, denn die Ressourcen für die Baustoffe werden immer weniger. Bereits jetzt würden in den industriellen Staaten durchschnittlich 330 Tonnen Baumaterial pro Person anfallen, sagt Werner Sobek von der Universität Stuttgart, der die Unit konzipiert hat. In Anbetracht der wachsenden Bevölkerung gehe es auch darum, dass die Kinder von morgen noch genügend Wohnraum haben werden, sagt Sobek. Deshalb mache sich die Bauindustrie in Zeiten von knapper werdenden Ressourcen vermehrt Gedanken, wie Materialien mehrfach genutzt werden könnten. Der neue Bau setze diese Ideen konsequent um. Das Material des Wohnmoduls kann nach dessen Rückbau dereinst «vollständig und sortenrein wieder- oder weiterverwendet, rezykliert oder kompostiert werden».

«Die verwendeten Materialien werden nicht verbraucht und dann entsorgt, sie sind vielmehr für eine bestimmte Zeit aus ihrem Kreislauf entnommen und werden später wieder in diesen zurückgeführt», erklärt Dirk E. Hebel das Konzept. Der Leiter des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) hat die Idee für das Recycling-Haus zusammen mit Felix Heisel vom KIT und Werner Sobek von der Universität Stuttgart entwickelt.

Holz und rezyklierte Kupferplatten

Verbaut wurden am Wohnmodul etwa neuartige Dämmplatten aus Pilz-Myzelium, wiederverwertete Isolationsmaterialien und geleaste Teppichböden. Das Tragwerk und grosse Teile der Fassade bestehen aus unbehandeltem Holz. «Sämtliche Verbindungen können einfach rückgängig gemacht werden, weil die Materialien beispielsweise nicht verklebt, sondern gesteckt, verschränkt oder verschraubt sind», so Heisel.

 

Zusätzlich zum Holz besteht die Einfassung der Fassade aus wiederverwendeten Kupferplatten. Diese hatten zuvor das Dach eines Hotels in Österreich gedeckt. Auch die Türklinken aus Messing wurden im Modul wiederverwendet. Sie waren zuvor in einer belgischen Bank verbaut. Damit wird ein Objekt eines ausgedienten Baus wieder für denselben Zweck genutzt. Auffallend ist auch die Deckenbeleuchtung. Sie besteht aus LED-Flächenleuchten, die mit einem schrägen Hals an der Decke montiert sind.

Das Modul selbst wurde in einem Werk in Deutschland vorfabriziert und innerhalb eines Tages ins Nest-Forschungsgebäude in Dübendorf eingebaut. In die Dreizimmerwohnung werden zwei Studierende einziehen, die regelmässig über ihre Alltagserfahrungen berichten werden. „Auch dem Wohngefühl und der Identifizierbarkeit ist bei der Konzeption eine grosse Bedeutung zugekommen“, betont Werner Sobek. Diese seien wesentlicher Bestandteil der Architektur. Auf die Frage des dereinst möglichen Einsatzes des Moduls bei Marktreife sagt Sobek, dass er Verwendung sowohl für Einfamilienhäuser wie auch für Wohnblöcke sehe. Für letztere sehe er insofern gut Eignung, da die Module versetzt angeordnet werden könnten und damit mehr soziale Qualität bieten würden.


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