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Zwei Illnauer gegen die Online-Konkurrenz: Tobias Schneider und Simon Schnellmann (v.l.) im Ladenlokal von Travel Worldwide in Zürich. (Bild: Nicolas Zonvi)

Neues Ladenlokal für kaufkräftige Reisekunden

Immer mehr stationäre Reisebüros schliessen - eine Folge der Digitalisierung. Trotzdem hat der Illnauer Simon Schnellmann ein Ladenlokal zu seinem Reisebüro Travel Wordwide in Zürcher eröffnet. Mit 21 Angestellten trotzt es der Konkurrenz aus dem Internet.

Zwei Illnauer gegen die Online-Konkurrenz: Tobias Schneider und Simon Schnellmann (v.l.) im Ladenlokal von Travel Worldwide in Zürich. (Bild: Nicolas Zonvi)

Veröffentlicht am: 19.10.2016 – 08.53 Uhr

Dem stationären Reisebüro ­wurde schon oft der Untergang prophezeit. Gegen die zunehmende Billigkonkurrenz aus dem Internet hätte es kaum
eine Chance, heisst es. Und: Die Kunden würden heutzutage lieber orts- und zeitunabhängig im Netz recherchieren und buchen. Dort stünden ihnen neben einer Vielzahl professioneller Ange­bote auch alternative Dienstleistungen der Sharing Economy zur Auswahl.

Ein Illnauer trotzt dem Trend

Simon Schnellmann sieht nicht aus wie jemand, der das Vertrauen in die Tourismusbranche ­verloren hätte. Im Gegenteil: Der Illnauer Reisefachmann mit den auffälligen Tattoos auf dem Unterarm strahlt Selbst­bewusstsein und Zuversicht aus. Schnellmann ist Inhaber und Geschäftsführer der Travel Worldwide AG. Während andere Reisebüros schliessen, hat er am Montag ein neues Ladenlokal im Zürcher Niederdorf eröffnet.

Sein Unternehmen belegt nun nicht mehr nur die zweite und dritte Etage eines schmucken Altbaus am Zwingli-Platz beim Grossmünster, sondern auch das Erdgeschoss. Damit verfügt das Reisebüro zum ersten Mal über ein richtiges Ladengeschäft. «Das gibt uns einen repräsenta­tiven Touch», sagt Schnellmann.

Selbstständigkeit mitten in der Krise

2008 hatte sich der gelernte Reiseverkehrskaufmann selbständig gemacht. Zunächst beschränkte sich das Dossier seines Unternehmens noch auf den asiatischen Raum, den er durch etliche Reisen bestens kannte.

Damals war die Krise der stationären Reisebüros schon stark zu spüren. Die Digitalisierung warf althergebrachte Geschäftsstrategien über den Haufen. Schnellmann sucht nach einer Möglichkeit, Online- und Offline-Kanäle sinnvoll zu verzahnen: «Heute haben wir für jede Destination eine eigene Internet-Domain, wo sich die Kunden mit unseren Beratern in Verbindung setzen können», sagt er.

Wissen aus eigener Erfahrung

Alle Berater seien Experten für jeweils eine Destination. Mindestens einmal im Jahr reisen sie in die entsprechenden Länder, um die Qualität der Ange­bote zu überprüfen und neue Optionen zu erschliessen. Auf 24 Internet-Domains werden 101 Destinationen weltweit angeboten. «Das Wissen, das wir unter diesem Dach zusammenbringen, ist gewaltig», sagt Schnellmann.

Anders als bei den grossen ­Online-Portalen wie travel.ch oder booking.com sind bei Travel Worldwide keine Online-Buchungen möglich.

Das hat in erster Linie mit dem Reisedossier zu tun: Abgesehen vom skandinavischen Raum bietet das Unternehmen nur Langstreckendestinationen an. Den Pauschalurlaub nach Mallorca kann man dort nicht buchen. «Das ist eine typische Direkt­destination, die viele Online-Anbieter standardmässig im Programm haben. Dafür braucht man nicht zwingend eine Beratung», sagt Schnellmann.

Reisen bis 40 000 Franken

Mit seinen Reisen nach Asien, Amerika oder Australien zielt Travel Worldwide auf eine kaufkräftige Kundschaft, die sich eine individuell zusammengestellte Fernreise etwas kosten lässt. «Der Durchschnittswert unserer Dossiers liegt bei 11 000 Franken», sagt Schnellmann. Manche Kunden geben sogar bis zu 40 000 Franken für ihren Urlaub aus. «Solche Reisen bezahlt man nicht online per Kreditkarte», sagt er.

Erfahrungsgemäss hätten diese Kunden eher wenig Ferien und legten deshalb Wert auf ein besonderes Urlaubserlebnis. «Sie haben keine Zeit, 50 Erfahrungsberichte auf Tripadvisor zu lesen, die sich dann teilweise stark widersprechen», sagt Marketingchef Tobias Schneider. «Wir vermitteln ihnen im Be­ratungsgespräch den Urlaub, der ihren Wünschen und Bedürfnissen entspricht.»

Ein zweiter Illnauer mit dabei

Schneider stammt ebenfalls aus Illnau. Er und Schnellmann sind als Nachbarn aufgewachsen und haben gemeinsam in einer Rockband gespielt. «Simon wollte immer, dass ich bei ihm im Reisebüro arbeite», sagt Schneider. 2012 stieg der ausgebildete Marketingmanager dann bei Travel Worldwide ein.

Anfangs war Schneider skeptisch, ob ein stationäres Reisebüro noch eine Zukunft hat. Auch Banken und Investoren hielten sich zurück. Der Grund: Das Reisebüro hatte neben Asien zunächst keine weitere Desti­nationen im Angebot. «Das war ein grosses Risiko, denn ein Tsunami oder ein Erdbeben hätte mir die Geschäftsgrundlage entzogen», sagt Schnellmann.

Wachsen mit Casino-Gewinn

Damit war klar: Das Reisebüro musste die gesamte Welt abdecken und ein rasantes Wachstum hinbekommen. Um das Start­kapital trotz fehlenden Investoren zusammenzubringen, bezog Schnellmann ein Vorerbe. «Es fehlten aber immer noch 50 000 Franken», sagt er.

In der Not entschloss sich Schnellmann, alles auf eine Karte zu setzen. Er brachte sein Geld ins Casino – und gewann. Nun konnte er mit Travel Worldwide durchstarten. In wenigen Mo­naten realisierte er so viele ­Reisedossiers, dass Investoren hellhörig wurden. «Wir erzielten siebenstellige Umsätze», sagt er.

Mit Unterstützung von Investoren wuchs auch der Mitar­beiterstamm. Nach und nach kamen weitere Destinationen dazu. ­Heute beschäftigt das Reisebüro 21 Mitarbeiter. Bis März 2017 will Schnellmann auf 26 Mitarbeiter aufstocken. Investoren braucht Travel Worldwide nicht mehr.

Ein Chef ohne eigenes Büro

«Unser Umsatz ist über die Jahre permanent angestiegen», sagt Schnellmann. In diesem Jahr setzt sich der Aufwärtstrend fort: Nach Abschluss der Reisedossiers zeichnet sich ein Umsatz von 24,5 Millionen Franken ab. Das entspricht einem Plus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Schnellmann selber ist acht Wochen pro Jahr unterwegs. Auch als Geschäftsführer arbeitet er weiter als Berater für den asiatischen Raum. Ein eigenes Büro hat er nicht. «Als Chef ist es mir wichtig, dort zu sein, wo das Geld verdient wird. Ich will wissen, wie es an der Front zugeht und wo es allenfalls Probleme gibt.»

Weitere Informationen unter:


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