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Toni Troxler mit einer Holzskulptur, die auf dem Brückenplatz in Illnau aufgestellt wird. (Bild: Fabienne Montepeque)

Das schwierige Geschäft mit alten Möbeln

Toni Troxler ist einer der wenigen, die das Handwerk des traditionellen Polstern noch beherrschen. Doch das Geschäft ist schwierig und der Illnauer hat immer weniger Kunden. So bleibt ihm mehr Zeit, um sein Hobby auszuleben: Er schnitzt Holzskulpturen. Einige davon werden auf dem neuen Brückenplatz in Illnau aufgestellt.

Toni Troxler mit einer Holzskulptur, die auf dem Brückenplatz in Illnau aufgestellt wird. (Bild: Fabienne Montepeque)

Veröffentlicht am: 26.04.2017 – 16.28 Uhr

Noch stehen die Holzskulpturen gedrängt un­ter einer grüner Blache: Ein sitzender Senior, eine Frau mit zwei Kindern und ein jugendlicher Skateboarder. Der Illnauer Toni Troxler schnitt sie mit der Kettensäge aus Baumstämmen. Die natürlichen Risse im Holz und die grobe Bearbeitung geben den farbigen Figuren ein etwas rustikales Aussehen. Sie zieren schon bald den neuen Platz unter der Eisenbahnbrücke in Illnau, der am Dienstag ein­geweiht wird (siehe Ende des Artikels).

«Ich habe viel zu tun gehabt in den letzten Tagen», sagt der 64-jährige Troxler. Den definitiven Auftrag für die Skulpturen habe er im Januar erhalten, bis Anfang April mussten sie fertig geschnitzt sein. Troxler ist nicht jemand, den man so schnell aus der Ruhe bringt. Diese Woche ist er noch mit den letzten Malarbeiten beschäftigt, bevor die Skulpturen am Dienstag ins Dorf transportiert werden.

Ein schwieriges Geschäft

Das Sägen von Holzskulpturen ist für Troxler ein Hobby – wenn auch ein intensives. Bei schönem Wetter zieht es ihn nachmittags häufig nach draussen zum kleinen Unterstand, der ihm als Werkstatt dient. Sonst arbeitet er als Polsterer und restauriert hauptsächlich alte Möbel in der ehemaligen Weberei im Riet. Troxler ist einer der wenigen, die das Handwerk des traditionellen Polsterns noch beherrschen.

Es sei ein schwieriges Geschäft, sagt der Illnauer. Die Branche habe sich in den letzten Jahren stark gewandelt, weg vom traditionellen Handwerk. In den grossen Möbelhäusern kann man inzwischen billiger neue Möbel kaufen, als alte re­parieren zu lassen. Daher habe er immer weniger Kunden. Heu-tige Industriepolsterer müssten viel Näharbeiten ausführen. Etwas, das der traditionelle Pols­terer Troxler weniger gern tut. Ausserdem fehlen ihm die speziellen Nähmaschinen dafür, ohne die das Industriepolstern mühsam sei. Deshalb wählt Toni Troxler seine Aufträge nur noch gezielt aus.

Kunden mit emotionaler Bindung

Zu ihm kommen vor allem Personen, die eine emotionale Bindung zu einem Möbel haben und deshalb bereit sind, etwas mehr Geld für die Reparatur auszugeben. «Oder sie brauchen etwas in einer bestimmten Grösse und Form, damit es genau in die Wohnung passt», sagt Troxler. Er repariere vor allem qualitativ hochstehende Möbel. «Sonst lohnt sich der Aufwand nicht.»

Trotzdem klagt Troxler nicht. Das sei nicht seine Art, sagt seine Frau Bettina, mit der er seit über 20 Jahren verheiratet ist. «Toni hadert nicht lange mit einer ­Situation, sondern macht das Beste daraus.» So sieht er in der abnehmenden Zahl von Kunden eine Chance und investiert mehr Zeit in seine Holzarbeiten. «Ich hätte ohnehin lieber Grafiker ­gelernt», sagt Troxler. Aber auf dem Land – er ist auf einem ­Bauernhof in der Nähe von ­Sursee aufgewachsen – sei es schwierig gewesen, einen kreativen Beruf zu erlernen. «Das war in dieser Zeit unüblich. Meine Eltern und Lehrer haben mir davon abge­raten.»

Zeit für Berufswechsel fehlte

Also hat Troxler auf Anraten der Berufsberatung eine Lehre als Konditor-Confiseur ange­fangen, nach einem Jahr aber wieder abgebrochen und Innendekorateur mit Schwerpunkt Polstern gelernt. «Das passte am ehesten zu mir, deshalb habe ich mich wohl dazu überreden lassen», sagt der Illnauer. Später habe ihm vor allem die Zeit für einen Berufswechsel gefehlt. Denn er machte sich bereits mit 25 selbständig. Zudem hatte er mit seiner ersten Frau früh Kinder: Mit 20 wurde Troxler zum ersten Mal Vater, mit 22 zum zweiten Mal.

Dass er Polsterer geworden ist, bereut Troxler trotz anderen Berufswünschen nicht. «Das musste so sein. Ich mache die Arbeit heute noch gerne.» Ihm sei wichtig, dass er zufrieden und gesund sei – beides treffe zu. Das be­stätigt auch Bettina Troxler. «Er ­bereut selten etwas, Toni ist ein sehr positiver Typ.»

Auch mit 64 denkt Troxler deshalb nicht ans Aufhören. So stehen in den Räumen der ehemaligen Weberei viele restaurierte Möbel, vor allem Anti­quitäten, die auf Käufer warten. «Das liegt mir etwas auf dem Magen. Ich frage mich, was wir mit all den Möbeln machen sollen», sagt Bettina Troxler.

Ausstellung als Chance

Auch Holzskulpturen sind allgegenwärtig im Riet. Sie sitzen draussen auf Bänken, stehen im Treppenhaus und zwischen den Möbeln im Ausstellungsraum. Troxler schnitzt sie in erster Linie zwar für sich selbst, will sie nach Möglichkeit aber auch verkaufen. Zehn gingen bisher über den Ladentisch, obwohl er erst eine Ausstellung hatte, im Illnauer Hotzehuus. So ist er froh über die Möglichkeit, die vier Skulpturen auf dem Brückenplatz ausstellen zu können. «Das ist eine Chance für mich, allenfalls noch einige Objekte für Kunden machen zu können.»

Gleichzeitig mache ihn die Einweihung etwas «kribbelig», sagt er. «Ich bin natürlich gespannt, wie die Skulpturen beim Publikum ankommen werden.» Aus diesem Grund sei er auch selbstkritischer gewesen als sonst und habe deshalb länger an den Figuren gearbeitet. «Sie sind in der Öffentlichkeit zu sehen. Da sollte die Arbeit speziell gut sein.»


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