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Hans Georg Nägeli, in Wetzikon aufgewachsen, in Zürich als Musikalienhändler und Komponist erfolgreich. (Bilder Wetzipedia), Hier, im Pfarrhaus an der Wetziker Usterstrasse, wuchs Hans Georg Nägeli auf.

Wenn scheu die Schöpfung sich verhüllt

Das Zürcher Oberland gedenkt von April bis Ende Oktober 2016 der Hungerkrise, die vor 200 Jahren die Ostschweiz heimsuchte. Züriost begleitet die zahlreichen Aktivitäten mit einem Blog zu den verschiedensten historischen und aktuellen Aspekten des «Jahrs ohne Sommer».

Hans Georg Nägeli, in Wetzikon aufgewachsen, in Zürich als Musikalienhändler und Komponist erfolgreich. (Bilder Wetzipedia), Hier, im Pfarrhaus an der Wetziker Usterstrasse, wuchs Hans Georg Nägeli auf.

Veröffentlicht am: 18.07.2016 – 09.00 Uhr

Die Hungerkatastrophe vor 200 Jahren hat beim aus Wetzikon stammenden Sängervater Hans Georg Nägeli kaum Nachhall in seinen Liedern gefunden.

Hans Georg Nägeli ist für das Zürcher Oberland eine Berühmtheit. Er kommt 1773 im Pfarrhaus in Wetzikon zur Welt. Schon früh zeigt sich seine enorme musikalische Begabung. Bereits mit 17 Jahren lässt er sich in Zürich nieder und eröffnet ein eigenes Geschäft. Heute würde man sagen, er hat ein Start-up gegründet, denn die Geschäftsidee einer Musikalienhandlung mit zugehörigem Verlag und Leihbibliothek ist sehr erfolgreich. Seine eigenen Kompositionen finden beim aufstrebenden Bürgertum freudige Abnehmer. Die Subskriptionslisten seiner Werke zeigen seine Verbindungen in viele Länder ganz Europas.

Die Kriege Napoleons schädigen das Geschäft dann so sehr, dass er es an den Pfarrer J. C. Hug abtreten muss. Unter dessen Namen ist das Musikgeschäft auch heute noch bekannt.

Wie eine Vorahnung in Nägelis berühmtestem Lied

Ich wollte wissen, ob die Hungerkatastrophe von 1816 in den Liedern Nägelis ihre Spuren hinterlassen hat. Ich habe nichts gefunden. Sein berühmtestes, bis heute bekanntes Lied «Freut euch des Lebens» entstand bereits 1795. Textautor ist der Zürcher Dichter und Zeichner Johann Martin Usteri. Die zweite Strophe könnte man wie eine Vorahnung des 20 Jahre späteren Ausbruchs des Vulkans Tambora verstehen:

«Wenn scheu die Schöpfung sich verhüllt,
Und laut der Donner ob uns brüllt,
So lacht am Abend nach dem Sturm
Die Sonne uns so schön.
Freut euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht.
Pflücket die Rose, eh sie verblüht!»

Es wird aber nur ein kurzer Gewitterausbruch und nicht ein ganzes Jahr ohne Sommer beschrieben. Auch in den folgenden Strophen wird Optimismus verbreitet, indem Genügsamkeit, Zufriedenheit und Freundschaft als wichtige Tugenden besungen werden. Armut und Hunger der einfachen Landbevölkerung kommen nur in den Volksliedern und Bänkelgesängen, aber nicht in den lehrhaften Liedern des Bürgertums vor.

Idyllisch verklärte Wirklichkeit

1816 und in den beiden Folgejahren bringt Nägeli einen Liederkranz heraus mit jeweils 24 Liedern. In seiner Vorrede zur Ausgabe von 1816 schreibt er: «Ich darf dem Publicum alljährlich eine… vollständige Sammlung versprechen, deren Inhalt… wirklich aus dem Leben» hervorgeht. Wenn es in diesen Sammlungen Liedtexte über das einfache bäuerliche Leben gibt, dann sind sie aus heutiger Sicht nur verklärende Idylle. Das Oberland war damals weiter weg von Zürich als heute. Es gab ja auch noch keine Fernsehgeräte, welche die Entbehrungen der hungernden Landbevölkerung in den guten Stuben der Stadt Zürich gezeigt hätten. (25)
Theo Handschin, Pfarrer in Greifensee


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