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Dirk Seidel aus Sternenberg hat sich in seinem Gartenhäuschen eine private Sternwarte gebaut. (Bild: David Kündig), Das Dach des Gartenhauses lässt sich vollständig zur Seite klappen, damit das Teleskop freie Sicht auf das Firmament hat. (Bild: David Kündig), Das Teleskop ist computergesteuert und erlaubt Fotografien mit mehrstündigen Belichtungszeiten. (Bild: David Kündig) , Neben dem Teleskop im Gartenhaus hat Dirk Seidel ein zweites Fernrohr in seinem Garten, mit dem er den Himmel beobachten kann. (Bile: David Kündig), Messier 81: Diese Galaxie ist 12 Millionen Lichtjahre entfernt. Ein Betrachter, welcher von dort den Blick auf unsere Milchstrasse richtet, würde ein ähnliches Bild dieser erkennen. Hier leuchten etwas 200 Milliarden Sterne. Unterschiedliche Farben der Sterne sind Indizien für deren Entwicklungszustand. (Bild: Dirk Seidel), Messier 33: Diese Galaxie (eine eigene Sterneninsel) ist 2,7 Millionen Lichtjahre entfernt. Sie hat ein Drittel der Grösse der Milchstrasse. Viele pinke Wasserstoffwolken zeigen aktive Sternentstehungsgebiete. Seidel konnte sogar einzelne Sterne der Galaxie auflösen. Hier leuchten etwa 40 Milliarden Sterne. (Bild: Dirk Seidel), Sterne entstehen gemeinsam und bleiben wie dieser Sternhaufen in 8500 Lichtjahren Entfernung in einem lockerem Verbund. Besonders schön ist der Kontrast zu den roten Sternen im Vordergrund. Rot bedeutet einfach eine kühlere Oberflächentemperatur. (Bild: Dirk Seidel), Die Andromedagalaxie erscheint am Himmel so gross wie der Vollmond. Bei dunklem Sternenberger Himmel ist sie auch aktuell mit blossem Auge zu sehen. Sie ist grösser als unsere Milchstrasse und wird mit dieser in fernster Zukunft kollidieren. (Bild: Dirk Seidel), Dieser Kugelsternhaufen ist 26'000 Lichtjahre entfernt. Auch auf diese Art vereinen sich Sterne: zu grossen komplexen Gebilden. Dort ballen sich Millionen Sterne in einem Durchmesser von ca. 150 Lichtjahren so dicht, dass sie zusammenstossen und heisse blaue Sterne bilden. Wie in dem Bild zu sehen. (Bild: Dirk Seidel), Der Orionnebel ist ein aktives Sternentstehungsgebiet in ca. 1500 Lichtjahren Entfernung. Der Nebel leuchtet, weil die heissen Sterne, die dort entstehen, das Wasserstoffgas zum leuchten anregen – wie eine Leuchtstoffröhre. Dort finden sich ebenfalls Aminosäuren. Die Grundbausteine für Leben. (Bild: Dirk Seidel), Die drei nächsten Bilder zeigen Wasserstoffgase in unserer Milchstrasse, welche sich im interstellaren Raum ausbreiten und zart glimmen. (Bild: Dirk Seidel), Die dunklen Bereiche zeigen kühlen Staub. Unsere Milchstrasse und auch andere Galaxien sind voll davon. (Bild: Dirk Seidel), Dort findet sich Wasser in unvorstellbaren Mengen. (Bild: Dirk Seidel)

Sternenberger baut sich eigene Mini-Sternwarte

In seiner selbst gebauten Mini-Sternwarte hat der Sternenberger Hobby-Astronom Dirk Seidel direkten Blick in die Tiefen des Weltalls. Mit seinem Teleskop macht er faszinierende Aufnahmen von Sternen und Galaxien.

Dirk Seidel aus Sternenberg hat sich in seinem Gartenhäuschen eine private Sternwarte gebaut. (Bild: David Kündig), Das Dach des Gartenhauses lässt sich vollständig zur Seite klappen, damit das Teleskop freie Sicht auf das Firmament hat. (Bild: David Kündig), Das Teleskop ist computergesteuert und erlaubt Fotografien mit mehrstündigen Belichtungszeiten. (Bild: David Kündig) , Neben dem Teleskop im Gartenhaus hat Dirk Seidel ein zweites Fernrohr in seinem Garten, mit dem er den Himmel beobachten kann. (Bile: David Kündig), Messier 81: Diese Galaxie ist 12 Millionen Lichtjahre entfernt. Ein Betrachter, welcher von dort den Blick auf unsere Milchstrasse richtet, würde ein ähnliches Bild dieser erkennen. Hier leuchten etwas 200 Milliarden Sterne. Unterschiedliche Farben der Sterne sind Indizien für deren Entwicklungszustand. (Bild: Dirk Seidel), Messier 33: Diese Galaxie (eine eigene Sterneninsel) ist 2,7 Millionen Lichtjahre entfernt. Sie hat ein Drittel der Grösse der Milchstrasse. Viele pinke Wasserstoffwolken zeigen aktive Sternentstehungsgebiete. Seidel konnte sogar einzelne Sterne der Galaxie auflösen. Hier leuchten etwa 40 Milliarden Sterne. (Bild: Dirk Seidel), Sterne entstehen gemeinsam und bleiben wie dieser Sternhaufen in 8500 Lichtjahren Entfernung in einem lockerem Verbund. Besonders schön ist der Kontrast zu den roten Sternen im Vordergrund. Rot bedeutet einfach eine kühlere Oberflächentemperatur. (Bild: Dirk Seidel), Die Andromedagalaxie erscheint am Himmel so gross wie der Vollmond. Bei dunklem Sternenberger Himmel ist sie auch aktuell mit blossem Auge zu sehen. Sie ist grösser als unsere Milchstrasse und wird mit dieser in fernster Zukunft kollidieren. (Bild: Dirk Seidel), Dieser Kugelsternhaufen ist 26'000 Lichtjahre entfernt. Auch auf diese Art vereinen sich Sterne: zu grossen komplexen Gebilden. Dort ballen sich Millionen Sterne in einem Durchmesser von ca. 150 Lichtjahren so dicht, dass sie zusammenstossen und heisse blaue Sterne bilden. Wie in dem Bild zu sehen. (Bild: Dirk Seidel), Der Orionnebel ist ein aktives Sternentstehungsgebiet in ca. 1500 Lichtjahren Entfernung. Der Nebel leuchtet, weil die heissen Sterne, die dort entstehen, das Wasserstoffgas zum leuchten anregen – wie eine Leuchtstoffröhre. Dort finden sich ebenfalls Aminosäuren. Die Grundbausteine für Leben. (Bild: Dirk Seidel), Die drei nächsten Bilder zeigen Wasserstoffgase in unserer Milchstrasse, welche sich im interstellaren Raum ausbreiten und zart glimmen. (Bild: Dirk Seidel), Die dunklen Bereiche zeigen kühlen Staub. Unsere Milchstrasse und auch andere Galaxien sind voll davon. (Bild: Dirk Seidel), Dort findet sich Wasser in unvorstellbaren Mengen. (Bild: Dirk Seidel)

Veröffentlicht am: 14.01.2018 – 09.00 Uhr

Statt Rasenmäher und Schaufel findet man in Dirk Seidels Gartenhäuschen Hightech-Ausrüstung. An den Wänden hängen Computerbildschirme, Lampen und eine Sternenkarte. In der Ecke surrt eine Lüftungsanlage und in der Mitte des Raums steht ein riesiges Teleskop auf einem Betonsockel. «Das Dach lässt sich mit wenigen Handgriffen aufklappen», sagt Seidel und zeigt auf einen Seilzug unter der Decke. Er hat das Gartenhäuschen in eine vollwertige Sternwarte umgebaut. Mit dem eigenen Mini-Observatorium hat sich der 50-jährige Hobby-Astronom aus Sternenberg einen Traum erfüllt. 

 

 

Der Name seines Wohnorts sei wohl kein Zufall, sagt Seidel. «Hier oben gibt es kaum Lichtverschmutzung. Das ermöglicht es Objekte zu sehen, die im dicht besiedelten Flachland nicht sichtbar sind.» Besonders gut seien die Bedingungen im Winter, wenn der Nebel die störenden Lichter im Tal verdeckt. Himmelsbeobachtungen haben hier Tradition. Die weit herum bekannte Sternwarte Sternenberg, die 1965 gebaut wurde, liegt nur wenige hundert Meter von Seidels Gartenhaus-Observatorium entfernt. 

Traumhaus in Sternenberg

Dirk Seidel zog vor drei Jahren mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter nach Sternenberg. «Wir haben hier unser Traumhaus gefunden», sagt er. Das über 200-jährige Gebäude steht auf einem Bergrücken in der Nähe des Schulhauses, mitten im Grünen, umgeben von Wald und Kuhweiden. Auf beiden Seiten reicht die Aussicht über die Hügelketten bis zum Horizont. Vor Wind und Wetter bietet diese exponierte Stelle kaum Schutz. Wenn es stürmt, knarrt es im Gebälk des alten Holzhauses. «Man spürt die Jahreszeiten so richtig», sagt Seidel. Eine ideale Umgebung für seine dreijährige Tochter Lucie, ist er überzeugt. «Hier kann sie einen unmittelbaren Bezug zur Natur entwickeln und viele wichtige Erfahrungen machen. Davon wird sie hoffentlich ein Leben lang profitieren.» 

Schon als Kind fasziniert

Kindheitserlebnisse standen auch am Anfang von Dirk Seidels Faszination für die Astronomie. «Als ich ein Junge war, fuhren wir nach Südspanien in den Urlaub. Mein Vater hatte ein kleines Teleskop. Ich erinnere mich gut, wie wir damit nachts auf der Terrasse sassen, er ein Glas Rotwein in der Hand.» Stundenlang beobachteten sie zusammen die Sterne. «Meine Neugier auf alles, was sich da draussen im Weltraum verbarg, war riesig.» Mit 13 Jahren kaufte er sein erstes Teleskop bei einem Optiker. «Später konnte ich in dem Geschäft als Aushilfe arbeiten und bekam schliesslich eine Lehrstelle dort.» 

 

 

Heute arbeitet Seidel als Augenoptikermeister und ist spezialisiert auf Kontaktlinsen. «Es ist faszinierend, was das menschliche Auge alles leisten kann», sagt er. «Doch beim Beobachten von Himmelsobjekten stossen wir schnell an unsere Grenzen.» Das merke man auch  beim Blick durch ein Teleskop. «Die Lichtmenge, die uns von weit entfernten Sternen erreicht, ist so gering, dass es für unsere Augen fast unmöglich ist, Farben zu erkennen. Die meisten Objekte erscheinen grau.» Erst auf einer Fotografie mit langer Belichtungszeit werden die Farben sichtbar. Diese sogenannte Astrofotografie ist Seidels Spezialgebiet. 

Sehr lange Aufnahmezeiten

Mit den Geräten in Dirk Seidels privater Sternwarte sind Belichtungszeiten von mehreren Stunden möglich. «Die Schwierigkeit dabei ist, dass die Sterne wegen der Erdrotation langsam über den Himmel wandern.» Damit das Teleskop diese Bewegung ausgleichen kann und konstant auf denselben Punkt ausgerichtet bleibt, braucht es ein bewegliches Stativ, das die Position laufend anpasst. «Bei meinem System kann ich das am Computer programmieren. Die Aufnahme läuft dann automatisch ab», sagt Seidel. So sei es ihm möglich, zwischendurch etwas zu schlafen. «Doch in klaren Nächten mit Neumond bringe ich meistens kaum ein Auge zu, weil ich nichts verpassen will.» 

Auch das Migros Magazin hat Dirk Seidel schon porträtiert. Dabei entstand dieser Film. (Quelle: Youtube)

Wenn er nicht gerade mit dem Überwachen der laufenden Aufnahme beschäftigt ist, beobachtet er andere Objekte mit einem zweiten Teleskop, das ausserhalb der Sternwarte auf einem Stativ im Garten steht. «Manchmal gehe ich auch im Dunkeln spazieren und schaue zum Sternenhimmel hoch. Dabei höre ich Musik, zum Beispiel Pink Floyd, und versuche zu meditieren. Ich nenne das einen ‹Spacewalk› machen», sagt Seidel und lacht. «Am schönsten ist es in den frühen Morgenstunden. Der Himmel ist dann besonders dunkel.»

In fremde Welten eintauchen

Sein Teleskop sei zwar nicht so stark wie jene in grossen Sternwarten, sagt Seidel. «Doch der Vorteil ist, dass ich mich über längere Zeit einem Objekt widmen kann und nicht mit Anderen um Zeit am Teleskop buhlen muss.» Am zeitintensivsten ist jedoch nicht die Arbeit am Teleskop, sondern die Nachbearbeitung der Aufnahmen am Computer. «Ich habe eine spezielle Software, mit der ich mehrere Aufnahmen zusammensetzen oder übereinanderlegen kann, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.» Dabei kommen immer wieder faszinierende Details zum Vorschein. 

 

«Wenn ich ferne Galaxien aus der Nähe betrachte und darin sogar einzelne Sterne erkenne, ist es, als würde ich in eine andere Welt eintauchen.» In den letzten Jahren gelingt es Astronomen immer häufiger Planeten in anderen Sonnensystemen nachzuweisen. «Nach heutigem Wissensstand gibt es etwa bei jedem fünften Stern einen erdähnlichen Planeten», sagt Seidel. «Die Wahrscheinlichkeit ist also sehr gross, dass die Galaxien, die ich beobachte, voller Leben sind. Eine faszinierende Vorstellung.» 

Verbindung zur Sternwarte Kreuzlingen

Dass er diese fernen Welten nur am Bildschirm sieht, statt direkt mit dem Teleskop, stört Dirk Seidel nicht. «Manche Leute legen Wert auf die authentische Erfahrung. Es ist ja auch eine interessante Vorstellung, dass Licht, das Millionen von Lichtjahre zurückgelegt hat, auf die eigene Netzhaut trifft.» Viele Besucher in Sternwarten seien aber enttäuscht, wenn Sie im Teleskop nur einen grauen Fleck erkennen können. Darum spannt Seidel mit der Sternwarte Kreuzlingen zusammen. Er stellt ihnen seine Aufnahmen zur Verfügung und die Sternwarte kann bei Spezialführungen direkt übers Internet auf sein Teleskop zugreifen. 

Spannende Entdeckungen

Den Anspruch, etwas Neues zu entdecken, hat Seidel nicht. Ihm gefalle es einfach die Objekte zu beobachten und die physikalischen Prozesse dahinter mit den eigenen Möglichkeiten nachzuvollziehen. «Die Astronomie macht grosse Fortschritte», sagt Seidel. In den nächsten Jahren ist der Start von neuen Weltraumteleskopen geplant, die das in die Jahre gekommene Hubble-Teleskop ablösen sollen. «Damit werden sehr viel genauer Beobachtungen möglich. Wir können uns auf viele spannende Entdeckungen freuen», sagt Seidel. Vielleicht gelinge es damit sogar nachzuweisen, dass wir nicht alleine sind im Universum. «Alles andere wäre ja auch reine Platzverschwendung.»


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