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Der syrische Flüchtling Walid Zeidan kocht im Ustermer Jugend- und Freizeitzentrum (Frjz). (Bild zvg)

Der Hunger kommt mit dem Krieg

Das Zürcher Oberland gedenkt von April bis Ende Oktober 2016 der Hungerkrise, die vor 200 Jahren die Ostschweiz heimsuchte. Züriost begleitet die zahlreichen Aktivitäten mit einem Blog zu den verschiedensten historischen und aktuellen Aspekten des «Jahrs ohne Sommer».

Der syrische Flüchtling Walid Zeidan kocht im Ustermer Jugend- und Freizeitzentrum (Frjz). (Bild zvg)

Veröffentlicht am: 11.07.2016 – 09.00 Uhr

Seit drei Jahren lebt Walid Zeidan mit seiner Familie in der Schweiz. Er wohnt jetzt in Uster, wo er im Freizeit- und Jugendzentrum Frjz kocht. Im Blog 1816 berichtet er über Krieg und Hunger in Syrien und das Kochen in der Schweiz.

Reiches Land Syrien

«Bis zum Krieg gab es in Syrien keinen Hunger. Syrien ist ein reiches Land, bis zum Krieg hat Syrien den umliegenden arabischen Nachbarn immer geholfen. Aber mit dem Krieg ist jetzt der Hunger gekommen. Die Versorgung ist zusammengebrochen. Auf dem Land kann nicht mehr angebaut, nicht mehr geerntet werden. In den Städten gibt es Ausgangssperren, die Märkte sind geschlossen.

Die Menschen haben keine Lebensmittelvorräte mehr und hungern. Ausserdem haben viele durch den Krieg ihre Arbeit und damit ihren Verdienst verloren. Sie haben kein Geld mehr und können sich auch keine Lebensmittel mehr kaufen. Es gibt internationale Hilfesendungen – aber diese kommen nicht zu den Menschen. Damaskus, die Stadt, aus der ich komme, die Hauptstadt Syriens, ist eine Stadt mit zehn Millionen Einwohnern. Es gibt dort das präsidiale Viertel. Da lebt es sich immer noch sehr gut. Es gibt offene Märkte – ein normales Leben. Aber ausserhalb dieses Viertels hungern die Menschen. Der Krieg dauert jetzt fünf Jahre und scheint kein Ende zu nehmen.»

«Der Krieg hat uns alles zerstört»

«In Syrien hatte ich ein Restaurant. Ich bin Koch. Der Krieg hat uns alles zerstört. Das Restaurant gibt es nicht mehr. So habe ich mich zur Flucht entschlossen mit meiner Frau und den sechs Kindern. Ich habe als Flüchtling hier eine Arbeitsbewilligung. Ich kann also arbeiten, und so koche ich im Frjz in Uster. Heute habe ich auf dem Grill Würste, Poulet und Rindsburger gebraten und dazu Salat zubereitet. Ich mache auch Spaghetti. Wir kochen im Frjz normales schweizerisch-italienisches Essen, wie das hier üblich ist.

Das Kochen in der Schweiz ist anders als in Syrien. In Syrien kochen wir alles viel langsamer. Hier in der Schweiz geht alles sehr schnell. Die Nahrungsmittel sind aber eigentlich dieselben: viel Gemüse, Reis, Kartoffeln, Fleisch, aber das ist auch in Syrien eher teuer. Wir essen Lamm, Kalbfleisch, Rindfleisch, Poulet. Es gibt in Syrien Christen, diese essen auch Schweinefleisch. Wir kochen also dasselbe, aber wir benutzen in Syrien andere Gewürze als in der Schweiz – zum Beispiel Kardamom. Die Gewürze werden aus Asien importiert und bei uns auf dem Markt offen verkauft – nicht wie in der Schweiz in Gefässe abgepackt. Hier ist ja alles reichlich vorhanden. Dass es da vor 200 Jahren eine Hungersnot gegeben hat, kann ich mir nicht vorstellen.» (24)

Walid Zeidan, Flüchtling aus Syrien, Uster. Das Gespräch führte Ursula Kägi, Redaktion Blog 1816. Übersetzung: Ines Jabbes, Mitarbeiterin im Frjz, Uster


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