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Viel Harmonie an der jüngsten Generalversammlung der Zürcher Oberland Medien AG. Im Bild: VR-Präsidentin Karin Lenzlinger verabschiedet Jürg Kägi, der nach zehn Jahren als Vizepräsident nicht mehr zur Wiederwahl antritt. (Foto: Marcel Vollenweider)

Eintracht in schwierigen Zeiten

An der Generalversammlung der ZO Medien gab es am Freitagabend in Wetzikon keinen Gegenwind – trotz des anhaltend schwierigen Marktumfelds. Die Aktionäre stimmten den Anträgen des Verwaltungsrats grossmehrheitlich zu. Für Wehmut sorgte der Abschied von Vizepräsident Jürg Kägi.

Viel Harmonie an der jüngsten Generalversammlung der Zürcher Oberland Medien AG. Im Bild: VR-Präsidentin Karin Lenzlinger verabschiedet Jürg Kägi, der nach zehn Jahren als Vizepräsident nicht mehr zur Wiederwahl antritt. (Foto: Marcel Vollenweider)

Veröffentlicht am: 18.05.2018 – 21.20 Uhr

Mit so viel Harmonie und Einverständnis hatte man im Vorfeld zur gestrigen Generalversammlung der Zürcher Oberland Medien AG mit Sitz in Wetzikon nicht gerechnet. Noch vor einem Jahr mussten sich Verwaltungsrat und Geschäftsleitung an der Versammlung einige kritische Fragen und Bemerkungen zu strategischen Entscheidungen des Medienhauses anhören und dazu Stellung nehmen.

Diesmal, in der Event Loft des Hotel Swiss Star in Wetzikon, blieben die Aktionäre ruhig und gelassen: keine Voten, keine Fragen, keine Kritik. «Das ist ja fast langweilig», entfuhr es Verwaltungsratspräsidentin Karin Lenzlinger im Scherz, als die Abstimmung zur Genehmigung des Jahresberichts und der Jahresrechnung anstand. «Ich habe an dieser Stelle mit einigen heftigen Diskussionen gerechnet.»

Viel Zustimmung bei den Aktionären

Offenbar überzeugt der Kurs, den der Verwaltungsrat im letzten Jahr eingeschlagen hat. Die 177 anwesenden Aktionäre stimmten jedenfalls allen seinen Anträgen grossmehrheitlich zu. Gegenstimmen waren die Ausnahme.

An der schwierigen Ausgangslage, in der sich die ZO Medien AG wie fast alle Medienhäuser in der Schweiz befindet, hat sich im vergangenen Jahr nicht viel verändert. In seinen Erläuterungen zum Geschäftsbericht und zur Jahresrechnung bezeichnete CEO Dani Sigel die Jahre 2016 und 2017 als die schwierigsten des Unternehmens in jüngster Zeit: Der branchenbedingte starke Rückgang bei den Inserate-Erlösen sowie der Einbruch der amtlichen Kundmachungen und nationalen Anzeigen sorgten für einen Umsatzeinbruch von 15 Prozent oder 4,4 Millionen Franken (wir berichteten).

Wie schon im ersten Quartal 2016 mussten daher auch im 2017 Sparmassnahmen ergriffen und der Personalbestand reduziert werden. «Das war alles andere als einfach und gewiss nicht angenehm», sagte Lenzlinger. Zudem habe man die seit Jahren rückläufige Abonnentenzahl bei den Tageszeitungen nur teilweise durch Online-Abos kompensieren können.

Lichtblicke im laufenden Jahr

Lenzlinger konnte dem schwierigen Geschäftsgang aber auch positive Seiten abgewinnen: So sei der Ebitda zwar in absoluten Zahlen gesunken, prozentual aber knapp gehalten worden; auch habe man die Sparmassnahmen frühzeitig aufgesetzt, um den Rückgang der Nettoerlöse bei Gratis- und Wochenzeitungen aufzufangen. «Wir haben immer noch eine sehr gute Bilanzstruktur», stellte sie fest. Daher könne man den Aktionären eine gleichhohe Dividende von 40 Franken pro Aktie vorschlagen.

CEO Sigel gab seinerseits einen kleinen Lichtblick bekannt: So liege im ersten Trimester 2018 die Ebit klar über Vorjahr und Budget. Als besonders erfreulich nannte er die Entwicklung bei den Anzeigenerlösen, die 1,4 Prozent über Vorjahr und 8,2 Prozent über dem Budget liegen. Die Nettoerlöse liegen per Ende April 8,5 Prozent über Budget und lediglich 0,1 Prozent hinter dem Vorjahr. «Anders gesagt, wir müssen nicht an der Sparschraube drehen, was für alle sehr wohltuend ist», sagte er. Auch der Mai verlaufe nach Plan, so dass die ZO Medien für das Jahr 2018 mit einem ihrem Budget entsprechenden Ebit von rund 1,05 Millionen Franken und einer Marge von 4,2 Prozent rechnen dürfen.

Kaum Gegenstimmen und Enthaltungen

Nach den Ausführungen von Lenzlinger und Sigel ging man zur Abstimmung über. Die Tatsache, dass vor der Generalversammlung keine Aktionärsanträge eingegangen waren, nahm die allgemeine Zustimmung gewissermassen vorweg. Zu keinem Traktandum gab es eine Wortmeldung. Mit nur einer Enthaltung wurden Geschäftsbericht und Jahresrechnung angenommen. Bei der Beschlussfassung zur Verwendung des Bilanzgewinns gab es lediglich eine Gegenstimme. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung wurden anschliessend mit nur einer Enthaltung entlastet.

Einige wenige Gegenstimmen sollte es lediglich bei der Erneuerungswahl für eine weitere Amtsdauer von zwei Jahren im Verwaltungsrat geben: Während Silvia Marti und Marcel Tappeiner jeweils nur eine Gegenstimme bekamen, entfielen auf Karin Lenzlinger derer drei. Bei ihrer Wiederwahl zur Präsidentin erhielt Lenzlinger vier Gegenstimmen. Das Vertrauen in den Verwaltungsrat fällt damit gross aus.

Verwaltungsrat wird jünger

Mit dem Ausscheiden des langjährigen Vizepräsidenten Jürg Kägi (siehe Box) stimmten die Aktionäre anschliessend über eine Ersatzwahl ab. Der Verwaltungsrat beantragte, den 37-jährigen Unternehmer Sandro Walder, Geschäftsführer und Inhaber der Ustermer Werbeagentur Walder, Werber zu wählen – «unser Wunschkandidat», wie Lenzlinger sagte. Mit ihm wollen man den Verwaltungsrat verjüngen und um fachliche Kompetenzen im Bereich Digitalisierung stärken. Mit nur einer Gegenstimme und nur einer Enthaltung wurde Walder gewählt.

Nachdem die Aktionäre das Mandat der KPMG AG als Revisionsstelle um ein weiteres Jahr einstimmig verlängerten und Wortmeldungen zu anderen Themen ausblieben, beendete Chefredaktor Christian Brändli den offiziellen Teil der Generalversammlung mit einem Referat über «Die Qual der Wahl». Ausgehend von den jüngsten Gemeinderatswahlen hob er die Wahl unter verschiedenen Optionen als bedeutendes Erbstück der direkten Demokratie, aber auch als eine publizistische Tugend hevor. «Und jetzt wünsche ich en Guete beim Menü, das wir für Sie ausgewählt haben.»

Nach 16 Jahren im Verwaltungsrat, davon zehn Jahre als Vizepräsident, wurde Jürg Kägi am 18. Mai an der 148. Generalversammlung der Zürcher Oberland Medien AG feierlich verabschiedet. Sie verliere einen «wertvollen Sparring-Partner», sagte Verwaltungsratspräsidentin Karin Lenzlinger.
Ihr unmittelbarer Vorgänger Lukas Briner, der während zehn Jahren eng mit Kägi zusammengearbeitet hatte, hielt in seiner Laudatio fest: «Heute geht eine Ära zu Ende.» Er bezeichnete ihn als einen Garanten für Kontinuität, der immer zur Verfügung gestanden habe, wenn man seinen Rat brauchte. Kägi seien Strategiediskussionen stets ein grosses Anliegen gewesen. «Er wollte wissen, wohin die Reise geht», sagte Briner. Gleichzeitig schätzte er  auch Kägis humorvolle Seite. Sein Nachname sei ein Akronym für «Kann Ärger gut ironisieren.»
Kägi war sichtlich ergriffen und bedankte sich für diese Wertschätzung. In seiner Zeit im Verwaltungsrat sei er sich bisweilen vorgekommen wie der Abwasserinspekteur in einer Erzählung von Hugo Loetscher, der nach einem Tag in der Kanalisation plötzlich eine völlig veränderte Welt vorfindet. «Bei uns hat auch eine Revolution stattgefunden», sagte er und erinnerte an die goldenen Zeiten, als die Werbeeinnahmen noch sprudelten. «Wenn es am Interessantesten ist, gehe ich», schloss er augenzwinkernd. jöm

 


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