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Die Bäckerei Meier in Bettswil hat noch eine Lehrstelle offen. (Bild: Markus Zürcher)

Zu wenig Lehrlinge für Oberländer Betriebe

Die meisten Schulabgänger steigen in diesen Tagen in ihre Lehrbetriebe ein. Der Lehrstellenmarkt ist für Suchende dieses Jahr ein Glücksfall: Alleine im Bezirk Hinwil stehen noch über 100 offen. Doch für kleine Oberländer Betriebe fehlen damit wichtige Arbeitskräfte.

Die Bäckerei Meier in Bettswil hat noch eine Lehrstelle offen. (Bild: Markus Zürcher)

Veröffentlicht am: 09.08.2017 – 17.03 Uhr

Für viele junge Erwachsene beginnt in ein paar Tagen der erste Tag im Berufsleben: Am 21. August treten viele Oberstufenabgänger ihre Lehrstelle an. Obwohl dieser Termin mit riesengrossen Schritten näher rückt, sind gemäss dem Amt für Jugend und Berufsberatung noch nicht alle Stellen vergeben.

Auf der offiziellen Schweizer  Lehrstellendatenbank LENA waren vor ein paar Tagen im Bezirk Hinwil noch 102 Lehrstellen als offen gemeldet. Gesucht werden noch mehrere Maurer, Sanitärinstallateure und Spengler, aber auch Gärtner, Automobil-Mechatroniker, Restaurationsfachmänner, Bäcker-Konditoren und Köche.

Während die letzten Stellen im kaufmännischen Bereich in den letzten Wochen vergeben wurden, sind im Detailhandel noch mehrere frei.

Ein Glücksfall für die Schüler

102 Stellen sind nicht gerade wenig. Und der Schein trügt nicht: In den Vorjahren standen zum gleichen Zeitpunkt weniger Lehrstellen zur Verfügung. «Tatsächlich hat sich die Zahl der als offen gemeldeten Lehrstellen im Vergleich mit den letzten Jahren vergrössert, während die Zahl der Schulaustretenden nicht im gleichen Masse zugenommen hat», sagt André Monhart, Leiter Fachbereich Berufsberatung beim Amt für Jugend und Berufsberatung.

«Während die gewerblichen Betriebe Mühe haben, ihre Lehrstellen zu besetzen, präsentiert sich die Lehrstellensituation für die Schülerinnen und Schüler als sehr gut.» Die meisten Schülerinnen und Schüler dürften eine ihren Vorstellungen entsprechende Anschlusslösung realisieren können, so Monhart.

Das bedeutet aber nicht, dass alle Jugendlichen einen Lehrvertrag unterschreiben können. Im letzten Jahr fanden im Kanton Zürich genau 537 Jugendliche keinen Ausbildungsplatz. Sie machten ein Berufsvorbereitungsjahr oder absolvierten ein «Motivationssemester» des RAV. Wie viele Jugendliche im Moment noch eine Lehrstelle suchen, kann Monhart nicht sagen – die Umfrage über die gewählten Anschlusslösungen nach der Sekundarschule wird erst nach den Sommerferien veröffentlicht.

Zu wenige Bäckerlehrlinge

Was aber tun Firmen aus dem Bezirk Hinwil, wenn sie ihre Lehrstellen nicht besetzen können? Einer der betroffenen Betriebe ist die Bäckerei Meier in Bettswil bei Bäretswil. Sie hat bereits eine Lehrstelle vergeben können, würde in diesem Jahr aus personellen Gründen aber gerne einen zweiten Lehrling einstellen.

«Wir hatten so wenige Bewerbungen wie noch nie», sagt Inhaber Theo Meier. «Normalerweise kommen vier bis fünf Jugendliche zu uns in eine Schnupperlehre, und daraus ergeben sich dann ein oder zwei Lehrverhältnisse. In diesem Jahr meldete sich nur eine einzige Person für eine Schnupperlehre, und diese hat die eine Lehrstelle jetzt auch bekommen.»

Dass das fehlende Interesse mit der Abgeschiedenheit des Lehrbetriebs hoch über Bäretswil zu tun haben könnte, glaubt Meier nicht: «Nein, ganz viele andere Bäckereien haben dasselbe Problem. Es gibt einen starken Rückgang an Lernenden. Eventuell muss an der Berufsschule deswegen sogar eine Klasse gestrichen werden», sagt er.

Normalerweise gehen in Bettswil zwischen drei und vier Schulabgängern in die Lehre. «In der Bäcker-Lehre kann man von Anfang an viele Arbeiten übernehmen. Obwohl es natürlich aufwändig ist, Lehrlinge zu betreuen, fehlen uns jetzt auch einfach zwei Hände.»

Nachwuchsproblem auch bei anderen Berufen

Ebenfalls nicht fündig wurde Kaminfeger Michael Bauert aus Rüti.  «Obwohl meine Branche ein grosses Nachwuchsproblem hat, habe ich meine letzten zwei Lehrlinge ohne grossen Aufwand gefunden», sagt er. «In diesem Jahr sieht es allerdings schlechter aus.» Für die eigene Firmenstruktur sei das kein Problem. «Aber für die Kaminfegerbranche ist es ein riesiger Nachteil, weil viel zu wenige Berufsleute auf dem Arbeitsmarkt sind.»

Dass Lehrstellen länger unbesetzt bleiben, hat Monhart zufolge aber auch damit zu tun, dass die Anforderungen an die Schulabgänger steigen – sogar in den handwerklichen Berufen. «Gerade Jugendliche mit eher schwachen schulischen Leistungen haben mehr Mühe, einen Ausbildungsplatz zu finden», sagt er. Die Selektion durch die Lehrbetriebe werde strenger vorgenommen. Haben also die Firmen zu hohe Ansprüche an die Schulabgänger?

Schwachen Schüler eine Chance geben

Isabella Humm von der Treuhandfirma Künzi in Bubikon kann sich das gut vorstellen. Um dem Trend entgegenzuwirken, wollte sie letztes Jahr einem schwächeren Schulabgänger eine Chance auf eine KV-Lehre in ihrem Büro geben. «Leider war er im Betrieb, aber auch in der Schule überfordert, so dass wir das Lehrverhältnis im Frühling auflösen mussten.»

Mit viel Verspätung habe man darum eine neue Lehrstelle auf der Lehrstellenplattform ausgeschrieben – und erst vor wenigen Tagen hat eine Bewerberin ihren Lehrvertrag unterschrieben. «Wir hatten zwar keine Mühe, die Stelle zu besetzen. Aber es sind viel weniger Bewerbungen eingetroffen als in anderen Jahren.»


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