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Dunkle Wolken über dem «Trippini»: Das Lokal ist seit Wochen geschlossen, und ehemalige Mitarbeiter liegen mit der Wirtin im Streit. (Bild: Christian Merz)

Scherbenhaufen statt Gourmettempel

Aus dem ehemaligen Gasthof Löwen wollte die Wirtin einen Gourmettempel machen. Nun ist das «Trippini» seit Wochen geschlossen. Die Gemeinde hat der Wirtin das Patent entzogen.

Dunkle Wolken über dem «Trippini»: Das Lokal ist seit Wochen geschlossen, und ehemalige Mitarbeiter liegen mit der Wirtin im Streit. (Bild: Christian Merz)

Veröffentlicht am: 16.09.2016 – 19.45 Uhr

Die Wirtin hatte hochfliegende Pläne. «Gourmettempel und Beiz» zugleich sollte der altehrwürdige «Löwen» in Dürnten sein. Dies verkündete die neue Wirtin in der Wochenzeitung «Regio», als sie im Januar die Restaurantleitung übernahm.

Das Lokal taufte sie «Trippini», benannt nach dem italienischen Koch, der das Lokal als Pächter übernahm. Dieser führt in der italienischen Region Umbrien ein gleichnamiges Restaurant und war deshalb nur selten in Dürnten anzutreffen.

Seit August zu

Ein halbes Jahr später ist von einem Gourmettempel nicht viel zu sehen. Das Restaurant ist seit Anfang August geschlossen. Die Gemeinde hat der Wirtin Mitte August das Gastwirtschaftspatent entzogen.

«Für den Betrieb besteht kein gültiges Patent», bestätigt Lukas Schollenberger, Leiter der Abteilung Schutz + Sicherheit der Gemeinde Dürnten. Über die Details dürfe er aus Datenschutzgründen jedoch keine Auskunft geben.

Existenzielle Probleme

Ehemalige Mitarbeiter werfen der Wirtin vor, sie habe die Löhne nur teilweise ausbezahlt. Am schlimmsten getroffen habe es Antonino Musumeci. Der Italiener sei schon bei der Eröffnung des Restaurants dabei gewesen und habe während dreier Monate als Küchenchef im «Trippini» gearbeitet.

Die Wirtin schulde ihm über 15'000 Franken, sagt Musumeci. Er habe sieben Tage die Woche arbeiten müssen – ohne freien Tag. Daraus resultierten 220 unbezahlte Überstunden. Die ausstehenden Gelder brächten ihn in existenzielle Nöte, sagt der Familienvater. Weil er die Miete nicht bezahlen könne, drohe ihm der Rauswurf aus seiner Wohnung.

Eine weitere Betroffene ist Conny Ulrich. Sie war während vier Monaten als Servicemitarbeiterin angestellt. Ulrich erhebt zahlreiche Vorwürfe an ihre ehemalige Chefin: Die Wirtin habe ihren Lohn nicht vollständig und auch keine Sozialversicherungsbeiträge gezahlt – Letztere habe sie aber sehr wohl vom Lohn abgezogen. «Ich habe mich bei der Sozialversicherungsanstalt erkundigt, es gingen keine Zahlungen ein.» Zudem habe die Wirtin sich nicht bei der Mehrwertsteuer angemeldet – auch das habe sie überprüft. «Wir durften nichts tippen und mussten alles aufschreiben», sagt Ulrich. «Die Zettel verschwanden dann irgendwo.»

"Es war jede Woche ein Kampf"

Weiter habe die Wirtin eine Albanerin, die sie eigentlich in die Schweiz geholt habe, um für ihre Kinder zu schauen, während 70 Stunden pro Woche im Restaurant arbeiten lassen – für 1000 Franken im Monat. Dass irgendwas nicht stimme, sei ihr schnell aufgefallen, sagt Ulrich. «Wir hatten eine Abmachung, dass ich den Lohn jede Woche ausbezahlt bekomme. Als ich darauf pochte, wurde ich beschimpft. Es war jede Woche ein Kampf.» Die Wirtin schulde ihr noch über 3000 Franken, sagt Ulrich.

Louis Presoli arbeitete im März für zwei Wochen als Koch im Restaurant. Auf die Bezahlung dafür wartet er bis heute. «Als ich mich dafür einsetzte, hat die Wirtin mir vorgeworfen, ich hätte den Laden leer getrunken», sagt er. Der monatelange Konflikt habe Spuren hinter­lassen – auch gesundheitliche. «Wenn wir uns wehren, erhalten wir Drohungen. Das macht uns zu schaffen.» Mit dem Gang an die Öffentlichkeit wollten sie «die Leute und Ämter wachrütteln».

Musumeci und Ulrich haben die Wirtin mittlerweile betrieben. Zudem haben Ulrich, Presoli, Musumeci und eine vierte ehemalige Mitarbeiterin Anfang Oktober einen Termin beim Dürntner Friedensrichter.

Anzeige eingereicht

Mit den Vorwürfen konfrontiert, spricht die Wirtin von Verleumdung. Sie habe bei der Polizei Rüti eine entsprechende Anzeige gegen Ulrich eingereicht. Es gebe keine Albanerin, und Ulrichs Löhne habe sie immer vollständig gezahlt.

Was den Koch betreffe, räumt die Wirtin Versäumnisse ein. Sozialabgaben und Teile des Lohns seien noch offen. Diese werde sie noch zahlen. «Ich bin dran.» Für die Mehrwertsteuer hätte sich eigentlich ihr Ex-Mann, mit dem sie das Restaurant übernommen hätte, anmelden sollen. Dieser habe sich jedoch kurz darauf aus dem Staub gemacht. «Es wurde mir alles zu viel. Ich habe gar nicht geschaut, was er macht», sagt die Wirtin. Sie habe das Gesetz aber nicht umgehen wollen.

«Ich kann weitermachen»

Das Lokal sei zu, weil sie im italienischen Erdbebengebiet in den Ferien gewesen sei, krank geworden sei und nicht zurück konnte, sagt die Wirtin. In der Zwischenzeit habe die Gemeinde ihr das Patent entzogen. Dies ­bedeute jedoch nicht das Ende für das Restaurant Trippini, ­versichert sie. «Ich kann weiter­machen, solange ich will.»

Dazu bräuchte die Wirtin aber erst einmal wieder ein Patent. Falls die Voraussetzungen erfüllt seien, könne man ein vorläufiges Patent beantragen, sagt Lukas Schollenberger von der Gemeinde Dürnten. «Über einen solchen Antrag ist uns aber nichts bekannt.»


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