Ich bin nervös, fühle mich zu wenig vorbereitet für diesen Nachmittag. Langsam schreite ich auf das reformierte Kirchgemeindehaus in Bäretswil zu. Christine Heise kommt mir strahlend entgegen. Sie initiierte mit weiteren Freiwilligen das Integrationsprojekt «Horizont», das unter anderem Deutschkurse für Asylsuchende anbietet. An diesem Nachmittag fällt eine Lehrerin aus. Ich nehme ihren Platz ein und versuche die Fortgeschrittenengruppe zu unterrichten.
Versagensängste
Heise zeigt auf den Tisch eingangs des Kirchgemeindesaals. Darauf liegen dickere und dünnere Mappen. «Das ist Millions und das ist Kidanes Mäppli. Darin findest du ihre Arbeitsblätter für heute und eine Übersicht, was sie schon alles behandelt haben», erklärt sie mir. Ich werfe einen Blick auf die Arbeitsblätter und erfahre, dass heute der Superlativ und der Komparativ von Adjektiven sowie Adjektivendungen auf dem Programm stehen. Der Papierstapel zittert leicht in meiner Hand. Ich bin aufgeregt und versuche mich an alles, was ich über Superlative, Komparative und Adjektive weiss, zu erinnern. Was, wenn ich meinen Schülern gewisse Grammatikregeln nicht erklären kann, weil ich sie nicht kenne, da ich vom Gefühl her richtig schreibe? Ich habe keine Zeit, mir zu viele Gedanken zu machen, denn die letzten Schüler sind eingetroffen, der Kurs beginnt.
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