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Wo bleibt der leere S-Bahn-Wagen, wenn man ihn braucht? (Archivbild: Fabio Meier)

Ruhelos ans Ziel

Mehrere Stunden täglich ist jeder unterwegs. Diese Zeit bietet die Chance auf viele Begegnungen – auch mit Leuten, die man nicht hören will.

Wo bleibt der leere S-Bahn-Wagen, wenn man ihn braucht? (Archivbild: Fabio Meier)

Veröffentlicht am: 20.10.2016 – 17.51 Uhr

Es gibt zwei Dinge, die ich morgens brauche: Kaffee und kein doofes Geschwätz. Je früher der morgen, desto dringender. Im Auto ist das ja normalerweise kein Problem – für den Espresso vor der Abfahrt reichts immer, und der Radio ist rasch ausgeschaltet, wenn mir übermotivierte Stimmen die irrelevantesten Promi-News verschreien wollen. Als ich kürzlich aber ferienhalber schon um halb sechs Uhr morgens den Weg an den Flughafen mit dem ÖV in Angriff nahm, war beides ein Problem.

Weil der Bus um diese Zeit bisweilen ganz eklig schweizerisch super-überpünktlich (will sagen: zu früh) fährt blieb der starke Espresso ein Wunschtraum. Und mit der Ruhe war es danach auch nicht weit her. Meine Hoffnung, auf ähnlich gepolte Menschen zu treffen, die im Halbschlaf an ihren Telefonen herumfummeln oder Pendlerzeitungen durchblättern, wurde nicht erfüllt. Im Bus Teenies, die sich am frühen Montagmorgen über ihre Wochenendaktivitäten austauschen. Im Zug eine Familie mit unglaublich laut-aktiven Kindern, die vom müden Papa alles über ihren bevorstehenden ersten Flug in die Ferien wissen wollten. Und ein brummliger Russe, der seine weibliche Begleitung dem Tonfall nach zu urteilen mit nicht eben lieben Worten eindeckte. Ich wünschte mir Oropax – oder einen ganz leeren Eisenbahnwagen, nur für mich allein.

Man kann sich über Leute nerven, die nur per Handy kommunizieren – ich hingegen plädiere für einen Handyzwang und ein Redeverbot vor sechs Uhr morgens in öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber vielleicht bin ich auch einfach definitiv kein ÖV-Mensch, vor allem um diese Zeit nicht. Jedenfalls war froh, als ich irgendwann im Flieger sass und die Triebwerke liefen. Ruhig war das zwar auch nicht. Aber immerhin musste ich keine Wortfetzen mehr über mich ergehen lassen, die ich eigentlich gar nicht hören wollte.


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