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Nach dem negativen Uvek-Entscheid befürchten die Anrainergemeinden des Flugplatzes Dübendorf mehr Flugbewegungen. (Archivbild: Manuela Moser)

«Wir werden unsere Interessen vehement einbringen»

Auf das Nein aus Bern zum Konzept für den künftigen Betrieb des Flugplatzes Dübendorf reagiert man in den drei Anrainergemeinden Wangen-Brüttisellen, Dübendorf und Volketswil ernüchtert. Sie rechnen nun mit wesentlich mehr Fluglärm.

Nach dem negativen Uvek-Entscheid befürchten die Anrainergemeinden des Flugplatzes Dübendorf mehr Flugbewegungen. (Archivbild: Manuela Moser)

Veröffentlicht am: 23.03.2017 – 21.08 Uhr

«Natürlich mussten wir mit einer Absage rechnen», sagt die Gemeindepräsidentin von Wangen-Brüttisellen, Marlis Dürst (Forum). «Wir hätten allerdings nicht gedacht, dass es eine solch generelle Ablehnung unseres Vorschlags zum Betrieb des Flugplatzes geben würde.»

Rückblick: Im Januar hatte der Regierungsrat des Kantons Zürich das von Wangen-Brüttisellen, Volketswil und Dübendorf gemeinsam ausgearbeitete Konzept in Bern eingereicht. Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) teilte gestern Donnerstag mit, in dem Gemeindekonzept seien «wichtige Anforderungen des Bundes nicht erfüllt».

«Unklare Finanzierung»

Kritisiert wird insbesondere die unklare Finanzierung des Flugbetriebs durch die Gemeinden. Tatsächlich hatten die Gemeinden vorgesehen, jährlich 1,6 Millionen Franken für den Flugplatzbetrieb einzuschiessen.

Im Gegenzug hätte ihnen das Konzept «Historischer Flugplatz mit Werkflügen» eine Beschränkung auf jährlich 20'000 Bewegungen ohne Ausweitung der Betriebszeiten ermöglicht. Das Volk hätte die 1,6 Millionen Franken, für welche die drei Anrainergemeinden einen Kostenteiler hätten ausarbeiten müssen, noch an der Urne absegnen müssen. Das Uvek bemängelt nun, die Beiträge wären «nicht gesichert». Die Abstimmung wird nach dem Bundesentscheid hinfällig. Kritisiert wird auch, dass die Luftwaffe hätte mit­finanzieren müssen.

Zudem fehlt laut Uvek bei den Ideen der Gemeinden ein Alternativkonzept zu einer Lösung für die Geschäftsluftfahrt. Kein Wunder: Das Konzept sieht genau davon völlig ab – «zum Schutz der Bevölkerung», wie die Anrainergemeinden verlauten lassen. Die Flugplatz Dübendorf AG, welche den Zuschlag für den Betrieb bereits erhalten hat, plant derweil fest mit Business-Aviatik.

Doppelt betroffen

Wangen-Brüttisellen ist von diesem Entscheid doppelt betroffen: Dort droht nicht nur eine zusätzliche Belastung durch den Business-Verkehr, sondern auch noch durch die Verlagerung aller Heli-Flugbewegungen. Also derjenigen der Rega, der Polizei und möglicher Privater. Gegen die Verlegung des Heliports werde sich Wangen-Brüttisellen weiterhin mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wehren, kündigt Dürst an. Insgesamt herrsche in den Anrainergemeinden grosses Bedauern und Ernüchterung.

Ähnlich äussert sich auch Volketswils Gemeindepräsident Bruno Walliser (SVP). Über diese Gemeinde wird gestartet und gelandet. Zum weiteren Vorgehen sagt Walliser stellvertretend für alle Anrainergemeinden: «Wir werden unsere Interessen vehement einbringen.» Konkret werde man sich gegen die Ausdehnung der Betriebszeiten sowie der Anzahl Flugbewegungen wehren.

Bund gibt sich versöhnlich

Die Möglichkeit dazu bietet sich im Rahmen des Prozesses zum Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL). Walliser: «Der Bund hat die Chance verpasst, die Anrainergemeinden als Partner zu sehen.» Jetzt müsse man die Seite wechseln und als Gegner auftreten. Eine weitere Möglichkeit zum Widerstand bietet sich der Stadt Dübendorf via Baubewilligungsverfahren für allfällige neue Bauten auf dem Flugplatz-Areal.

Der Bund gibt sich derweil versöhnlich: Er sei bereit, zusammen mit dem Kanton Zürich und den Standortgemeinden nach Möglichkeiten zu suchen, wie ihren Bedürfnissen und Anliegen Rechnung getragen werden könne. Mit dem SIL-Prozess sei gewährleistet, dass Einwände und Bedenken eingebracht werden können. Koordinationsgespräche mit allen Beteiligten seien vorgesehen.

Dübendorf droht Lärmteppich

Dübendorfs Stadtpräsident Lothar Ziörjen (BDP) lässt sich davon nicht einlullen. Er erklärt die Zusammenhänge des gestrigen Uvek-Entscheids etwas grossflächiger. Dübendorf als vierte Piste von Kloten habe eine zusätzliche Tragweite – nicht nur für die Anrainergemeinden.

«Werden Bewegungen von Kloten nach Dübendorf ausgelagert, hat das Auswirkungen auf den Zürcher Fluglärmindex ZFI.» Dübendorf zähle nämlich nicht zu diesem. «Und in Kloten werden dann die wegfallenden Bewegungen mit neuen aufgefüllt.» Zu erwarten ist, dass dann grössere, lautere Flugzeuge in Kloten starten und landen werden.

Die Stadt Dübendorf gerät derweil ins Sandwich. Mit Südanflügen am Morgen, dem geplanten Südstart geradeaus bei Nebel und Bise und dem künftigen zivilen Flugbetrieb in Dübendorf sind praktisch alle Quartiere betroffen – «und das zu unterschiedlichen Tageszeiten», wie Ziörjen sagt. Besonders schwer wiege dies, weil gleichzeitig ein Zwang zur baulichen Verdichtung bestehe. Die dicht besiedelten Gebiete – etwa die Quartiere Hochbord und Stettbach oder auch Schwamendingen – würden stärker beschallt.

Was Ziörjen ebenfalls stört, ist die Uvek-Argumentation, wonach die Finanzierungssicherheit nicht gewährleistet sei. «Genau diese Sicherheit wäre bei einer Zustimmung noch heuer ermöglicht worden», sagt er. Und ausserdem rechne auch die Flugplatz Dübendorf AG eine Mit­finanzierung durch die Luftwaffe ein.


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