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In einer Zoom-Konferenz schalteten sich Vertreter der Gründerorganisationen der Globalen Demokratie-Initiative zu. GloCo.ch

Demokratie erhält aus Uster globalen Anstoss

Globale Probleme sollen global gelöst werden. Der Ustermer Gery Colombo hat mit dem Verein Global Community auf dem Ustermer Stadthaus die «Globale Demokratie-Initiative» lanciert.

In einer Zoom-Konferenz schalteten sich Vertreter der Gründerorganisationen der Globalen Demokratie-Initiative zu. GloCo.ch

Veröffentlicht am: 10.06.2021 – 16.00 Uhr

« Von Uster kann etwas Grosses ausgehen. Vor bald 200 Jahren erfolgte hier am Ustertag der Anstoss für mehr Demokratie im Kanton Zürich. Es wäre schön, in neun Jahren am eigentlichen Ustertag-Jubiläum sagen zu können, dass von hier aus nun auch ein globaler Anstoss für mehr Demokratie erfolgt ist. » Dies sagt der Ustermer Gery Colombo. Und der erste Schritt hin zu diesem grossen Ziel ist Ende Mai vom Dach des Ustermer Stadthauses aus, im Beisein von Usters Stadtpräsidentin Barbara Thalmann (SP), erfolgt.

Ob es um den gerechten Zugang zu Impfstoffen, die Bewältigung der Klimakrise oder andere weltumspannende Themen geht: Globale Probleme erfordern je länger je mehr globale Lösungen. Von diesem Ansatz ist Colombo beseelt. Und es ist auch der Grundgedanke der « Globalen Demokratie-Initiative » . Diese Organisation wurde 2019 von der in Uster ansässigen GloCo.ch konzipiert. Und nun ist sie mit der Unterzeichnung einer Deklaration lanciert worden.

Im Rahmen einer Zoom-Konferenz haben sich sechs Partnerorganisationen aus aller Welt sowie engagierte Einzelpersonen für eine wirkungsvolle Zusammenarbeit und für die Gestaltung einer gemeinsamen Plattform verpflichtet. Bis 2030 soll das gesteckte Ziel gemeinsam erreicht werden.

« Der letzte Schritt fehlt »

GloCo-Geschäftsführer und Initiativen-Gründungsmitglied Gery Colombo liess sich von Yuval Noah Harari und seinem Werk « Eine kurze Geschichte der Menschheit » inspirieren. Darin wird die Kommunikation als das entscheidendste Merkmal für die Entwicklung herausgeschält. « Ich sagte mir aber, dass der letzte Schritt fehlt, dass globale Probleme nämlich auch global angepackt werden müssen » , erzählt Colombo.

« Mit modernen Kommunikationsmitteln wie dem Internet lässt sich gut und schnell mobilisieren. Daher ist die Zeit für globale Demokratie jetzt gekommen » , findet Colombo und schiebt nach, dass es angesichts der drängenden Probleme auch nötig sei, jetzt zu handeln.

Eine zusätzliche Entscheidungsebene

« Unsere Initiative ist eine Multi-Partnerorganisation, deren Ziel es ist, ein globales demokratisches System zu schaffen. Wir müssen Lösungen finden, die nicht in erster Linie auf nationalen Interessen beruhen, sondern globale Aspekte in den Mittelpunkt stellen. »

Ihnen schwebt laut Colombo eine zusätzliche Ebene vor, welche die bestehenden nationalen Regierungsebenen ergänzt. Ziel der Initiative ist es, neue, weltweit geltende Grundregeln zu schaffen. « GloCo will keine Weltregierung » , betont Colombo, « die Welt bestimmt, was ihre Probleme sind ». Und noch etwas ist ihm wichtig: « Wir wollen keine politische Organisation sein, sondern uns neutral verhalten. Wir bauen nur die Plattform auf, die globale Demokratie ermöglichen soll. »

Schon früh innovativ

Auch wenn Colombo der Spiritus Rector der Idee ist, sieht er sich nur als Teil eines grösser werdenden Teams. « Meine Stärke ist es Leute zusammenzubringen » , hält der Erfinder des weltweit ersten robotergestützten Medizingeräts für Gehtraining fest. Mit seinen Ideen gewann er einige Innovationspreise.

Nun hat er einen anderen Fokus. « Mein Engagement für GloCo und die globale Demokratie-Initiative ist deutlich mehr als ein Hobby. Das ist mein Herzensprojekt, auch wenn ich mich zeitlich noch nicht ganz alleine darauf ausrichten kann. »

« Das Wichtigste ist es, eine seriöse Idee zu bringen »

Was treibt Sie bei Ihrer globalen Demokratie-Initiative an?
Gery Colombo: Wir haben vermehrt globale Probleme, die wir selbst zu spüren bekommen. Ich denke da beispielsweise an global warming oder die Schere, die bei der Besteuerung internationaler Konzerne aufgeht. Wir können diese Probleme lösen, denn wir haben mit dem Internet heute Technologien, auf denen sich eine Plattform bauen lässt. Auf dieser können wir Lösungen erarbeiten und über diese Lösungsvorschläge abstimmen. Das spornt mich an und ich möchte mithelfen, diese Lösungen umzusetzen.

Gibt es nicht schon genug Organisationen auch private , die sich der Lösung von globalen Problemen verschrieben haben?
Zum Glück gibt es viele Organisationen, die sich etwa der Lösung der Klimaprobleme angenommen haben. Aber wenn es darum geht, globale Regeln einzuführen, dann gibt es leider noch keine Plattform, die in der Lage wäre, das umzusetzen. 

Was sind Ihrer Ansicht nach die drängendsten Probleme, die nur global gelöst werden können?
Die Klimakrise gehört dazu. Dann aber auch die Steuerflucht. Das ist nur scheinbar ein kleines Problem, tatsächlich ist es ein sehr umfassendes. Aufgrund der grossen Ungerechtigkeiten werden etwa Migrationsströme ausgelöst. Wir haben keine faire Verteilung der Steuermittel mehr. Zu den Problemen zähle ich auch die nukleare Abrüstung. Schlussendlich gibt es aber nur wenige globale Probleme.

Wie wollen Sie es erreichen, gehört zu werden?
Das Wichtigste ist es, eine seriöse Idee zu bringen, die mehrheitsfähig ist. Langfristig kommt so auch der Zuspruch und wir können wachsen. Jetzt gilt es die gute Idee umsetzen und eine Plattform zu erarbeiten. Eine gute Idee wird auch viele Anhänger finden, das ist unser Credo.

Haben Nationalstaaten noch eine Existenzberechtigung?
Absolut, und das ist auch ein ganz wichtiges Konzept bei uns. Wenn es darum geht, lokale Vorhaben wie etwa ein neues Hallenbad in der Gemeinde umzusetzen, dann geht das die Nation nichts an. Der Kanton soll entscheiden, was auf Kantonsebene laufen soll. Dasselbe Prinzip gilt auch für die Bundesebene. Wir, also unser Verein Global Community GloCo, wollen auf keinen Fall diese Instanzen ersetzen, die haben alle ihren Sinn. Es geht nur um die letzte Instanz, die globale, die sich globalen Problemen annimmt. Diese existiert heute nicht. Wir wollen das ändern und das System um diese Instanz ergänzen.

Müsste dafür nicht zuerst geschaut werden, dass demokratische Systeme zum weltweiten Standard werden?
Einerseits wird das automatisch der Fall sein, mindestens wenn es um globale Probleme geht. Andererseits haben wir heute verschiedene demokratische Systeme. Viele sind bereits veraltet. Das Wahlmännersystem in den USA müsste wohl einmal überdacht werden - und auch unser tolles Schweizer System hat auch einen gewissen Erneuerungsbedarf. Ich hoffe, dass eine solche Plattform inspirierend sein kann. Und vielleicht übernimmt ein Land, das heute nicht demokratisch organisiert ist, eine solche Plattform für die nationale Ebene. Das ist zwar nicht unser primäres Ziel, aber eventuell lösen wir sogar etwas dahingehend aus. 

Welche Rolle spielt Uster bei der globalen Demokratie-Initiative?
Uster bin ich dankbar, dass ich hier als Gründer und secretary general von GloCo wohnen kann. Ich hoffe auch, dass unsere Organisation ihren Sitz hier behalten kann. Im Moment kämpfen wir dafür, dass wir die Steuerbefreiung erhalten und als NGO akzeptiert werden. Stadtpräsidentin Barbara Thalmann ist sehr offen gegenüber neuen Demokratieformen. Uster versucht das ja auch mit einem Bürgerrat. Das ist sehr spannend. Zudem hat sie GloCo beim Start der globalen Demokratieinitiative unterstützt, indem sie uns mit der Stadthausterrasse einen sehr attraktiven Ort zur Verfügung stellte. Die Stadtpräsidenten hat auch treffende Worte zu diesem Launch auf internationaler Ebene. Und so hoffen wir, Uster als Sitz unserer Organisation behalten zu können.    

Zur Person

Gery Colombo, Gründer des Vereins Global Community GloCo , wohnt in Uster. Der 55-Jährige studierte Elektrotechnik und Biomedizin. In der Forschungsabteilung des Paraplegikerzentrums Balgrist entwickelte er im Rahmen seiner Doktorarbeit den Lokomat, das weltweit erste robotergestützte Medizingerät für Gehtraining. Er ist Mitgründer der Hocoma in Volketswil, dem Weltmarktführer für Technologien zur Bewegungsrehabilitation.


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