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Diese Band aus Norwegen sorgt für die Kontroverse. Sie heisst Mayhem und gehört zu den weltweit grössten Black-Metal-Bands. Facebook

Rassismus, Homophobie, Rechtsextremismus: Juso fordert Konzertabsage

Wüste Kerle, harte Musik - und offenbar hochproblematische, diskriminierende Ansichten. Das verköpert die norwegische Black-Metal-Band Mayhem, die am 20. November in Wetzikon auftritt. Die Oberländer Juso schlägt Alarm.

Diese Band aus Norwegen sorgt für die Kontroverse. Sie heisst Mayhem und gehört zu den weltweit grössten Black-Metal-Bands. Facebook

Veröffentlicht am: 08.11.2019 – 10.13 Uhr

Mayhem – was für eine Band sich da nach Wetzikon verirrt! Übersetzt bedeutet Mayhem sinnlose Gewalt oder Zerstörung. Und die Band aus Norwegen verkörpert das perfekt. Seit 35 Jahren gibt’s die Black-Metal-Combo mit wechselnder Besetzung.

Diese Wechsel sind nicht zuletzt auf ein paar Todesfälle zurückzuführen. 1991 beging Sänger Per Yngve Ohlin Suizid. Und zwei Jahre später brachte ein Mitglied der verfeindeten Band Burzum Mayhem-Gitarrist Oystein Aarseth um.

Doch auch die heutige Besetzung hat es in sich. Insbesondere der derzeitige Schlagzeuger, der unter dem Pseudonym Hellhammer auftritt, sorgte in der Vergangenheit häufig für Kontroversen. So fiel er etwa wegen schwerstrassistischen und homophoben Aussagen auf. In der Black-Metal-Biographie «Lords of Chaos» wird er mit den Worten zitiert: «Ich sags mal so: Wir mögen keine schwarzen Menschen hier. Black Metal ist für weisse Menschen … Ich bin ziemlich überzeugt, dass es Unterschiede in den Rassen gibt, wie bei den Tieren. Eine Katze ist etwa viel intelligenter als ein Vogel oder eine Kuh. Ich glaube, dass es sich mit den Rassen auch so verhält.»

Und seinem trommelnden Black-Metal-Kollegen mit dem Pseudonym Faust, der 1992 einen homosexuellen Mann ermordete, applaudierte Hellhammer in der Doku «Until the Light Takes Us» von 2008. Er würdige den Mörder dafür, dass er eine «verdammte Schwuchtel» umgebracht habe, so der Schlagzeuger.

Konzert in Wetzikon unter Beschuss

Dieser Hellhammer wird mit seinen Bandkollegen am Mittwoch, 20. November, im Wetziker Club Hall of Fame auf der Bühne stehen. Dies zum Ärger der Juso Zürcher Oberland. Sie will die Show der Chaos-Band verhindern und hat nun einen offenen Brief an die Veranstalter geschickt. Dies ist eine anonyme Gruppierung mit dem Namen «Meh Suff», die sich fürs Konzert in der Hall of Fame einmietet.

Im Brief prangt die Partei die Äusserungen Hellhammers an und schreibt: «Ist die Provokation bis aufs Äusserste zwar ein bekanntes Stilmittel des Black Metals, so kann die Ernsthaftigkeit der verwendeten Symbolik im Hinblick auf die rechtsradikale Gesinnung des Schlagzeugers nicht mehr geleugnet werden.»

Leandra Columberg, Dübendorfer SP-Kantonsrätin und Präsidentin der Juso Zürich Oberland, sagt: «Wir wollen jetzt nicht bei jeder Band forschen und Lyrics untersuchen, ob sie braun sein könnten.» Aber in diesem Fall sei die Sache recht deutlich. «Wir können das nicht einfach ignorieren.»

Dies, zumal es ein offenes Geheimnis sei, dass das Oberland ein Problem mit Rechtsradikalismus habe. Im Brief schreibt die Juso von einem rechtsradikalen Bubiker Tätowierer, von lokalen Nazi-Bands oder national bekannten, gewaltbereiten Faschisten aus der Region. «Die rechtsextreme Szene liegt wie ein dunkler Schatten über dem Oberland»,  so Jonathan Daum, Vorstandsmitglied der Juso Zürich Oberland. «Insbesondere eben auch Wetzikon», ergänzt Daum. «Es ist wichtig, dass diese Szene nicht einfach ruhig vor sich hin brodeln kann.»

Insofern sei es die moralische Pflicht jeder aufrichten Person, «sich gegen diese menschenverachtende Ideologie aufzulehnen und schützend vor die Mitmenschen zu stehen, die den Nazis aufgrund eines imaginären Rassenkonstrukts ein Dorn im Auge sind», so die Juso im Brief. Diskriminierende Aussagen wegen der Ethnie seien menschrechts- und verfassungswidrig.

Indem die Veranstalter eine rechtsradikale Band bei sich auftreten liessen, förderten sie die Verbreitung dieses Gedankenguts. «Aus diesen Gründen fordern wir Sie auf», heisst es im Brief, «klar Stellung zu beziehen und das Konzert von Mayhem abzusagen.»

Kulturjournalist wiegelt ab

Dass die Band durchaus kontrovers ist, bestätigt David Hunziker, Kulturjournalist der «Wochenzeitung», der sich mit der Szene eingehend befasst hat. Allerdings hält er die Forderung nach einer Konzertabsage für übertrieben. «Dass Hellhammer grauenhafte Ansichten hat, ist gut möglich. Aber seine Ansichten schlagen sich nicht notwendigerweise auf die Musik der Band nieder.»

Mayhem positioniere sich politisch überhaupt nicht. Auch in den Texten würden sich keine rechtsradikalen Äusserungen finden. Zudem seien lediglich Hellhammer und Bassist Necrobutcher wirklich noch vom alten Mayhem-Tross. «Sänger Attila Gábor Csihar tritt etwa auch mit anderen, teils sehr experimentellen Bands aus der eher linken Metalszene auf», so Hunziker.

Zudem sei Mayhem auch schon im Gaswerk zu Gast gewesen, das politische Richtlinien habe. Und zu guter Letzt stehe am selben Abend in der Hall of Fame in Wetzikon Gaahl Wyrd auf der Bühne, deren Sänger Gaahl offen schwul ist, sich für Kirchenverbrennungen ausspricht und eigenen Aussagen zufolge keinerlei politische Haltung vertritt. Er pflege Kontakte nach rechts wie auch links, sagt er.

«Natürlich heisst die Anwesenheit von Gaahl nicht, dass Hellhammer keine homophobe Haltung vertritt. Aber das zeigt, dass die Sachlage komplexer ist», sagt Hunziker. Insbesondere hebe sich die Musik der beiden Bands ab vom Black-Metal-Standard – und das bei seines Erachtens lyrisch unproblematischen Inhalten. «Deshalb sehe ich keinen Bedarf, eine Absage des Konzerts zu fordern.»

Hunziker räumt ein, dass die Black-Metal-Szene in der Schweiz eher rechts orientiert ist. Doch Mayhem sei im Grunde Mainstream in diesem Genre und habe damit ein sehr breites Publikum. «Möglich, dass sich darunter auch die eine oder andere rechts eingestellte Person befindet. Aber es ist nicht so, dass die Band ein spezifisch rechtsextremes Publikum mobilisiert.»

Hall of Fame will keine Politik im Club

Pasquale Salatino von der Hall of Fame sagt, sein Club sei unpolitisch und Personen, die rechtsradikale Symbole oder Schriften hineintragen wollten, würden schon an der Kasse weggewiesen. Er habe zur Band – wie er das übrigens immer tue – auch im Vorfeld Recherchen angestellt und festgestellt, dass sie im In- und Ausland regelmässig an öffentlichen Orten auftrete und dies ohne Probleme mit den Behörden.

Organisiert werde das Konzert im Übrigen vom Veranstalter Meh Suff, der schon den letzten Schweizer Auftritt von Mayhem auf die Beine gestellt hatte - an einem Metalfestival in Hüttikon und dies laut Salatino auch ohne Probleme. Die Hall of Fame diene lediglich als Austragungsort der Show. Und: «Von Aussagen einzelner Bandmitglieder kann man nicht auf die ganze Band schliessen. Wir als Hall of Fame distanzieren uns klar von allem, was politisch motiviert ist. Bei uns geht es ausschliesslich um Live-Musik.»


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