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Judith Rüegg tritt mit sofortiger Wirkung zurück, Rüegg (links) tritt ab, Oberholzer (rechts) übernimmt. PD

Fischenthaler Schulpräsidentin geht

Sowohl Judith Rüegg, Fischenthaler Schulpräsidentin, als auch die Vizepräsidentin Petra Orlando treten mit sofortiger Wirkung von ihren Ämtern zurück.

Judith Rüegg tritt mit sofortiger Wirkung zurück, Rüegg (links) tritt ab, Oberholzer (rechts) übernimmt. PD

Veröffentlicht am: 19.09.2018 – 10.39 Uhr

Nachdem sich die Ereignisse in der Fischenthaler Schule in den vergangenen Wochen überschlugen, kommt nun der Knall: «Wir, Judith Rüegg, Präsidentin der Schulpflege Fischenthal, und Petra Orlando, Vizepräsidentin der Schulpflege Fischenthal, treten mit sofortiger Wirkung von unseren Ämtern zurück», teilt Rüegg in einer Medienmitteilung vom Mittwochmittag mit. Die entsprechenden Rücktrittsgesuche haben die beiden parteilosen Behördenmitglieder am Mittwochmorgen beim Bezirksrat eingereicht.

Das seit längerem gestörte Vertrauensverhältnis innerhalb der Schulbehörde sowie die daraus resultierenden Spannungen und Meinungsdifferenzen hätten für beide eine starke Belastung dargestellt. «Dies nagt an unserer Gesundheit, sodass wir unsere Ämter leider nicht mehr ausüben können», wird in der Mitteilung weiter geschrieben.

Dass die Perspektive für eine konstruktive Zusammenarbeit innerhalb der Schulpflege nicht mehr gegeben sei, würden sie ausserordentlich bedauern. «Gerne hätten wir uns weiterhin zum Wohle unserer Schule eingesetzt. Mit unserem Ausscheiden geht die Führung der Schulbehörde an Michaela Oberholzer (parteilos), die amtierende zweite Vizepräsidentin, über», endet die Mitteilung. Für eine weitere Stellungnahme war Rüegg nicht erreichbar. Ein Interview, das die Redaktion vor der Bekanntgabe des Rücktritts mit ihr geführt hatte, zog sie vollständig zurück. Darin nahm sie Stellung zu den Konflikten in der Schule. Einen sofortigen Rücktritt zog sie noch nicht in Betracht.

«Professionell und angenehm»

«Judith Rüegg und Petra Orlando haben mir ihren Rücktritt am Dienstagabend mitgeteilt», sagt Barbara Dillier, Fischenthaler Gemeindepräsidentin (parteilos). Sie habe die beiden Rücktritte mit grossem Bedauern zur Kenntnis genommen. Weil die Schulbehörde aber autonom funktioniere und ihr nicht unterstellt sei, könne sie nichts zu den Meinungsdifferenzen sagen. «Da Judith Rüegg ebenfalls Teil des Gemeinderats war, habe ich auch eng mit ihr zusammengearbeitet. Ich habe sie als sehr professionell und angenehm empfunden», so Dillier. 

Nun werde der Gemeinderat den Entscheid des Bezirksrats abwarten und dann ein Datum für die Neuwahl festlegen. «Mir ist es wichtig, dass bald wieder Ruhe einkehrt und die Schule Fischenthal wieder ein positives Lernumfeld hat.» Ihr sei bewusst gewesen, dass es nach dem doch eher speziellen Wahlkampf Spannungen in der Schulbehörde gegeben hat. «Der Rücktritt hat mich dennoch überrascht.»

Nach Kampfwahl und Niederlage doch zum Sieg

Bei den vergangenen Behördenwahlen kam es zur Kampfwahl ums Fischenthaler Schulpräsidium zwischen Michaela Oberholzer und Judith Rüegg. Im Vorfeld der Wahlen landeten Flyer in den Fischenthaler Haushalten auf denen die Namen von fast allen Lehrer der Gemeinde gelistet waren. Sie alle unterstützten Oberholzer.

In einer Stellungnahme schrieben die Lehrer damals: «Die Schule steht derzeit mehr denn je vor vielen inhaltlichen Herausforderungen. Diese erfordern Transparenz und eine gemeinsame Haltung von Lehrerschaft, Schulleitung und Schulbehörde». Zielführende Strategien mit klaren und sinnvollen Priorisierungen seien dringend nötig.

«Wir sehen es als Chance, den Augenblick zu nutzen, um alte Denkmuster zurückzulassen und gemeinsam mit einem fortschrittlichen Präsidium nach vorn zu schauen und uns auf den Weg zu machen», endete die Stellungnahme.

Gewählt wurde im April mit 307 zu 260 Stimmen aber Rüegg. Mit deren Rücktritt wird nun doch Oberholzer – zumindest auf Zeit –Schulpräsidentin von Fischenthal. Auf Anfrage will Oberholzer nur so viel sagen: «Ich bedaure den Rücktritt von Judith Rüegg und Petra Orlando». Ob sie fürs Präsidium kandidieren wird, lässt sie noch offen.

Bereits zwei Kündigungen

Vor den Sommerferien reichte die Fischenthaler Schulleiterin Ina Rizza ihre Kündigung ein, nach den Ferien folgte jene ihres Stellvertreters Sandro Steck. Rizza war 2010 bereits Co-Schulleiterin an der Schule Ausserwachten, ab Schuljahr 2011/12 führte sie die Schule gemeinsam mit einer weiteren Person. Steck ist seit 18 Jahren an der Schule angestellt.

Im Gemeindenewsletter vom Juli kommunizierten die Behörden erstmals, dass Rizza ihre Kündigung eingereicht hat. Damals war die Rede von einer «beruflichen Neuorientierung». Im Newsletter vom August folgte dann die Mitteilung, dass Rizza bis auf weiteres krankgeschrieben sei.

In einer Mitteilung vom 18. September schreibt die Gemeinde schliesslich: «Die Ursache dieser Entwicklung ortet die Schulbehörde in Differenzen zwischen der Schulleitung und dem Schulpräsidium hinsichtlich der Beurteilung, wo die Grenze zwischen strategischer und operativer Führung zu ziehen ist. Hier wurden unterschiedliche Standpunkte vertreten, was letztlich zur Trennung führte.»

Schulleiter gesucht

In derselben Mitteilung deklariert die Gemeinde, dass die Suche nach einer neuen Schulleitung oberste Priorität habe. Ein Ausschuss, zusammengesetzt aus Vertretern der Schulbehörde und der Lehrerschaft, habe seine Arbeit bereits aufgenommen. «Zur Überbrückung wird so rasch wie möglich eine interimistische Schulleitung eingestellt», schreibt die Gemeinde.

Die entsprechenden Verhandlungen seien auf gutem Weg, eine zeitnahe Lösung zeichne sich ab. Bis zur Einsetzung der interimistischen Schulleitung liege die operative Führung der Schule als ausserordentliche Sofortmassnahme bei Schulpräsidentin Judith Rüegg. Nur einen Tag später gibt aber diese ihren Rücktritt bekannt.

Akuter Lehrermangel in Fischenthal

Fischenthal mangelt es zurzeit nicht nur an Schulleitern- und Präsidenten: Am 13. September erhielten die Eltern einen Brief, der der Redaktion vorliegt. Darin wird mitgeteilt, dass diverse Lehrkräfte an der Sekundarstufe infolge Krankheit oder Unfall ihre Unterrichtstätigkeit zurzeit nicht wahrnehmen können.

Trotz intensiver Bemühungen sei es der Behörde nicht gelungen, alle Lektionen mit Vikaren abzudecken. «Es kann also sein, dass Klassen gespettet werden oder im Einzelfall gewisse Stunden ausfallen müssen», wird geschrieben. «Spetten» bedeutet, dass jene Lehrer, die im Dienst stehen, einspringen, wenn ein eine unvorhersehbare Absenz auftritt.


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