nach oben

Anzeige

Mein kleines Kind zeichnet wie ein kleines Kind - und das ist gut so. (Bild: Annette Saloma)

Mütter gegen Mütter

«Family Affairs» ist der Familien-Blog auf Züriost und behandelt Themen rund um den Familienalltag mit Kind und Kegel. Drei Redaktorinnen und ein Redaktor aus der Region berichten über Alltagserlebnisse, Erziehungsfragen, Freizeitgestaltung – einfach alles, was Eltern im Umgang mit Kindern beschäftigt. Jeden Samstag erscheint ein neuer Beitrag.

Mein kleines Kind zeichnet wie ein kleines Kind - und das ist gut so. (Bild: Annette Saloma)

Veröffentlicht am: 27.11.2016 – 14.25 Uhr

Die 4-jährige Sara (Name geändert) steht weinend auf dem Weg, der zum Kindergarten führt. Immer wieder hält sie an, blickt zurück zur Mutter, die sie ermutigt, weiterzugehen. Es ist die gleiche Mutter, die ein paar Wochen zuvor am Elternabend behauptete, ihre Tochter würde den Kindergarten lieben und könne es jeweils kaum erwarten, dass das Wochenende vorbei ist.

An besagtem Elternabend wurden wir von der Kindergärtnerin gebeten, in ein, maximal zwei Sätzen unsere Kinder vorzustellen. Was daraufhin folgte, waren Lobhudeleien, die ganze Seiten hätten füllen können. An die zwei Sätze hielt sich kaum jemand. Glaubte man manchen Eltern, waren ihre Kinder hochbegabt, sozial äusserst kompetent, extrem selbständig, absolut brav. Und vom Kindergarten natürlich in höchstem Mass begeistert («Er steht jeweils extra früh auf und macht sich ganz schnell bereit, ohne dass ich etwas sagen muss.»). Wer wie ich eine Tochter zu Hause hat, die man morgens immer mal wieder ein bisschen antreiben muss, weil sie sich im Spiel verliert und die auch Krisen und Trennungsängste hat, hätte sich als absoluter Versager fühlen können. Zum Glück weiss ich, dass Eltern gerne flunkern, wenn es um ihren Nachwuchs geht. Dies bestätigte sich einige Wochen später, als ich die Kindergärtnerin an einem Morgen in den Wald begleitete. Das waren nicht die gleichen Kinder, von denen ich am Elternabend gehört hatte.

Und ich fragte mich einmal mehr, warum Eltern nicht ehrlicher sind. Vor allem unter Müttern besteht manchmal ein regelrechter Wettbewerb, wessen Kind am frühsten durchschläft, krabbelt, läuft, isst, keine Windeln mehr hat, Prinzessinnen zeichnen kann und am liebsten in den Kindergarten geht. Dass das Kind nachts noch regelmässig aufwacht oder noch Windeln trägt, sich morgens sträubt, anzuziehen und die Farben immer noch nicht kennt, wird verschwiegen. Wenn man ein Kind hat, dass nicht zur Sorte Wunderkind gehört oder sich nicht nach Plan X entwickelt, kann man sich dann schnell mal unfähig fühlen, sein Kind in Frage stellen, es zu früh zum Essen nötigen, das Kind in Lauflernhilfen stecken oder irgendwelche unsäglichen Schlafprogramme durchziehen.

Dabei geht vergessen, dass Kinder Individuen sind, die sich nach eigenem Tempo entwickeln. Kinder miteinander zu vergleichen und etwas von ihnen zu verlangen, wofür sie absolut noch nicht bereit sind, bringt nichts ausser Frust und Ärger und zudem verpasst man all die Dinge, die das eigene Kind bereits kann. Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Irgendwann schlafen sie alle durch, sie tragen keine Windeln mehr, können alleine einschlafen, laufen und reden. In der Zwischenzeit gilt es, sein Kind zu geniessen und gegenüber den anderen Müttern ein bisschen ehrlicher zu sein. Zusammen geht besser als gegeneinander. Krisen auf Seite der Kinder und der Mütter gehören zum Elternsein, wir alle stossen an unsere Grenzen, haben manchmal keine Nerven mehr. Wie heisst es so schön: Geteiltes Leid ist halbes Leid.

Annette Saloma ist Redaktorin beim «Zürcher Oberländer»/«Anzeiger von Uster» und alleinerziehende Mutter von zwei Kindern (2 und 5), die Familie lebt in Uster.


Dieser Artikel wurde automatisch aus unseren alten Redaktionssystemen auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: servicedesk@zol.ch

Kommentar schreiben

Bitte geben Sie ein Kommentar ein.

Wir veröffentlichen Ihren Kommentar mit Ihrem Vor- und Nachnamen.
* Pflichtfeld

Anzeige

Anzeige