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Die digitale Entwicklung zeigt sich auch im Sport: Jedes Rennen, jeder Wettkampf, jedes Training wird gefilmt, ausgewertet und analysiert. (Bild: Raphael Mahler)

Mit dem Tablet ins Training

Technische Hilfsmittel werden im Sport immer wichtiger. Selbst im Amateurbereich gehören Videoanalysen längst zum Standard. Das Potenzial ist gross, die Zeit aber knapp.

Die digitale Entwicklung zeigt sich auch im Sport: Jedes Rennen, jeder Wettkampf, jedes Training wird gefilmt, ausgewertet und analysiert. (Bild: Raphael Mahler)

Veröffentlicht am: 21.04.2017 – 16.31 Uhr

Sie heissen «CoachesEye», «Balytics» oder «Tactics». Wer im Appstore nach Programmen sucht, die den Alltag eines jeden Trainers erleichtern sollen, stösst auf eine kaum überschaubare Auswahl. Von einer einfachen Taktiktafel auf dem Tablet bis zur fix fertigen Trainingsübung-App ist alles im Angebot. Manche verfügen auch über Videofunktionen, mit der Aufnahmen in Zeitlupe abgespielt und bearbeiten werden können.

Jedes Spiel wird gefilmt

Sie gehören wohl zu den beliebtesten. Denn während Videoanalysen im Profisport seit Jahren ein fester Bestandteil sind, werden sie dank der technischen Entwicklung auch im Amateurbereich immer mehr zum Thema.

«Es hat sich in den letzten zehn Jahren einiges getan», sagt Andrea Cahenzli, Profi-Trainer des EHC Dübendorf. «Heute filmen wir in der Erstliga jedes Spiel und können so alle Szenen genau analysieren. Filmen, schneiden und bearbeiten, dass ist alles keine Hexerei mehr.»

Der EHC Dübendorf ist nicht die Ausnahme, er ist viel mehr die Regel. Auch beim EHC Wetzikon werden alle Spiele in ihre Einzelteile zerlegt. Im Unihockey gehört Videostudium schon bei manchen Erstliga-Vereinen zum Wochenprogramm – in der Nationalliga A sowieso. «Kleinigkeiten können entscheiden. Jeder Klub versucht das Maximum heraus zu holen», sagt Roger Keller, Trainer des EHC Wetzikon. «Der Teufel steckt im Detail.»

Unterschiedliche Perspektive

Der Nutzen von Videoanalysen bei Teamsportarten liegt vor allem im taktischen Bereich. «Es geht darum, Fehler im Spiel und System zu erkennen und sie den Spielern aufzuzeigen», sagt Cahenzli. «Kurz gesagt: warum kassieren wir dieses Tor? Wie sieht die Fehlerkette aus? Was können wir anders machen?» Dabei gehe es nicht um Schuldzuweisung, sondern um einen Lernprozess.

Für Andreas Bührer, Stürmer des EHCD, ist Videoanalyse eine Art Selbstreflexion. «Als Spieler siehst du dich im Film aus einer völlig anderen Perspektive. Die Wahrnehmung auf dem Eis unterscheidet sich gegenüber der Situation auf dem Video teils stark.»

Für Bührer ist es mit «ein bisschen Video schauen» aber nicht getan. «Nur ein Spiel zu schauen, bringt nicht viel. Viel konstruktiver ist es, wenn es in einer Theorie um bestimmte Spielsituationen geht.» Bührer meint Situationen wie Auslösungen, Power- oder Boxplay. «Dann kann man sich auf etwas Konkretes konzentrieren.» Für ihn ist aber klar: «Eine gute Videoanalyse kann dich besser machen.»

Eine Frage der Zeit

Davon ist auch Rolf Schärer, Sportchef der Ustermer Erstliga-Handballer überzeugt. Und dennoch kommt beim TVU die Videoanalyse nur selten zum Einsatz. Der Grund ist einfach: «Eine gute Analyse kann sehr aufwendig sein. Im Amateurbereich müssen wir uns gut überlegen, wie wir unsere Zeit investieren.» Ins gleiche Horn bläst Marcel Erismann, Trainer des Zweitligisten FC Dübendorf. «Ich gehe zur Arbeit, gehe ins Training und soll danach noch zwei Stunden Videomaterial anschauen? Das geht nicht.»

Auch Cahenzli und Keller geben zu, dass Videos ein Zeitfresser sind. Zwar kann mit den heutigen Apps und Programmen jeder Laie ein Video bearbeiten, sichten muss man das gesammelte Material aber dennoch von A bis Z. Und nicht zuletzt bedeutet Videostudium auch für die Spieler einen Mehraufwand. «Sie kommen nach der Arbeit direkt ins Training», sagt Cahenzli. «Da können wir nicht jedes mal verlangen, dass sie danach nochmals eine Stunde im Theorieraum sitzen.»

Technische Analyse

Der Tenor ist auch bei Einzelsportlern derselbe: der Nutzen ist gross, die Ressourcen aber knapp. «Meist haben wir nur in Trainingslagern genügend Kapazität, um mit Videoanalyse zu arbeiten», sagt Michael Rüegg, Trainer beim Leichtathletikverband. Das Potenzial sei aber enorm, findet der Wetziker. Vor allem in technischen Disziplinen wie Stabhochsprung oder Hürdenlauf gehören Tablet oder Smartphone schon oft zum Trainingsequipment.

Im Gegensatz zu Mannschaftssportarten geht es in der Leichtathletik aber nicht um eine taktische, sondern eine technische Analyse. «Wir nehmen den Bewegungsablauf auf und zerlegen ihn in Einzelteile», sagt die Wetziker Hürdenläuferin Robine Schürmann.

Konkret heisst das: liegen die Arme am Körper? Wie ist der Abstand beim Absprung zur Hürde? Wie zieht man das Bein nach? Nur Sekunden nach einem Trainingslauf, sieht sich Schürmann auf dem Bildschirm in Nahaufnahme und Zeitlupe über die Hürde springen. «Dank dem visuellen Feedback ist es einfacher, an etwas zu arbeiten, als wenn man es nur vom Trainer gesagt bekommt.»

Finetuning lohnt sich

Wichtig ist dabei, dass Schürmann sich nur auf eine Sache konzentriert. «Zu verbessern gibt es vieles, ich darf mich aber nicht verzetteln.» Vor allem in der Saisonvorbereitung kommt deshalb das Tablet im Training zum Einsatz.

Im Sommer geht es dann vor allem um Wettkampfanalysen. Nach jedem Rennen bekommt sie eine Auswertung in Zahlen. So sieht sie, wo sie wie schnell lief oder wie viele Schritte sie zwischen den einzelnen Hürden benötigte – alles herausgelesen vom Trainer aus der Rennaufzeichnung. «Das ist ziemlich zeitaufwendig», sagt Schürmann, «aber das Finetuning lohnt sich definitiv.»


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