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Urs Fischer (links) übergibt nach 22 Jahren die Mobiliar Generalagentur Wetzikon-Pfäffikon auf den 1. Januar 2018 seinem Nachfolger Ramon Strittmatter. (Bild: zvg)

Gibt es keine Solidarität mehr, gibt es die Branche nicht mehr

Urs Fischer übergibt nach 22 Jahren die Leitung der Mobiliar Generalagentur Wetzikon-Pfäffikon an Ramon Strittmatter. Im Gespräch sagen die beiden, was sie bewegt, was sie mit dem Zürcher Oberland verbindet und welche Bedeutung sie in Zukunft dem Solidaritätsprinzip – einem Fundament unserer Gesellschaft – zumessen.

Urs Fischer (links) übergibt nach 22 Jahren die Mobiliar Generalagentur Wetzikon-Pfäffikon auf den 1. Januar 2018 seinem Nachfolger Ramon Strittmatter. (Bild: zvg)

Veröffentlicht am: 20.12.2017 – 08.47 Uhr

Urs Fischer, Ende Jahr treten Sie in den Ruhestand. Wie ­gehen Sie mit dieser Situation um, wie wird sich Ihr Alltag verändern und was wird Ihnen aus Ihrer lang­jährigen ­Tätigkeit als Leiter einer Generalagentur fehlen?
Urs Fischer: Es ist ein vorzeitiger Gang in den Ruhestand, also freue ich mich zuerst einmal sehr darauf. Ich hoffe, dass sich mein Tag nicht mehr so fremdbestimmt zeigt, dass ich für alles etwas mehr Zeit habe und dass ich die Dinge tun kann, die ich gerne tue.
Natürlich werde ich mich daran gewöhnen müssen, nicht mehr jeden Tag meine Mitarbeiter und meine Kunden zu sehen. Ich ­denke aber, dass mir mein Nachfolger Gelegenheit geben wird, den einen oder anderen Einblick auch weiterhin zu haben.

«100 Dinge, die man einmal im Leben getan haben sollte» heisst der Titel eines Bestsellers. Welche Dinge haben Sie sich für die kommende Zeit vorgenommen?
Ich möchte mehr die Natur geniessen können, mehr wandern, mehr Motorrad fahren, mehr in Davos sein, mehr Zeit auf dem Bauernhof meiner Tochter verbringen, mehr meine Enkel in San Francisco besuchen und endlich mehr lesen können. Und es würde mir sicher noch viel mehr zu dieser Frage einfallen ...

 

 

Sie haben sich im Zürcher Oberland nicht nur politisch-wirtschaftlich, sondern auch im kulturellen Bereich mit viel Herzblut engagiert. Da gab es auch eine ganze Reihe von Erfolgen, auf die Sie zurück­blicken können. Welche dieser Erfolge sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Eigentlich möchte ich kein einzelnes Erlebnis herausheben. Mein Engagement in allen drei Bereichen hat mich insgesamt bereichert durch den Kontakt zu interessanten Personen, mit Diskussionen zu spannenden Themen, mit ganz unterschiedlichen Führungsaufgaben und mit ganz vielen Momenten der Zufriedenheit und Freude.
Aber der unermüdliche Wille, ein Parlament einführen zu können, und dann die letzte Gemeindeversammlung in Wetzikon zu leiten, haben mich schon ganz besonders berührt.

Sie leiteten die Mobiliar-Generalagentur Wetzikon-Pfäffikon während gut 22 Jahren. Was hat sich in dieser Zeit für die Kunden geändert?
Der Einsatz der neuen technischen Hilfsmittel, angefangen beim Internet über das Natel und dann das Smartphone erlauben es unseren Kunden, zu jeder Zeit und über ganz verschiedene Kanäle Dienstleistungen von uns zu erwarten.
Gleichzeitig sind die Produkte dank Internet vergleichbarer und auch ähnlicher geworden. Wir sind dieser Entwicklung mit mehr persönlichem Kontakt begegnet. Letztlich betreiben wir ein Geschäft zwischen Menschen und da ist Vertrauen die Basis.

 

 

Loyalität ist offensichtlich eine Ihrer Qualitäten. Denn, wie vorher erwähnt, haben Sie die letzten 22 Jahre bei der gleichen Firma gearbeitet, der Schweizerischen ­Mobiliar, und die Generalagentur Wetzikon-Pfäffikon geleitet. Solche Firmentreue hat in der heutigen Zeit Seltenheitswert. Was hat Sie motiviert, so lange für die gleiche Firma zu arbeiten?
Weil sie die beste Versicherungsgesellschaft der Schweiz ist. Mit dem Unternehmermodell im Vertrieb gewährt sie uns Generalagenten sehr viel unternehmerische Freiheit bis hin zur selbstständigen Erledigung der Schadenfälle. Kommt hinzu, dass wir als Genossenschaft und mit unserem Marketingauftritt seit Jahren ein sehr positives Image haben. Und dann darf ich mit den besten Mitarbeitern zusammenarbeiten.

Bleiben wir bei der gesellschaftlichen Entwicklungen. Das Stichwort heisst Solida­rität. Gerade eine Versicherungsgesellschaft wie die Mobiliar gründet auf diesem Solidaritätsprinzip. Dieses Prinzip, so scheint es jedenfalls, kommt unter gesellschaftlichen Druck. Urs ­Fischer und Ramon Stritt­matter, was haben Sie diesbezüglich für Erfahrungen in der Versicherungsbranche gemacht, und hat das Soli­daritätsprinzip Ihrer Meinung nach weiterhin Zukunft?
Urs Fischer: In den letzten ­Jahren haben wir uns tatsächlich vom Grundsatz «alle für einen» wegbewegt. Der Kunde ist immer weniger bereit, auch für aus seiner Sicht schlechtere Risiken Prämien mitbezahlen zu müssen. Individualtarifierung ist das Stichwort. Dieser Trend wird weitergehen. Allerdings wird es Grenzen in dieser Entwicklung geben müssen, denn ein Einzelner wird nie in der Lage sein, seine Risiken selbst zu tragen, darauf basiert unsere Branche. Gibt es keine Solidarität mehr, gibt es unsere Branche nicht mehr.
Ramon Strittmatter: Solidarität ist der Urgedanke einer Ver­sicherung. Bei Solidarität steht der Starke für den Schwachen ein. In einer Gesellschaft, die auf Individualität setzt, kommt diese Solidarität aber immer häufiger auf den Prüfstand. Bei der Autoversicherung zum Beispiel stehen nutzungsabhängige Prämienmodelle zur Diskussion. Die Mobiliar steht für Solidarität – und kann sich dem Trend zur Individualität trotzdem nicht entziehen. Im schlimmsten Fall würden wir über die Antiselektion auf den Schwachen sitzen bleiben und die Starken verlieren. Mit dem Resultat, dass bei uns die Schwachen noch mehr bezahlen müssen. Also müssen wir den richtigen Mix finden.

Ramon Strittmatter, ist es Zufall, dass Sie als erster Lernender bei der Mobiliar Wetzikon-Pfäffikon unter der Leitung von Urs Fischer jetzt in seine Fussstapfen treten?
Ramon Strittmatter: Ich hoffe nicht (lacht). Es ist tatsächlich so, dass ich das Versicherungsgeschäft damals bei Urs Fischer von der Pike auf lernen durfte. In dieser Zeit durchlief ich die verschiedenen Tätigkeitsfelder einer Generalagentur und hatte Einblick in die Berner Direktion. Mir wurde schnell bewusst, dass ich gerne einen vielseitigen Beruf mit Verantwortung und grosser Selbstständigkeit ausüben möchte.
Gleichzeitig hat Urs Fischer seine Nachfolgeregelung früh an die Hand genommen. Er hat mich über die ganze Zeit stark gefördert und mir ermöglicht, mich in verschiedenen Führungsfunktionen weiterzuentwickeln. Sein Glaube und die Unterstützung in meine Person war ein wichtiger Aspekt in meiner beruflichen Entwicklung, und dafür bin ich ihm sehr dankbar.

 

 

Sie haben eine Ausbildung zum Generalagenten abgeschlossen. Was muss man sich unter einem solchen vorstellen?
Als Generalagent muss man Menschen mögen, sehr flexibel sein, Führungsqualitäten mitbringen und über alle Bereiche der Agentur Bescheid wissen. Ich habe Kenntnisse in allgemeinen Versicherungsthemen, innerhalb der betriebswirtschaftlichen Themenfelder und in der Schadenabwicklung. Ich decke die ganze Bandbreite ab und kann mich bei Detailfragen auf meine sehr gut ausgebildeten Mitarbeitenden verlassen.
Die Besonderheit eines Mobiliar Generalagenten: Wir sind selbstständige Unternehmer. Jede Generalagentur ist ein KMU, weshalb die Entscheidungswege sehr kurz sind.

Ihr Vorgänger ist eine starke Persönlichkeit und hat die Agentur dementsprechend geprägt. Was bedeutet das für Sie als Nachfolger?
Wo liegen Ihre Stärken?

Wilhelm Busch hat einmal gesagt: «Wer in den Fussstapfen eines anderen wandelt, hinterlässt keine eigenen Spuren». Ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung und möchte die Generalagentur künftig mit meiner Persönlichkeit und zugehörigen Ideen prägen, ohne den Druck zu verspüren, meinen Vorgänger kopieren zu müssen. Deshalb will ich mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen eigenen Weg gehen, ohne das sehr gute und gesunde Fundament meines Vorgängers zu vernachlässigen.
Was sind meine Stärken? Ich mag Menschen und persönliche Kontakte. Deshalb berate ich gerne Kundinnen und Kunden und führe und fördere Mitarbeitende. Das bereitet mir viel Freude und liegt mir auch. Ich bin eine motivierte, zielstrebige Person und versuche auch meine Teamkolleginnen und -kollegen mit meiner Freude und Energie anzustecken.

Es gibt zwischen Urs Fischer und Ihnen Parallelen. Sie engagieren sich ebenfalls in der Politik und der Vereinsarbeit. Weshalb?
Ich bin in dieser Region geboren und aufgewachsen. Das ist meine Heimat, hier fühle ich mich wohl. Da leiste ich auch gerne meinen Beitrag innerhalb unserer Gesellschaft. Miliztätigkeiten empfinde ich als ausserordentlich wichtig und wertvoll. Nur so können wir unsere Gesellschaft selber gestalten und der nächsten Generation weitere Möglichkeiten und Chancen eröffnen.

 

 

Gibt es eine Heraus­forderung, auf die Sie sich besonders freuen?
Ich freue mich auf die Abwechslung bei den Herausforderungen. Als Generalagent tätige ich Versicherungs- und Vorsorgeberatungen, führe Menschen und setze mich mit betriebswirtschaftlichen Aspekten sowie Organisationsfragen auseinander. Sie sehen, einfach ein toller und abwechslungsreicher Beruf.

Und zum Schluss: Was ­verbindet Sie beide mit dem Zürcher Oberland, und was schätzen Sie an den ­Menschen dieser Region?
Urs Fischer: Ich bin hier aufgewachsen und zur Schule gegangen, das ist meine Heimat. Wir Oberländer sind sicherlich nicht die Fortschrittlichsten, wir überlegen uns die Dinge zweimal, bevor wir uns entscheiden. Gerade diese Qualität schätze ich, das ist ja auch das Merkmal der Mobiliar. Überlegtes Handeln erzeugt Berechenbarkeit und Vertrauen. Mit solchen Menschen in einer wunderbaren Natur leben zu dürfen, das ist ein echtes Privileg.
Ramon Strittmatter: Das Zürcher Oberland ist meine Heimat. Ich schätze die Landschaften, Seen und die vielen nebelfreien Regionen. Ich mag die aufgeschlossene, freundliche Art der Menschen. Das Dorfleben ist an vielen Orten immer noch ausgeprägt, und die Menschen treffen sich an diversen traditionellen Anlässen. Trotz den vielen neuen digitalen Themen unserer Zeit schätze ich auch das Traditionelle, und dies wird im Zürcher Oberland auch weiterhin gelebt, ohne stehen zu bleiben.

 


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