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Gesellschaft
Gruppenfoto der 5 Student:innen

Niklas, Valerie, Ueli, Leandro und Tobias brauen seit knapp vier Jahren ihr eigenes Bier. PD

Chili, Kaffee und Tannenspitzen

Bubiker Jungbrauer mischen mit neuen Sorten die Bierszene auf

Vom Hobby-Kit zum Offenausschank: Statt in der Garage brauen fünf Studenten nun in einem Bubiker Restaurant ihr eigenes Bier. Doch damit soll ihr Weg noch lange nicht zu Ende sein.

Niklas, Valerie, Ueli, Leandro und Tobias brauen seit knapp vier Jahren ihr eigenes Bier. PD

Veröffentlicht am: 24.01.2023 – 15.19 Uhr

Einige Stufen weiter unten, in der Garage des Bubiker Restaurant Bahnhöfli: Der Boden ist grau geplättelt, drei glänzende Tanks aus Chromstahl und einige Paletten mit leeren, braunen Bierflaschen stehen in der Ecke. Das Regal, voller verschiedener Biere mit farbigen Etiketten, lässt vermuten, was hier gemacht wird.

Die kleine Brauerei gehört fünf Studenten aus Bubikon. Valerie, Ueli, Leandro, Tobias und Niklas brauen seit vier Jahren ihr eigenes Bier unter dem Namen «Absturzbrew». Schon in ihrer Schulzeit waren sie eng befreundet.

Das Homebrewing hat ein Ende

Angefangen habe alles mit einem Anfänger-Bierbrau-Kit zum Geburtstag von Ueli. «Wir haben uns vorher kaum informiert und brauten einfach darauf los», erzählt Ueli lachend. Der 21-Jährige startete die Produktion gemeinsam mit Valerie. Später wurde auch Tobias Teil vom Team.

Parallel dazu haben Niklas und Leandro ihr eigenes Bier gebraut, bis sich die Gruppe 2020 zusammenschloss und ihr Equipment zusammenlegte: Zwei Weck-Einkocher, ein paar Gärbottiche aus Plastik und eine einfache Schrotmühle.

Meistens probieren wir einfach etwas aus.

Ueli

Absturzbrew

«Anfangs haben wir nur für unseren Eigenkonsum gebraut», sagt Valerie. «Und der ist gar nicht mal so klein», ergänzt Leandro lachend. Bald habe es aber an Geld gefehlt, um weiterhin eigenes Bier zu machen.

Einige Flaschen verschenkten sie darum an Freunde und Familie, wodurch es nicht selten einen kleinen Zustupf in die Brauereikasse gab.

Mittlerweile schenken sie ihre Kreationen der breiten Öffentlichkeit aus. Im Bubiker «Bahnhöfli», nur einige Treppen oberhalb ihrer Brauerei, sind sie fester Bestandteil der Getränkekarte.

Chili, Kaffee und Tannenspitzen

Die fünf haben schon aus fast allem ein Bier gebraut: Chili-Limetten-Bier, Johannisbeer-Sauerbier, Passionsfrucht-Sour, Holunder-Bier, eines mit Kaffee oder Tannenspitzen. Mittlerweile sind so schon rund 137 Sorten entstanden.

«Meistens probieren wir einfach etwas aus. Das wird dann entweder gut, oder wir lassen es», meint Ueli. Die experimentellen Jungbrauer wollen mit neuen und aussergewöhnlichen Sorten überzeugen. «Wir haben kaum ein Bier gebraut, das niemandem schmeckte.»

Brautank
Lina Vogelsanger

Der grundlegende Herstellungsprozess des Bubiker Homebrews unterscheide sich kaum von grossen Brauereien. «Wir haben einfach ein sehr zusammengewürfeltes System und müssen noch viel manuell machen», so Tobias.

Was er damit meint: Die fünf Freunde brauen ihr Bier in zwei 50 Liter Brauanlagen, mehreren Landi-Kochtöpfen auf einem Gaskocher und rühren mit dem Holzstiel einer Axt.

Für professionelleres Equipment oder grössere Tanks fehle das Geld, weshalb die Absturz-Crew anfangs Dezember mit einem Crowdfunding startete. Damit wollen sie unter anderem eine 300 Liter Brauanlage kaufen.

Kaum Zeit für anderes

Mit dieser produzieren sie schneller mehr Bier. Was bitter nötig sei, denn die Crew komme langsam an ihre Grenzen. «Wenn der Produktionsaufwand gleich hoch bleibt, können wir das nicht mehr lange machen», meint Tobias.

Die Jungbrauer können die Nachfrage kaum noch stillen. Das Brauen und Verkaufen der Biere nehme viel Zeit in Anspruch – und das, während alle fünf mit ihrem Studium an der ETH beschäftigt sind.

Bierflaschen mit farbigen Etiketten
Lina Vogelsanger

Je nach Zeitaufwand fürs Studium arbeiten die Jungbrauer jeweils bis zu 30 Stunden pro Woche für die Brauerei. «Das Wochenende geht so gut wie immer für Absturzbrew drauf», sagt Valerie. Zwar decken sie ihre Materialkosten, rentabel sei das Geschäft aber noch nicht.

Seitdem sie auch im Restaurant ausschenken, ist neben dem Brauen auch eine Menge Administratives zu erledigen. «Die Koordination, der Warenumschlag und das Unterhalten der Webseite sind nicht zu unterschätzen», sagt Leandro.   

Grosse Hoffnungen

Je nachdem, wie viel Geld sich mittels Crowdfunding sammeln lasse, habe Absturzbrew aber schon grosse Pläne. «Erste Priorität hat momentan der Ausschank im Bahnhöfli», sagt Leandro.

Sobald das Crowdfunding aber vorbei ist und genug Geld für neues Equipment zusammengekommen ist, wollen die Studenten ihr Bier auch bald an anderen Orten verkaufen.

Neben anderen Restaurants zählen die fünf auch Märkte oder Chilbis auf. Der Verkauf von Flaschen im Einzelhandel sei momentan aber noch ein weit entfernter Traum.

Das Crowdfunding von «Absturzbrew» läuft noch bis zum 31. Januar. Weiter Informationen dazu finden Sie hier. Informationen zu den verschiedenen Biersorten gibt es hier.

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