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Manuel und Manuela auf dem Weg zu einem Einsatz. Bild: tas. , Die beiden arbeiten bei der SBB-Transportpolizei. Langweilig wird ihr Alltag nicht. Bild: tas. , Die Sanität kümmert sich um den blutig geschlagenen Mann. Bild: tas.

Unterwegs mit der SBB-Transportpolizei

Manuel und Manuela* gehören zur SBB-Transportpolizei. Schlägereien und illegale Messer hielten die Polizisten während dem Albanifest auf Trab. Ein Erlebnisbericht.

Manuel und Manuela auf dem Weg zu einem Einsatz. Bild: tas. , Die beiden arbeiten bei der SBB-Transportpolizei. Langweilig wird ihr Alltag nicht. Bild: tas. , Die Sanität kümmert sich um den blutig geschlagenen Mann. Bild: tas.

Veröffentlicht am: 04.07.2017 – 16.32 Uhr

Es ist Samstag, 1. Juli, kurz vor 19 Uhr. Das Albanifest ist bereits in vollem Gange. Mit Stift und Block bewaffnet mache ich mich (Talina Steinmetz, «Stadi»-Redaktorin) auf den Weg zum Hauptbahnhof. Dort werde ich gleich von Manuel und Manuela empfangen. Die beiden arbeiten bei der SBB-Transportpolizei und sind heute in Winterthur stationiert. Ich darf sie einen Abend lang begleiten. 

Wir befinden uns im Stützpunkt der Transportpolizei im Hauptbahnhof Winterthur. Dort wechselt Manuela ihre gelbe Weste mit einer grünen aus, die mit «Police Video» gekennzeichnet ist. «Das ist ein Pilotprojekt, das wir gerade durchführen», klärt sie mich auf. Auf der linken Brust befindet sich eine kleine Kamera, die das 
Geschehen vor Manuela filmt. Aufnahmen startet die Polizistin dann, wenn sie sich in einer Situation  mit hohem Eskalationsrisiko befindet. «Ein solches Video kann zum Beweismittel werden. Es ist aber Pflicht, die gefilmte Person darauf hinzuweisen, dass ich aufnehme», erklärt mir Manuela. Ob es heute eine solche Situation gibt? 

19.30 Uhr – Alkohol schon früh im Spiel
Das Handy von Manuel klingelt, ein Mitarbeiter der SBB-Securitas ist am anderen Ende. Er und sein Kollege haben einen stark alkoholisierten Mann bei sich. Mit mir im Schlepptau machen sich Manuel und Manuela auf den Weg zur Hauptunterführung. Dort angekommen quetschen wir uns durch die Menge, die in die Innenstadt strömt.

Die Securitas halten einen älteren, stark alkoholisierten Mann an beiden Armen fest. Nach der Kontrolle seiner Personalien wird ihm geraten, den Nachhauseweg anzutreten. Der Mann willigt ein. Begleitet vom Securitas-Duo wird er in die richtige S-Bahn gebracht. 

20.45 Uhr – Pöbelnde Zugfahrer
Während Manuela mir von ihrem Kindheitstraum erzählt, Polizistin zu werden, unterbricht uns Manuel. Ihm wurden Aggressionen gegen die Kontrolleure eines einfahrenden Zug gemeldet. Kurzerhand fordern Manuel und Manuela Verstärkung an. Um 20.46 Uhr fährt der Zug ein, die betroffenen Jugendlichen werden aufgehalten und kontrolliert. «Sie wollten ein Billett im Zug lösen. Das hätten sie aber vor dem Einsteigen tun sollen. Daraufhin wurden sie aggressiv», erklärt mir Manuela. 

Beim Aussteigen hat einer der Betroffenen ein illegales Messer fallen lassen. Nicht ohne Hintergedanken. «Der Besitzer verstösst gegen das Waffengesetz. Er hat es bewusst fallen gelassen, damit wir ihn nicht identifizieren können. Jeder von ihnen könnte es gewesen sein», bedauert Manuela. Das Messer wird sichergestellt. Mehr könne momentan nicht getan werden. Die Jugendlichen werden aufgefordert, das Areal zu verlassen. 

Josef Lustenberger, der Stützpunktleiter, führt kurz darauf eine Einsatzbesprechung durch. Unter anderem wird auch die Terrorgefahr angesprochen. «Haltet nach verdächtigen Gegenständen und Fahrzeugen Ausschau. Seid wachsam», fordert er seine Mitarbeiter auf. 

21.50 Uhr Ein Verletzter auf Gleis 8
Zehn Minuten später erreicht uns die Nachricht eines Verletzten auf Gleis 8. Schnaufend komme ich am besagten Ort an. Ein jüngerer Mann ausländischer Herkunft liegt auf dem Boden, die Hände mit Handschellen gefesselt. Mit einem Ruck wird er auf die Bank gesetzt. Seine Kleider sind voller Blut, seine Lippen aufgesprungen. Eine Securitasmitarbeiterin informiert uns. «Er wurde im Zug verprügelt, die Täterschaft ist unbekannt. Medizinische Hilfe wollte er nicht. Er begann zu pöbeln und wurde handgreiflich.»

Der Mann wird nun zum Stützpunkt mitgenommen und befragt. Dort wartet bereits die Sanität. Der Mann verweigert jedoch die medizinische Hilfe weiterhin. Seine Laune wechselt von fröhlich zu aggressiv. Kurz sieht es so aus, als steige er in den Krankenwagen ein. Aber falsch gedacht, er weigert sich weiter. Der junge Mann hat Angst, wird hysterisch. Die Polizisten und Sanitäter lassen ihn gehen, weisen ihn aber vom Bahnhof weg.

Erst wenn er eine Gefahr für sich und andere darstellt, haben die Polizisten das Recht, ihn in Gewahrsam zu nehmen. «Es braucht Fingerspitzengefühl, solche Situationen abzuwägen», erklärt mir ein Kollege von Manuel und Manuela.

00.00 Uhr Winterthur im Ausnahmezustand
Der weitere Abend verläuft vergleichsweise ruhig, doch es liegt weiterhin eine gewisse Anspannung in der Luft. Winterthur befindet sich aufgrund des Albanifest im Ausnahmezustand. Ich verabschiede mich um 00.15 Uhr von Manuel und Manuela und stürze mich in die Menge.

Fest steht: Nach meiner Tour mit der Transportpolizei fühle ich mich sicherer denn je. 

*Vollständige Namen der Redaktion bekannt


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