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Das Rap-Duo Kollegah (l.) und Farid Bang sorgt mit seinen Songtexten für Aufruhr. (Foto: BVMI/Markus Nass), Der Winterthurer Rapper Pedro kann nicht nachvollziehen, weshalb ein solch negativer Hype ausgelöst wurde. «Der Satz ‹Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen› ist ein sehr harter Vergleich, der unter die Haut geht. Im Satz wird aber keine Religion direkt angegriffen.» (Foto: pd.) , Elia Binelli, Herausgeber des Lyrics-Magazins, kritisiert die geführte Debatte scharf. ««Um über Rap-Zeilen urteilen zu können, muss man sich mit Rap befassen – ich fordere von Debattenteilnehmern, dass sie die Line im Kontext der Kunst zu verstehen versuchen.» (Foto: Talina Steinmetz), Der Rapper Smack (ganz links) kann die Diskussion langsam nicht mehr hören. «Die Medien und Politiker verurteilen Kollegah und Farid Bang wegen einer einzigen Line. Das ist doch absurd.» (Foto: pd.)

Rap: Eine Kunst ohne Grenzen?

Der Rap-Skandal von Kollegah und Farid Bang sorgt auch in der Winterthurer Hip-Hop-Szene für Gesprächsstoff. Elia Binelli, Herausgeber des Lyrics-Magazin und die beiden Winterthurer Rapper Pedro und Smack äussern sich zur Debatte.

Das Rap-Duo Kollegah (l.) und Farid Bang sorgt mit seinen Songtexten für Aufruhr. (Foto: BVMI/Markus Nass), Der Winterthurer Rapper Pedro kann nicht nachvollziehen, weshalb ein solch negativer Hype ausgelöst wurde. «Der Satz ‹Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen› ist ein sehr harter Vergleich, der unter die Haut geht. Im Satz wird aber keine Religion direkt angegriffen.» (Foto: pd.) , Elia Binelli, Herausgeber des Lyrics-Magazins, kritisiert die geführte Debatte scharf. ««Um über Rap-Zeilen urteilen zu können, muss man sich mit Rap befassen – ich fordere von Debattenteilnehmern, dass sie die Line im Kontext der Kunst zu verstehen versuchen.» (Foto: Talina Steinmetz), Der Rapper Smack (ganz links) kann die Diskussion langsam nicht mehr hören. «Die Medien und Politiker verurteilen Kollegah und Farid Bang wegen einer einzigen Line. Das ist doch absurd.» (Foto: pd.)

Veröffentlicht am: 25.04.2018 – 17.00 Uhr

Die Hip-Hop-Kultur wird in Winterthur stark gelebt. Das zeigen erfolgreiche Veranstaltungen wie die «Blem» oder «Eine Nacht für Hip Hop». Klar also, dass der Rap-Skandal von Farid Bang und Kollegah auch in der Eulachstadt ein Thema ist. 

Ein Rückblick: Mit der Zeile «Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen», der auf einer limitierten Bonus-EP zum Album «Jung, brutal, gutaussehend 3» (JBG3) erschienen ist, sorgten die beiden Deutschrapper für einen Skandal in Deutschland. Ihnen wird Antisemitismus vorgeworfen.

Preisrückgabe aus Protest

Dass das Duo vor zwei Wochen mit «JBG3» den Echo für das beste Hip-Hop-Album 2018 erhielt, heizte die Debatte an. Andere Künstler gaben ihre Auszeichnungen aus Protest zurück. Inzwischen wurde der Echo sogar abgeschafft. Wie 20Minuten schreibt, reagierte der Bundesverband Musikindustrie  damit auf die Kontroverse um die Preisvergabe an ein als judenfeindlich kritisiertes Album der Rapper Kollegah und Farid Bang.

Diese Empörung fand ihren Weg auch in die Schweiz: Aufgrund der unerwarteten Dimensionen der Diskussion wurde das Konzert der Rapper am 5. Mai in Schaffhausen abgesagt. Ausserdem werden die Veranstalter der Swiss Music Awards gemäss 20Minuten zukünftig ein genaueres Auge auf die prämierten Texte legen. Haben Kollegah und Farid Bang wirklich eine Grenze überschritten? Oder ist Rap eine Kunst ohne Grenzen? Zwei Winterthurer Rapper und der Herausgeber des Lyrics-Magazin nehmen Stellung. 

 

«Diskussion wird unfair geführt»
Elia Binelli, Herausgeber des Lyrics-Magazins, kritisiert die Entwicklung der Debatte um Kollegah und Farid Bang. «Ich störe mich daran, dass diese Debatte nicht fair geführt wird. Nicht fair, weil Menschen daran teilnehmen, die das für eine faire Diskussion erforderliche Verständnis für die Kunstform Rap nicht mitbringen» so der Winterthurer.

«Um über Rap-Zeilen urteilen zu können, muss man sich mit Rap befassen – ich fordere von Debattenteilnehmern, dass sie die Line im Kontext der Kunst zu verstehen versuchen.»

Elia Binelli betont aber auch, dass man sich als Künstler der Wirkung seiner Kunst bewusst sein müsse. «Kollegah und Farid Bang hätten sich zweimal überlegen sollen, ob sie nicht einen anderen Vergleich als mit Auschwitz hätten machen können. Trotzdem ist der aufgetretene Skandal jetzt die beste Promo für sie: Ihre Namen und Gesichter sind in jedem Medium zu finden.»

«Hinterfragen, bevor man urteilt»  
Der Winterthurer Rapper Pedro ist seit zehn Jahren im Hip-Hop-Geschäft tätig. Die Empörung, die Kollegah und Farid Bang mit ihrem Songtext auslösten, kann er nur teilweise nachvollziehen. «Mit der Erwähnung von Auschwitz haben die beiden ein Thema aufgegriffen, das vor allem in Deutschland nach wie vor tabu ist.»

Trotzdem habe ihn die besagte Line nicht schockiert. «Der Satz ‹Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen› ist ein sehr harter Vergleich, der unter die Haut geht. Im Satz wird aber keine Religion direkt angegriffen», so der 27-Jährige.

Trotzdem hätten sich die Medien darauf gestürzt, ohne die Hintergründe zu beleuchten. «Es ist einfach, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, ohne sich mit der Thematik beschäftigt zu haben. Bevor die Medien urteilten, hätten sie die Geschichte hinterfragen sollen. Man hätte die Angelegenheit als Chance sehen können, um die Wogen zu glätten, anstatt die Stimmung weiter anzustacheln», so Pedro. 

«Die Line ist unter aller Sau» 
Der Rapper Smack, Mitglied der Rap-Crew Möchtegang, hat das Thema Kollegah und Farid Bang satt. «Plötzlich haben alle eine Meinung. Obwohl sie sich noch nie mit Hip-Hop beschäftigt haben», so der Winterthurer. Er sei auch der Meinung, dass die Auschwitz-Line des Rapduos «unter aller Sau» ist.

Trotzdem handle es sich dabei nur um einen Vergleich. «Die Medien und Politiker verurteilen Kollegah und Farid Bang wegen einer einzigen Line. Das ist doch absurd.»

«Konzertabsage ist Heuchelei» 

Dass das Konzert in Schaffhausen abgesagt wurde, sei für Smack reine Heuchelei. «Den Veranstaltern war von Anfang an bewusst, wen sie buchten. Sie kannten garantiert auch die Musik der Jungs.»

Das Konzert abzusagen, nur um sich beliebt zu machen, sei das hinterletzte. «Die Zeile ist geschmacklos, aber nicht antisemitisch. Provokation ist für Kollegah und Farid Bang  reines Entertainment. Als Veranstalter sollte man sich dessen von Anfang an bewusst sein.»


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