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James Gruntz chillt auf seinem Gartensitzplatz. (Bild: Maximilian Lederer)

«Dulliken ist fast urbaner als Zürich»

James Gruntz, der für sein letztes Album mit zwei Swiss Music Awards ausgezeichnet wurde, spricht über das Leben in Wellen und die aktuelle CD «Waves». Der Seeländer Singer-Songwriter spielt am Freitag, 12. Januar im Salzhaus in Winterthur.

James Gruntz chillt auf seinem Gartensitzplatz. (Bild: Maximilian Lederer)

Veröffentlicht am: 15.12.2017 – 13.16 Uhr

Wie sind Sie auf den Album-Titel gekommen?

James Gruntz: Ich finde, das Wort klingt schön, es sieht gut aus und man kann viel hineininterpretieren. Ursprünglich habe ich einfach mal behauptet, dass sich alles in Wellen bewegt. Ich weiss nicht, ob das stimmt, aber bei Licht, Schall und Wasser trifft es zu. Vielleicht kann man sogar sagen: Das Leben ist eine Welle. «Waves» können einen transportieren,  mitreissen und weiterbringen, aber auch erdrücken oder zwei Menschen trennen.

Welche Rolle spielt bei Ihnen als Seeländer das Wasser?

Auf dem Bielersee habe ich gerudert, aber nie gesurft. Ich konnte lange nicht schwimmen – und bin noch immer kein guter Schwimmer. Für mich ist es auch nicht so, dass es erst Sommer ist, wenn ich zum ersten Mal in der Badi war.

James Gruntz spielt am Freitag, 12. Januar, im Salzhaus. Zur Ticketverlosung geht es hier.

Das Lied handelt von einem Ozean zwischen zwei Liebenden. Hatten Sie schon eine Fernbeziehung?

Immer wieder mal, aber nur innerhalb der Schweiz und da stellt sich die Frage, ob man das als «long distance» bezeichnen kann. In einer Beziehung kann man aber auch durch Wellen getrennt sein, weil man etwas angesprochen hat - oder eben nicht.

In «Homework»  versuchen Sie Ihre Geliebte zu überreden, bei Ihnen unter der Decke zu bleiben und nicht zur Arbeit zu gehen. Verbringen Sie manchmal ganze Sonntage im Bett?

Ich finde schön, zu Hause zu sein und nichts zu tun, ausser zusammen zu sein. In letzter Zeit ist es allerdings fast nie vorgekommen. Vermutlich ist der Song aus dem Wunsch heraus entstanden, dass es öfter passieren soll.

Wann sind Sie sprachlos?

In «Speechless» geht es darum, dass es immer wieder Situationen gibt, in denen mir die Worte fehlen, weil ich von der Absurdität dieses Moments überfordert bin. Oder ich, weil mich jemand rein äusserlich enorm fasziniert, lieber still bin...

Haben Sie schon mal vor oder während einem Konzert die Stimme verloren?

Glücklicherweise musste ich erst ein einziges Konzert absagen, weil ich völlig erkältet war. Es braucht auch recht viel, bis man wirklich stimmlos ist. Manchmal ist man einfach ein wenig limitiert, nicht ganz bei 100 Prozent. Zudem trage ich meinem Körper grosse Sorge.

Wie tun Sie das?

Jeden Tag kalt duschen ist gut und jeden Tag ein Apfel. Ingwer nicht so, aber ich gebe etwas Honig ins Müesli. Alle haben das Gefühl, Wärme wäre immer super für die Stimme, dabei ist Kühlen bei Muskelbeschwerden meistens besser. So esse ich eher ein Glacé als einen Tee zu trinken.

Auf dem Albumcover chillen Sie auf einem Retro-Gartenstuhl. Ist das bei Ihnen zuhause oder fanden Sie einfach eine coole Location?

Nein, das ist im Gärtchen vor dem Haus, in dem ich wohne. Es hat auch Beete, in denen ich Sachen anpflanze. Auf dieses Motiv kam ich, da es auf der CD Zwischenstücke mit Umgebungsaufnahmen von dort gibt.

Hat sich «Wave» durch Ihren Umzug von Zürich nach Dulliken verändert?

Für mich schon, aber ich bin mir bewusst, dass der Zuhörer das kaum zuordnen kann. Da die Songs für mich wie Tagebucheinträge sind und diese hauptsächlich in meinem Homestudio entstanden sind, wirkt das Album wegen der hellen Räume positiver als die Vorgänger.

Stehen Funk und Soul als eher urbane Musikstile nicht im Kontrast zum ländlichen Umfeld?

Das hat etwas. Andererseits finde ich in der Schweiz die Städte so schön, dass das Industriequartier in Dulliken fast urbaner ist. Ich wohne auf der Industrieseite des Dorfs. Herzig ist überhaupt nichts. Es gibt viel Beton, die Wohnung befindet sich in einer alten Schuhfabrik und man sieht auch keine verschneiten Berge.

Der Durchbruch gelang 2014
Der 30-jährige aus Nidau bei Biel veröffentlichte 2007 sein Pop-Debütalbum und schaffte den Durchbruch 2014 mit «Belvedere». Kurz vor dem Tod seines Grosscousins George Gruntz hat er mit dem grossen Basler Jazzpianisten sein erstes Konzert gegeben. 2015 trat James Gruntz bei «Art On Ice» auf. Mit «Waves» veröffentlichte er im vergangenen September ein starkes zweites Top-10-Album.

Welche Schallwellen inspirieren Sie?

Grundsätzlich habe ich lieber Ruhe. Inspirierend finde ich Geräusche, die keine Musik sind, wenn sie eine rhythmische Komponente besitzen, etwa Blinker und Scheibenwischer beim Auto oder wenn ein Zug vorbeifährt. Vogelgezwitscher nur mit einem repetitiven Element.

Sie singen überwiegend mit der Kopfstimme. Ist das anstrengend?

Das meinen viele Leute, dabei ist die Stimmlage ultraentspannt. Sie ist rein körperlich weniger anstrengend, weil man viel weniger Luft braucht, und kann sich schneller bewegen, weil weniger Muskelumstellungen nötig sind. So ist es schonend, möglichst oft die Kopfstimme zu benutzen. Michael Jackson hat irgendwann sogar begonnen, mit der Kopfstimme zu reden.

Weshalb haben Sie mit dieser CD zum kleinen Zytglogge-Verlag gewechselt?

Der Hauptunterschied ist, dass mit den Leuten den Vertrag abschliesst, mit denen man nachher auch wirklich zu tun hat, nicht mit einer anonymen Firma. Für das gleichnamige Buch zum Album «Waves» war Zytglogge der ideale Partner, weil es primär ein Verlag ist und die spontane Idee sich dank der unkomplizierten Strukturen schnell umsetzen liess.

Wie ist sie entstanden?

Ich habe jeden Song einer Autorin oder einem Autor geschickt und keine Vorgaben gemacht. Ich habe sie nur gebeten, ihn sich anzuhören und aufzuschreiben, was ihnen dazu in den Sinn kommt. Es ist ganz unterschiedlich, welche Perspektiven sie haben und was für Geschichten sie erzählen. Zwei haben sogar Gedichte geschrieben. (Interview: Reinhold Hönle)


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