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Nachteilig an dieser Tankstelle im Industriegebiet ist die verkehrstechnische Erschliessung.

Siebenmal tanken, einkaufen und Pause machen

Sieben Tankstellen mit sieben Shops gibt es in Volketswil. Für eine Agglomerationsgemeinde mit Gewerbezone nichts aussergewöhnliches, wie es beim schweizerischen Branchenverband der Tankstellenshop-Betreiber auf Anfrage heisst. "Züriost" hat vier davon besucht und mit den Verantwort­lichen über Kaffee, Kunden und Konkurrenz gesprochen.

Nachteilig an dieser Tankstelle im Industriegebiet ist die verkehrstechnische Erschliessung.

Veröffentlicht am: 28.07.2017 – 08.35 Uhr

Die Flugplatz-Tankstelle

Nur wenige Meter trennen «Gfenn Benzin» und die blaue Ortseingangstafel voneinander. «Wir sind hier aber auf Volketswiler Boden», stellt der Geschäftsführer Martin Böhler klar. Die älteste Tankstelle auf Gemeindegebiet, zwischen dem gleichnamigen Dübendorfer Ortsteil und der Flugpiste gelegen, wird heute vom Energieunternehmen Voegtlin-Meyer betrieben. Böhler war schon vor 30 Jahren im Kleinbetrieb an der Zürichstrasse tätig, als er den Kunden die Treibstofftanks noch von Hand einfüllte. Tempi passati.

Heute steht Böhler mehrheitlich im Shop, welcher vor kurzem mit einer Cafeteria und einem Take-Away-Bereich ergänzt worden ist. «Flügerkafi» nennt sich die Lokalität offiziell, die auch ganz dem Thema entsprechend dekoriert worden ist. Die Hauptattraktion – noch ein Geheimtipp - liegt aber hinter dem Gebäude: Bei schönem Wetter kann man auf der gedeckten Terrasse Platz nehmen und ganz ungestört das Geschehen auf der Flugplatzpiste beobachten. «Wir haben eine super Spotter-Sicht», wirbt Böhler und führt aus, dass der Aussenbereich bei speziellen Aviatik-Ereignissen jeweils «rappelvoll» sei. Längst kein Geheimtipp mehr ist hingegen die Tatsache, dass «Gfenn Benzin» von allen Anbietern an Ort mit den tiefsten Spritpreisen lockt.
Zu Gunsten eines vergrösserten Gastronomie-Angebots ist das klassische Shop-Sortiment verkleinert worden. «Wir führen nur noch das Nötigste», erklärt Joel Bellmann, Leiter Tankstellen bei Voegtlin-Meyer. Die grossen Detailhändler (Lidl und Aldi) lägen zu nahe, als dass sich ein volles Sortiment noch lohnen würde.

Kleiner Kafi-Tourismus

«Der Trend geht bei uns immer mehr in Richtung Take-Away – die Leute wollen sich schnell und günstig verpflegen können», führt Bellmann weiter aus. Von Montag bis Freitag wird über Mittag ein Menü angeboten. Ganztägig im Angebot hat es Salate, Sandwiches, Birchermüeslis, Pizzas, Hot-Dogs und Rindfleisch-Burger – «unsere Hausspezialität», so Böhler stolz. Das Angebot wird hauptsächlich von Mitarbeitenden aus den umliegenden Industrie- und Gewerbebetrieben genutzt. Auch habe sich mittlerweile eine Art «Kafi-Tourismus» aus dem benachbarten Wohnquartier entwickelt. «Eine Gruppe Gfenner Frauen kehrt regelmässig bei uns ein», freut sich der Geschäftsführer.

Die regionale Tankstelle

Reger Betrieb herrscht bei einem Besuch am Freitagvormittag im TopShop bei der AGROLA-Tankstelle in Hegnau. So richtig geht die Post aber an Sonn- und Feiertagen ab, wenn Kunden aus der näheren und weiteren Umgebung sogar Grosseinkäufe tätigen, wie die Shopleiterin Eleni Ketsetsis erklärt. Saisonal bedingt seien derzeit vor allem die Klassiker, wie Bier und Grillfleisch, gefragt. Die gebürtige Griechin ist von Anfang an mit dabei. Unterstützt wird sie von einem achtköpfigen Verkaufsteam. Der an den LANDI-Laden grenzende Shop bietet auf rund 100 Quadratmetern Verkaufsfläche rund 1200 Artikel. Auffällig ist die Auswahl an regionalen Produkten wie Gemüse, Früchte, Honig und Glaces vom Hof. Zudem stechen einem beim Betreten des Shops diverse Salate zum Sofortverzehr und ein überraschend grosses Sortiment an Backwaren ins Auge. Letztere werden täglich frisch aus der hauseigenen Bäckerei in Mönchaltorf angeliefert, wie der LANDI Zola-Geschäftsführer Ivo Steiner verrät. Und es komme nicht selten vor, dass man am Sonntagmorgen für Gipfeli und Butterzöpfe anstehen müsse, weiss weiter die Shopleiterin aus langjähriger Erfahrung.

Der Trend geht auch bei der «Tankstelle mit eigenem Flugplatz vor der Tür», wie Steiner sagt, in Richtung Take-Away und Convenience. «Die Leute wollen sich schnell und gesund verpflegen.» Aus diesem Grund ist das Shop-Konzept erneuert und die Kaffeeecke vergrössert worden. Während sich unter der Woche viele Bauarbeiter, Handwerker und Mitarbeiter aus den umliegenden Firmen im Shop verpflegen, sind es am Wochenende auch Kunden, die nebenan ihr Auto waschen. Das Konzept mit Waschanlage, Tankstelle und Einkaufen habe sich bewährt, glaubt Steiner. Die weitere Konkurrenz am Ort merken wir nicht: «In den vergangenen sieben Jahren sind wir stets gewachsen.» Diesen Erfolg führt Steiner nicht zuletzt auch auf die verkehrstechnisch günstige Lage zurück. Es sei überall so: Wer mit seinem Geschäft am nächsten bei der Autobahn liege, profitiere eben am Meisten.

Die Migros-Tankstelle

«Unser Glück ist, dass wir direkt an der Industriestrasse liegen, an der eigentlichen Verkehrshauptachse Volketswils», sagt Mario Portenier von der Migrolino und der Migrol-Tankstelle. Seit der Eröffnung vor 17 Jahren ist Portenier Franchise-Nehmer. Mit 2500 Artikeln von A wie Abwaschmittel bis Z wie Zahnstocher schlägt der Shop bezüglich Auswahl die weiteren Konkurrenten auf Platz. «Im Prinzip sind wir eine kleine Migros-Filiale», so Portenier weiter. «Und die Hausmarken zu den gewohnten Preisen sind unser Trumpf.»

Die Kundschaft sei sehr gemischt: Das Spektrum reiche vom Single bis zu Grossfamilien und decke alle Altersschichten ab. Das Spezielle: Rund 70 Prozent seien Stammkunden. Zu vielen Kunden hätten seine 13 langjährigen Mitarbeitenden eine enge Beziehung aufgebaut: «Wenn Herr X zum Beispiel den Laden betritt, weiss die Verkäuferin hinter der Theke schon, welches Zigarettenpäckli sie bereitlegen muss.» Für Laufkundschaft würden der benachbarte OBI-Markt, die Micasa und die Bauarena sorgen. Eine zunehmend höhere Gewichtung wird auch bei der Migrolino dem Bereich «Convenience» – «knackige Salate und frisch gebrühter Kaffee» – beigemessen. Das Geschäft sei aber härter geworden, sowohl im Detailhandels- als auch im Take Away-Bereich. Nicht weniger als vier Fast-Food-Läden und vier Supermärkte gebe es in Gehdistanz, veranschaulicht Portenier die Problematik. Er findet deutliche Worte: «Der Detailhandelsmarkt ist heute völlig übersättigt – die Kuchenstücke für die einzelnen Akteure werden immer kleiner.»
Als direkter Konkurrent nimmt Portenier die neu eröffnete Tankstelle beim Volkiland wahr. «Die Coop-Tankstelle zweigt uns sowohl Shop- als auch Treibstoffkunden ab.» Mit neuen Treibstoffen im Sortiment, wie Gas und Bio-Diesel, hofft der Franchisenehmer künftig neue Kunden an die Zapfsäulen zu locken. Zumindest sollen dadurch die leicht rückläufigen Absätze bei den konventionellen Treibstoffen wieder wett gemacht werden.

Die Coop-Tankstellen

Mit drei Coop Pronto Shops mit Tankstelle auf dem Gemeindegebiet ist Coop der lokale Marktführer. Diese Massierung sei nichts Aussergewöhnliches, wie der zuständige Verkaufsleiter Patrick Rutz erklärt. Auch in Arbon ist der Grossverteiler mit drei Standorten vertreten. «Die Zahlen beweisen, dass Volketswil problemlos drei Coop Pronto Shops mit Tankstelle verkraften kann», führt Rutz weiter aus. Mit den Umsätzen sei er bis anhin «sehr zufrieden.»

Im Quartier

Das Flaggschiff der drei Betriebe befindet sich im Herzen Volketswils, ganz in der Nähe des «Zänti». Aufgrund der zentralen Lage decken der Coop Pronto Shop mit Tankstelle die Bedürfnisse der Bewohner aus den umliegenden Wohnquartieren ab.

Im Einkaufszentrum

Der jüngste Standort ist Ende Juni eröffnet worden. Auf 120 Quadratmetern Verkaufsfläche bieten Behar Cocaj und sein Team 1500 Artikel des täglichen Bedarfs. Früher gehörte die Tankstelle zu BP. Die «klassische Einkaufszentrum-Tankstelle» lebt nicht zuletzt von den Kunden, die ihren Center-Besuch mit einem Tankstopp verbinden. Dass ein hohes Bedürfnis vorhanden ist, spürte die Centerleitung während des fünfmonatigen Umbaus: «Wir haben zahlreiche Reklamationen erhalten, weil die Tankstelle geschlossen war», wie die Volkiland-Chefin Chantal Rueff auf Anfrage mitteilt.

In der Industrie

«Unser Anteil an Stammkunden liegt bei fast 70 Prozent», schätzt Liridona Gurgurovci, welche seit dem 1. Juli den Betrieb des Coop Pronto Shops mit Tankstelle auf dem Gelände der ehemaligen Waro führt. Mit ihren sechs Mitarbeitenden verpflegt sie morgens bis abends zahlreiche Mitarbeitende aus den umliegenden Industrie- und Gewerbebetrieben mit Gipfeli, hausgemachten Sandwiches und warmen Snacks. Von Montag bis Freitag laufe es vom Umsatz her am besten. An Sonntagen sei es eher ruhig. «Viele wissen gar nicht, dass wir an Sonn- und Feiertagen auch geöffnet haben», glaubt Gurgurovci. Nachteilig seien die versteckte Lage hinter dem Möbelzentrum und die Verkehrsführung, welche zwar eine direkte Zufahrt von der Industriestrasse her ermöglicht. Wer aber auf die Industriestrasse zurück oder auf die Autobahn wolle, müsse jeweils einen Umweg über den Obi-Kreisel unter die Räder nehmen.

«Tankstellenshops erfreuen sich ungebrochenerer Beliebtheit»

Die Zahl von sieben Tankstellenshops sei für eine Gemeinde wie Volketswil zwar am oberen Rand, aber keineswegs aussergewöhnlich hoch, wie Ueli Bamert, Geschäftsführer des Verbandes der Tankstellenshop-Betreiber der Schweiz auf Anfrage mitteilt. Es gebe zahlreiche ähnlich grosse Gemeinden mit ähnlich vielen Shops. Dabei handle es sich meist um Agglomerationsgemeinden mit einer Gewerbezone, in welcher viele Garagen und grosse Detailhandelsgeschäfte ansässig seien. Vergleichbare Orte seien Dübendorf, Dietikon und Gossau SG. «Die geografische Lage zwischen dem Pfäffiker- und dem Greifensee mit viel Pendlerverkehr zwischen dem Oberland und den beiden Städten Winterthur und Zürich ist mit ein Grund für die hohe Anzahl an Tankstellenshops in Volketswil», vermutet der Experte.

Weiter schreibt der Verband: Der landesweite Trend steuert derzeit in Richtung Konsolidierung. Die Zahl der Tankstellenshops hat sich bei rund 1400 eingependelt, neue Standorte kommen nur noch vereinzelt hinzu. Wegen der verlängerten Öffnungszeiten – mancherorts herrscht 24-Stunden-Betrieb –, der guten Erreichbarkeit und aufgrund der hohen Qualitätsstandards erfreuen sich die bestehenden Shops ungebrochener Beliebtheit. Dazu kommt, dass Tankstellenshops aufgrund des vielerorts vorhandenen Bistro-Angebots an Pendlerstrecken zu eigentlichen Treffpunkten geworden sind. «Wir sehen in unseren Shops wichtige regionale Dienstleister, die auch zu Randzeiten geöffnet sind und die der immer flexibler werdenden Bevölkerung damit einen grossen Dienst erweisen», hält Bamert abschliessend fest.

 


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