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Maja Waldis-Bertschinger trug von den Krallen eine Kopfwunde davon. (Bild: Urs Weisskopf), Waldis-Bertschinger wurde gleich zwei Mal von einem Greifvogel angegriffen. (Bild: Urs Weisskopf)

«Kleben Sie sich Augen auf den Hinterkopf»

Maja Waldis-Bertschinger wurde am Freitag gleich zwei Mal von einem Greifvogel angegriffen. Wie kam es dazu und wie kann man sich vor solchen Angriffen schützen? Experten klären auf.

Maja Waldis-Bertschinger trug von den Krallen eine Kopfwunde davon. (Bild: Urs Weisskopf), Waldis-Bertschinger wurde gleich zwei Mal von einem Greifvogel angegriffen. (Bild: Urs Weisskopf)

Veröffentlicht am: 22.05.2018 – 16.30 Uhr

Nicht nur in Hitchcock-Filmen greifen Vögel Menschen an. Das hat Maja Waldis-Bertschinger aus Volketswil am Freitagvormittag ungewollt feststellen müssen. Wie üblich joggte sie über eine Betonbrücke beim Hardwald in Volketswil. Als sie diese passierte und in einen kleinen schmalen Weg abbog, knallte etwas heftig von hinten gegen ihren Kopf. «Ich dachte, es wäre ein Ast gewesen oder jemand, der mir mit einer Stange auf den Kopf schlug», sagt Waldis-Bertschinger. Doch dem war nicht so. Als sie sich umdrehte, sah sie einen Greifvogel in den Baumkronen verschwinden.

«Ich wollte mir meine Jogging-Runde nicht komplett vermiesen lassen, kehrte um und schlug eine andere Route ein», sagt Waldis-Bertschinger. Mit einem etwas unbehaglichen Gefühl joggte sie auf einem Kiesweg einem kleinen Weiher entlang. Eine falsche Entscheidung, wie sich kurze Zeit später herausstellte.

«Plötzlich spürte ich wieder, wie etwas gegen meinen Kopf prallte», schildert Waldis-Bertschinger die Szene. Und schon wieder war es ein Greifvogel, der die Frau von hinten angriff. Ob es derselbe wie beim ersten Vorfall wenige Minuten zuvor war, könne sie nicht sagen. «Es tat unheimlich weh, beim zweiten Mal noch mehr, weil der Vogel meine Kopfhaut kratzte», so Waldis-Bertschinger. Mit drei Schnittwunden am Kopf joggte der Pechvogel zurück.

Anhaltende Kopfschmerzen

«Ich fühlte mich wie in einem falschen Film», sagt Waldis-Bertschinger. Weil sie Angst vor einem erneuten Angriff gehabt habe, sei sie zwischen den Häusern hindurch nach Hause gelaufen. Dort wartete bereits ihre Schwester, die Krankenschwester ist, auf sie. «Sie hat die Wunde desinfiziert und mir geraten, zur Absicherung in die Apotheke zu fahren», sagt Waldis-Bertschinger. Der Apotheker habe ihr empfohlen, die Wunde zu beobachten und bei anhaltenden Schmerzen einen Arzt aufzusuchen.

Die Kopfschmerzen hätten seit dem Angriff nicht abgenommen. «Ich habe deshalb einen Termin beim Arzt vereinbart», sagt Waldis-Bertschinger. Aus den Angriffen hat sie ihre Lehren gezogen: «Den Wald werde ich zumindest für einige Zeit meiden.»

Den Vögeln Freiraum geben

Der zuständige Jagdaufseher, der namentlich nicht genannt werden möchte, hält es für das einzig Richtige, das Gebiet für eine gewisse Zeit zu meiden: «Zur Frühlingszeit haben Greifvögel meist Jungtiere. Solche Angriffe passieren, weil sie ihre Reviere, in denen sich ihre Horste befinden, verteidigen. Das ist ein normales Verhalten.»

Welcher Vogel die Joggerin angegriffen habe, kann der Jagdaufseher nicht sagen. «Wahrscheinlich war es ein Milan oder Mäusebussard.» Beides seien eidgenössisch geschützte Vögel. «Man darf nichts gegen sie machen und das ist auch richtig so.» Es liege am Menschen, den Lebensraum der Tiere zu berücksichtigen. «Im Frühling kommt es aber immer wieder zu Angriffen, weil sich einige Leute mit wenig Nachsicht in die Natur begeben», sagt der Jagdaufseher.

Impfung gegen Tetanus

Bei der Vogelwarte Sempach werden jährlich rund ein Dutzend Vorfälle gemeldet, sagt Sprecher Livio Rey. Meist greifen Mäusebussarde Menschen an, vereinzelt auch Milane. Die Vorfälle passieren vorwiegend zwischen Mai und Juli, während der Brutzeit.

Damit man sich zu dieser Zeit trotzdem in den Wald begeben könne, ohne gleich einen Angriff befürchten zu müssen, hat Rey zwei Tricks. «Kleben Sie sich Augen auf den Hinterkopf. Denn die Tiere greifen nur an, wenn sie im Glauben sind, nicht gesehen zu werden.» Zudem rät Rey eine Kopfbedeckung, beispielsweise eine Kapuze, beim Joggen zu tragen, um bei einem Angriff den direkten Kontakt zu vermeiden.

Die Wahrscheinlichkeit, von einem Greifvogel angegriffen zu werden, sei aber sehr klein. Dies, obwohl der Mäusebussard mit bis zu 25'000 Paaren der häufigste Greifvogel in der Schweiz ist. Falls trotzdem einmal ein Angriff passiert, rät Rey: «Wie bei jeder Verletzung durch ein Wildtier sollte man den Hausarzt aufsuchen und abklären, ob eine Tetanusimpfung nötig ist.» Bei Waldis-Bertschinger sei dies nicht erforderlich: «Ich habe mich erst kürzlich gegen Starrkrampf geimpft, weil ich dies für eine Reise machen musste», sagt das Opfer der Greifvogel-Angriffe.

Gefahr von Hasenpest

Auch Sabina Esposito, Leiterin Medizinischer Notfall im Spital Uster, rät bei Hautverletzungen den Hausarzt aufzusuchen. «Ist die Haut verletzt, besteht die Gefahr einer Infektion. In den meisten Fällen ist diese gut behandelbar.» So auch die Hasenpest, eine Infektionskrankheit, die von Vögeln auf den Menschen übertragen werden kann. «Beim Menschen verursacht das Bakterium, wenn es denn durch eine Verletzung zur Infektion kommt, eine relativ typische, schlecht heilende Hautwunde. Nach durchschnittlich zwei bis sechs Tagen treten Symptome wie Fieber, Gliederschmerzen, geschwollene und schmerzende Lymphknoten, Kopfschmerzen sowie Durchfall und Erbrechen auf», sagt Esposito. In einem solchen Fall sollte der Infekt mit Antibiotika behandelt werden.

In der Schweiz hat es bereits einen Fall gegeben, bei dem eine Joggerin nach einem Greifvogel-Angriff im März 2017 auf dem Heitersberg an Hasenpest litt. Mittlerweile ist die 42-Jährige aus Bergdietikon AG vollständig genesen und geht auch wieder joggen. 


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