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Holzbauten wie dieses Jägerhäuschen sind Ziele der Sabotageakte von Tierschützern (Bild: Margot Kessler/pixelio.de)

Wer jagt wen?

Störungen bei der Jagd ist nichts Neues für Oberländer Jäger. Dass angesägte Hochsitze auf das Konto von militanten Tierschützern gehen, ist für die meisten Jäger Fakt. Die Tierschützer wehren sich gegen die Kritik.

Holzbauten wie dieses Jägerhäuschen sind Ziele der Sabotageakte von Tierschützern (Bild: Margot Kessler/pixelio.de)

Veröffentlicht am: 22.11.2017 – 18.38 Uhr

Ruhe bewahren, weder provozieren noch provozieren lassen, Waffe entladen und sie deutlich sichtbar mit offenem Verschluss tragen. Das sind Verhaltensanweisungen des Vereins JagdZürich an seine Mitglieder im Fall einer Störung der Jagd durch Drittpersonen. Diese Störungen können unbeabsichtigt oder – oft von Tierschützern – beabsichtigt sein. «Die Meldungen, die ich erhalte, deuten auf eine Zunahme solcher Aktivitäten hin», sagte Urs Phillip, Leiter der Zürcher Fischerei- und Jagdverwaltung kürzlich gegenüber der SRF-Sendung «Regionaljournal».

Angezündeter Hochsitz

«Der Zwist zwischen Jägern und Tierschützer ist kein neues Phänomen», sagt der  Oberländer Jäger Hanspeter Fäh und fügt an: «Mal wurde ein Hochsitz kaputtgeschlagen oder gar angezündet.» Verdächtigen wolle er niemanden, aber es sei bekannt, dass den Tierschützern die Jagd ein Dorn im Auge sei. «Bisher habe ich Glück gehabt.» In seinem Jagdrevier sei es bisher zu keinen grösseren Zwischenfällen gekommen. Er spreche auch Leute im Wald immer an, das helfe derartige Manöver zu unterbinden. Weil er niemanden provozieren will, nennt er den Standort des Jagdreviers nicht explizit. Aber er habe schon viele Geschichten von seinen Jagdkollegen gehört.

Beschimpfungen von Tierschützern

Privat bekomme er aber immer wieder den Zorn der Tierschützer zu spüren. «Gehässige E-Mails erhalte ich immer wieder, in denen ich beispielsweise als Tiermörder beschimpft werde. Auf solche Nachrichten antworte ich immer normal und sachlich.».

Carl Sonnthal von der Interessengemeinschaft «Wild beim Wild» – bei den Jägern als «militanter Jagdgegner» verschrien – sieht einen anderen Grund für die Sabotageakte: «Ich habe weder Kenntnis von Störaktionen irgendwelcher Tierschützer, noch organisieren wir solche. In der Vergangenheit war es zudem oftmals so, dass revierneidische Jäger die Hochsitze anderer Jäger sabotiert haben.»

Initiative der Tierschützer

Die Jäger sind derzeit vermehrt im Fokus, weil die kantonale Volksinitiative «Wildhüter statt Jäger», die im Juli mit über 7000 gültigen Unterschriften eingereicht wurde, beim Kantonsrat zur Entscheidung liegt (siehe Box). Yvonne Rudin vom Tierschutzverein Winterthur hat sich auf der Webseite von «züriost»  für die Initiative ausgesprochen. Fäh sagt dazu: «Frau Rudin ist zwar Tierschützerin, von der Jagd und deren Zweck hat sie aber keine Ahnung.»Fäh wünscht sich sachliche Diskussionen und prangert die  Kompetenz der Tierschützerin an. Diese entgegnet, dass sie sich wie die überwiegende Mehrheit der Tierschützer entschieden von jeglichen militanten Aktionen distanziere. «Da ich als Tierärztin mehrfach das zweifelhafte Vergnügen hatte, aufgeschlitzte Jagdhunde zu verarzten, fühle ich mich durchaus kompetent zur tierschutzrelevanten Problematik der Jagd Stellung zu nehmen.»

Der Präsident von Jagd Zürich, Christian Jaques, kennt das Problem der Jagdstörungen, sagt aber: «Verschiedentlich gibt es diese Störungen. Dass diese mit der Initiative zusammenhängen, kann ich nicht beurteilen.» Es gebe Gruppierungen oder Einzelpersonen, die Hochsitze ansägen. Dies sei für Jäger sehr gefährlich. «Wer die Jagd stört, macht sich grundsätzlich strafbar», so Jaques.

Die Jagdpflichten

Hanspeter Fäh sagt, dass viele Tierschützer gar nicht wüssten, was die Jäger alles leisten würden. Er spricht davon, dass heute auch Jäger Aufgaben der Wildhüter oder Jagdaufseher übernähmen. So seien viele Jäger für Verkehrsunfälle mit Wildtieren im Pikettdienst. Was oft heisse,  dass ein Tier von seinem Leid erlöst werden müsse. «Liegt das Tier verletzt am Strassenrand, nehmen wir den Menschen ein wenig zu Seite, bevor wir dem Tier den finalen Schuss geben.» Flieht ein verletztes Tier, müsse ein Schweisshundeführer aufgeboten werden, der das Tier aufspürt. Dies könne  auch, insbesondere bei Wildschweinen, für den Menschen gefährlich werden, wenn sich das Tier dann in die Ecke gedrängt fühlt und zu einem Angriff ansetzt. «Ich habe auch schon von einer angreifenden Wildsau auf die Seite springen müssen», so Fäh.

Passive Jäger

Auch ein Rundschreiben an die Mitglieder der Jagd Zürich geht auf die Initiative ein. Darin steht, dass Jäger vermehrt die häufigen Leserbriefe der Jagdgegner beklagen, ohne dass der Verein dagegen Stellung nähme. Im Schreiben erklärt Christian Jaques, man wolle den Ball bewusst noch etwas flach halten. Weil die Initiative nicht vor Frühjahr 2019 zur Abstimmung komme, sollen die guten Argumente nicht vorzeitig «verschossen» werden.

Was die Initiative bezweckt
Die Volksinitiative «Wildhüter statt Jäger» wurde von der Tierpartei Schweiz lanciert und will ein kantonsweites Wildmanagement mit Wildhütern an Stelle der Hobby- oder Milizjagd einsetzen. Der Regierungsrat empfiehlt, die Initiative ohne Gegenvorschlag abzulehnen. Ein Argument seien die hohen Kosten, die ein Systemwechsel verursachen würde. So rechnet der Regierungsrat mit Kosten von 20 bis 30 Millionen Franken pro Jahr. Zum Vergleich: Heute kostet das jährliche Wildtiermanagement 1 Million Franken.


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