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Obwohl die Bikes nur aus Versehen im Oberland gelandet sind, will Stadtrat Jean-Francois Rossier von der Herstellerfirma ein Offenlegen derer Karten. (Bilder: Christian Merz), Die Leihvelos aus Singapur sind bereits länger in der Kritik der Öffentlichkeit. (Bilder: Christian Merz), Es wird der Firma vor allem vorgeworfen, Abfall und Chaos auf den Strassen zu verursachen, sowie Daten der Nutzer zu verkaufen. (Bilder: Christian Merz)

Uster verlangt Antworten aus Singapur

Als erste Stadt im Kanton hat Uster am Mittwoch die gelben Billig-Leihvelos der Firma O-Bike eingesammelt. Dies, weil die Singapurer Firma ihre Fahrräder ohne Bewilligung aufstellte. Am Abend machte die Firma selbst einen Rückzieher.

Obwohl die Bikes nur aus Versehen im Oberland gelandet sind, will Stadtrat Jean-Francois Rossier von der Herstellerfirma ein Offenlegen derer Karten. (Bilder: Christian Merz), Die Leihvelos aus Singapur sind bereits länger in der Kritik der Öffentlichkeit. (Bilder: Christian Merz), Es wird der Firma vor allem vorgeworfen, Abfall und Chaos auf den Strassen zu verursachen, sowie Daten der Nutzer zu verkaufen. (Bilder: Christian Merz)

Veröffentlicht am: 16.08.2017 – 17.43 Uhr

In den letzten Monaten sind in Europa vor allem in grossen Städten die umstrittenen Leihvelos aus Fernost, die «O-Bikes» aufgestellt worden – in den meisten Fällen, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. Auch im Zürcher Oberland wurden sie in Dübendorf, Effretikon und Uster aufgestellt (wir berichteten). Am Mittwochmorgen hat Uster als erste Stadt im Kanton rund 20 dieser Leihvelos beschlagnahmt.

«Es geht uns weniger darum, flächendeckend alle Velos einzusammeln, sondern darum, die Firma O-Bike aufzufordern, uns ihr Vertriebskonzept offenzulegen», sagt Stadtrat und Sicherheitsvorsteher Jean-Francois Rossier (SVP). Die Firma müsse klarstellen, was sie mit den Leihvelos bezwecke, zumal diese ihre Bikes ohne gültige Bewilligung auf dem öffentlichen Raum in Uster aufgestellt habe.

«Wir haben mit Absicht sehr früh gehandelt, bevor noch mehr Velos überall aufgestellt würden», sagt der Sicherheitsvorsteher. Hätte die Stadt gewartet, bis noch mehr O-Bikes in Uster platziert worden wären, würde sie kaum noch Druck auf die Firma ausüben können.

Die Velos sollten gar nicht ins Oberland kommen

Die Aktion habe aber offenbar Wirkung gezeigt, sagt Rossier. Am frühen Mittwochabend kommunizierte eine Mediensprecherin von O-Bike, dass die Fahrräder im Zürcher Oberland aus Versehen aufgestellt wurden. Ursprünglich hätten die Bikes nur in Zürich verteilt werden sollen. Ein interner Kommunikationsfehler mit der Lokalsektion sei für die Fehlplatzierung verantwortlich. Bis spätestens am Freitag sollen diese abgeholt werden.

Stadtrat Rossier kommt die ganze Sache eigenartig vor. Er sei gespannt auf die Antwort der Firma. «Wir halten auf jeden Fall an unserem Fragekatalog fest», sagt Rossier. Die Stadt Uster wolle wissen, mit wem und auf was sie sich einlasse. Es sei ja auch nicht auszuschliessen, dass der Veloverleih zu einem späteren Zeitpunkt ins Zürcher Oberland zurückkommen wolle. «Interesse an der Region haben die Veloverleiher mit ihrem >Versehen< jedenfalls bewiesen.»

Geschäft mit Daten statt Velomiete?

Auf die Idee des Fragekataloges kam die Stadt Uster ursprünglich, weil die Firma O-Bike bereits vielerorts misstrauisch beäugt wird. Verschiedene Experten zweifeln am Finanzierungskonzept des Leihveloanbieters. Wie die deutsche «Zeit» schreibt, werden Mietvelofirmen wie O-Bike häufig durch Investoren aus dem Silicon Valley wie Apple mitfinanziert, die dafür bekannt sind, sich für Nutzerdaten zu interessieren.

Zweifel am Geschäftsmodell schüren für Rossier auch die günstigen Preise: Für 1,50 Franken pro 30 Minuten oder drei Franken pro Stunde kann man mit dem Velo herumfahren.

Deshalb will die Stadt Antworten, bevor sie die Velos wieder freigibt. Es sei in keiner Weise geklärt, wer sich für das Einsammeln von falsch parkierten oder defekten Fahrrädern verantwortlich zeige, sagt Rossier. Fakt sei, dass bereits nach wenigen Tagen bereits Fahrräder beliebig auf Trottoirs abgestellt würden. Teils seien diese derart defekt, dass an eine sichere Velofahrt nicht zu denken sei «Es kann nicht Aufgabe der Stadt Uster sein, die Fahrräder einzusammeln.»

Kautionsrückzahlung in Frage gestellt

Dass mit den Velos verantwortungsbewusst umgegangen wird, soll die Kaution von 130 Franken sicherstellen, schreibt O-Bike auf seiner Website. Die Kaution ist für Rossier ein weiterer unsicherer Punkt: «Wir müssen sicher sein, dass die Nutzer diese Kaution auch zurückerhalten, wenn sie die Velos gut behandeln, bevor wir diesen Service in Uster bewilligen können», sagt er. Denn auch die Stadt Uster stehe hier in einer gewissen Verantwortung.

Einige O-Bikes befänden sich aber mittlerweile auf privatem Grund, wo die Stadt Uster keine Handhabe hat. «Dort können wir natürlich keine Objekte abtransportieren», sagt Rossier. Das müsste der Besitzer des Grundstückes selbst kostenpflichtig beantragen. Die Stadt werde jedenfalls nicht gezielt nach weiteren O-Bikes suchen. Inwiefern es den O-Bike Nutzern überhaupt erlaubt sei, die Velos auf privatem Grund abzustellen, weiss Rossier nicht und möchte dies nun direkt von den Herstellern erfahren. Die Rechtslage scheint mindestens in der Schweiz unklar. Deborah von Wartburg, Malte Aeberli und Martin Liebrich

So funktionieren die O-Bikes
  
Die Firma O-Bike verlangt für eine halbstündige Miete 1.50 Franken. Wer die Velos beziehen will, muss sich die O-Bike App herunterladen. Er erhält dann einen elektronischen (QR-) Code, mit welchem sich ein an einer bestimmten Stelle postiertes Fahrrad entriegeln lässt. Die Velos können dann irgendwo wieder abgestellt werden, wobei auf der Website von O-Bike gebeten wird, dafür die öffentlichen Veloparkplätze zu benutzen.


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