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Stadtrat und Sicherheitsvorsteher Jean-François Rossier (SVP) übergibt Tamara Barcia für ihre Zivilcourage einen Blumenstrauss. (Foto: Twitter/Stadtpolizei Uster), Tamara Barcia half einer Frau, die am Bahnhof Uster stürzte und bewusstlos wurde. (Foto: Nicolas Zonvi), Als Heldin sieht sich Barcia aber nicht. «Dass ich geholfen habe, ist für mich selbstverständlich. Würde jemand in solchen Situationen wegschauen, fände ich das schlimm.» (Foto: Nicolas Zonvi)

Stadtrat ehrt Ustermerin für ihre Zivilcourage

Als eine Frau am Bahnhof Uster stürzte und bewusstlos wurde, war die 20-jährige Tamara Barcia zur Stelle und half. Für ihre Zivilcourage hat Stadtrat und Sicherheitsvorsteher Jean-François Rossier ihr nun ein Präsent überreicht.

Stadtrat und Sicherheitsvorsteher Jean-François Rossier (SVP) übergibt Tamara Barcia für ihre Zivilcourage einen Blumenstrauss. (Foto: Twitter/Stadtpolizei Uster), Tamara Barcia half einer Frau, die am Bahnhof Uster stürzte und bewusstlos wurde. (Foto: Nicolas Zonvi), Als Heldin sieht sich Barcia aber nicht. «Dass ich geholfen habe, ist für mich selbstverständlich. Würde jemand in solchen Situationen wegschauen, fände ich das schlimm.» (Foto: Nicolas Zonvi)

Veröffentlicht am: 15.07.2018 – 09.15 Uhr

Die 20-jährige Ustermerin Tamara Barcia trat gerade mit einer Kollegin nach dem Feierabendbier aus der Tür eines Pubs am Bahnhof Uster, als sie eine Frau beobachtete, die torkelnd in einem blumigen Nachthemd auf der Strasse umher irrte und in Richtung Bahnhof lief. «Die Frau war zierlich, lief barfuss, hatte nichts an ausser einem zerrissenem Hemd», erinnert sich Barcia, die gerade ihre Lehre als Kleinkindererzieherin abgeschlossen hat. Wegschauen konnte sie nicht, also lief sie zur Frau hin. «Sie wirkte betrunken und sagte, dass sie nach Hause will.»

Barcia habe sich bei der Frau erkundigt, ob sie etwas brauche. «Ich bot ihr Geld für ein Fahrticket an, aber sie wollte es nicht annehmen.» Stattdessen habe die Frau erzählt, dass sie aus dem Spital Uster komme und nicht mehr zurück wolle. Sie verabschiedete sich von Barcia und der Kollegin und lief davon. «Das kam mir skurril vor. Ich rief deshalb beim Spital an.» Die Angestellte am anderen Ende des Apparats fragte Barcia, ob sie wisse, wie die Frau heisse oder wann sie Geburtstag habe. «Ich hatte keine Ahnung und habe deshalb nach ihr gesucht, um die Frau danach zu fragen.» Doch von ihr fehlte jede Spur.

«Die Frau blutete»

Bauarbeiter hätten Barcia schliesslich sagen können, in welche Richtung die Frau gelaufen sei. «Einige Meter entfernt sah ich sie am Boden liegen. Am Kopf hatte sie eine riesige Platzwunde, sie blutete und ihr Knie war aufgeschürft.» Neben der Frau seien zwei Männer gestanden. «Sie halfen ihr nicht, haben aber das Spital angerufen», sagt Barcia. Sie setzte sich zur Frau hin, die bewusstlos geworden sei. «Ich habe sie in die Seitenlage positioniert und ihren Kopf angehoben, weil sie brechen musste.» Wenig später trafen zwei Polizisten beim Bahnhof ein.

«Als die Frau wieder zu Bewusstsein kam, geriet sie beim Anblick der Polizisten in Panik. Sie wollte abhauen. Doch offensichtlich brauchte sie einen Krankenwagen und dieser war auch schon auf dem Weg.» Barcia habe sie dazu bringen können, bei ihr zu bleiben. «Ich habe mich bei ihr vorgestellt, sie beruhigt und mit ihr gesprochen.» Immer wieder habe die Frau versucht, in ihrem schlechtem Zustand zum Gleis zu laufen, um auf den Zug zu gehen. «Ich konnte ihr einreden, wieder zurückzukommen und Wasser zu trinken.»

«Die Polizisten haben sich bei mir bedankt»

Die Polizisten hätten Barcia gesagt, dass sie normalerweise eingreifen würden, aber da sie gesehen hätten, dass sie es im Griff habe, hätten sie sich zurückgehalten. «Die Frau hat mich immer wieder umarmt und wollte, dass ich bei ihr bleibe.» Als schliesslich der Krankenwagen eintraf, habe die Frau sich geweigert einzusteigen. «Ich habe ihr gesagt, dass sie doch Schmerzen habe und diese Leute ihr helfen würden. Das hat sie verstanden und ist mit mir zum Fahrzeug gelaufen.» Im Krankenwagen sei die Frau schliesslich eingeschlafen. «Die Polizisten haben sich bei mir bedankt.»

Einige Tage später klingelte Barcias Telefon. «Ein Polizist fragte mich, wann ich Zeit hätte den Sicherheitsvorsteher zu treffen. Er hätte ein Präsent für mich und wolle sich persönlich bedanken.» Barcia erinnert sich, wie ihre Mutter voller Stolz sagte, dass sie schon als Kind eine Helfernatur gewesen sei.

Blumen vom Stadtrat

Vor dem Stadthaus übergab Stadtrat und Sicherheitsvorsteher Jean-François Rossier (SVP) Barcia einen riesigen Blumenstrauss. «Er bedankte sich im Namen der ganzen Polizei bei mir. Das hat mich schon gefreut.» Auch auf Facebook und Twitter bedankte sich die Polizei bei Barcia und postete das Bild, auf dem sie Rossier die Hand schüttelt. Dazu schrieb sie: «Tamara setzte sich für einen hilfebedürftigen Menschen ein, bis die Sanität eintraf. Die Stapo Uster sagt: vielen Dank!» Ein Polizei-Sprecher fügt in einem Kommentar an, dass bei Zivilcourage die eigene Sicherheit nicht ausser Acht gelassen werden darf. «In dieser Situation hat Tamara einem Mitmenschen jedoch sehr geholfen.»

Stadtrat und Sicherheitsvorsteher Jean-François Rossier übergibt Tamara Barcia den Blumenstrauss. (Foto: Stapo Uster)

Als Heldin sieht sich Barcia aber nicht. «Dass ich geholfen habe, ist für mich selbstverständlich. Würde jemand in solchen Situationen wegschauen, fände ich das schlimm.»  Mit der Frau, der sie an jenem Abend geholfen habe, habe sie seit dem Vorfall keinen Kontakt mehr. «Ich habe mir überlegt, sie im Spital besuchen zu gehen. Aber ich weiss nicht einmal, ob sie sich noch an mich erinnert oder ob das nicht zu viel Stress für sie wäre.» Auch wenn Barcia nicht weiss, was mit der Frau passiert ist und wie es ihr geht, zieht sie etwas Positives aus der ganzen Sache: «Wenn solche Fälle publik werden, wird vielleicht mehr Menschen bewusst, dass man in solchen Situationen nicht einfach zuschauen soll, sondern helfen  muss.»


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