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Lokalmatador Ricardo Rancan nutzt den Heimvorteil am Nacht-OL und rennt auf den 6. Platz. (Bild: Christian Merz), Die Orientierung in der Nacht ist noch schwieriger als am tag. (Bild: Christian Merz), Nicht alle Teilnehmer hatten die gleichen Ambitionen. (Bild: Christian Merz), Auch am Start: Simone Niggli-Luder (vorne). (Bild: Christian Merz), Die Läufer kämpfen sich durch den Wald von Egg-Hard. (Bild: Christian Merz)

Rancan überzeugt bei Premiere

Judith Wyder und Matthias Kyburz dominierten erwartungsgemäss die Nachtmeisterschaft in Uster. Riccardo Rancan gelang im Heimwald von Egg-Hard bei seiner Premiere bei der Elite ein Exploit: Er wurde Sechster.

Lokalmatador Ricardo Rancan nutzt den Heimvorteil am Nacht-OL und rennt auf den 6. Platz. (Bild: Christian Merz), Die Orientierung in der Nacht ist noch schwieriger als am tag. (Bild: Christian Merz), Nicht alle Teilnehmer hatten die gleichen Ambitionen. (Bild: Christian Merz), Auch am Start: Simone Niggli-Luder (vorne). (Bild: Christian Merz), Die Läufer kämpfen sich durch den Wald von Egg-Hard. (Bild: Christian Merz)

Veröffentlicht am: 20.03.2017 – 08.51 Uhr

Orientierungslose hätten sich in der Dunkelheit schon vor dem Start verirrt. Irgendwo an einem Waldrand in Wermatswil nämlich liegt der Start zu den Schweizer Meisterschaften im Nacht-OL. Für die über 700 erfahrenen Läuferinnen und Läufer ist dies selbstredend das kleinste Hindernis. Die ersten Teilnehmenden, die in zahllosen Kategorien und gestaffelt losrennen werden, sind bereits im Startgelände und treffen letzte Vorbereitungen. Sie schauen, dass die Stirnlampe und der dazugehörige Akku sitzen, richten ihre Brillen oder ziehen sich noch einmal um. Sie dehnen sich, hüpfen wie wild, halten sich mit kurzen Läufen im nahen Quartier warm oder tigern im Kreis herum.

Vorfreudig ist an diesem Samstagabend auch Felix Ernst, der in der Klasse Herren kurz antritt. «In der Nacht sehen die Läufer in der Ferne aus wie Glühwürmchen, das ist eine tolle Atmosphäre», sagt der Klingnauer. Allerdings sei es etwas schwieriger im Dunkeln, da man sich aufgrund der beschränkten Sicht kaum am Gelände orientieren könne und sich fast ausschliesslich mit dem Kompass behelfen müsse. «Fehler sind dadurch auch schwieriger zu beheben, du musst sauber laufen», sagt der 54-Jährige, der ein eher bescheidenes Ziel vorgibt: «Mindestens einer soll noch hinter mir sein.»

Silber auf sicher

Überhaupt sehen es zumindest die älteren Teilnehmenden nicht allzu verbissen. Sie sind zwar allesamt leidenschaftliche Läufer und gehören grossmehrheitlich Trainingsgemeinschaften an, der Spass an der Herausforderung steht bei ihnen aber im Vordergrund. Die 76-jährige Erica Huggler aus Oetwil am See will zwar unbedingt gewinnen, kann sich gleichzeitig aber bereits über die sichere Silbermedaille freuen – in ihrer Kategorie geht nämlich lediglich eine weitere Frau an den Start.

Liselotte Freuler aus Frauenfeld hofft derweil, «nicht allzu viele Mäuschen zu fangen», und Eric Alabor aus Biel-Benken möchte unterwegs auch noch «ein paar schöne Fotos knipsen». Für den Volketswiler Ruedi Broggia wiederum ist es das höchste der Gefühle, fehlerfrei zu bleiben.

Ganz anders Simone Niggli-Luder, die plötzlich im Licht des Startzelts auftaucht. Die beste OL-Läuferin aller Zeiten wirkt auch vier Jahre nach ihrem Rücktritt vom Spitzensport fokussiert wie eh und je und macht nicht den Eindruck, als wollte sie kurz vor ihrem Einsatz noch angesprochen werden.

Rancan überzeugt

Ähnlich ambitioniert und entsprechend aufgeregt ist die Ustermer Nachwuchshoffnung Riccardo Rancan von der veranstaltenden OLG Pfäffikon. Welchen Rang er erreichen könne, sei schwierig zu sagen. Er gebe sein Bestes und schaue, was dabei herauskomme, sagt Rancan vor seinem ersten Einsatz bei der Elite überhaupt. Dass er im Wald von Egg-Hard schon unzählige Stunden gelaufen sei, bedeute angesichts von dessen Einfachheit – es gebe viele Wege und andere Orientierungspunkte – keinen Heimvorteil. «Aber für den Kopf ist es gut», sagt der 21-Jährige.

Während Rancan kurz vor 9 Uhr losrennt, als gäbe es kein Morgen, sind viele vor ihm Gestartete längst bereits im Ziel. Noch immer ausser Atem, analysieren sie gemeinsam mit Mitstreitern ihren Lauf und beklagen ihre Fehler. «Läck, han ich en Seich gmacht!», ruft Ruedi Broggia. Anstatt wie erhofft fehlerlos zu laufen, habe er sich zwischen Posten 6 und 7 plötzlich weitab von der Route an einem Weiher befunden. «Das kommt davon, wenn man jahrelang keinen Nacht-OL gelaufen ist», sagt der Oberländer.

Mit leerem Tank ins Ziel

Die Mehrzahl der Läufer ist aber zufrieden. Andrin Bieri von der OLG Pfäffikon hat zwar zwei kleine Zusatzschlaufen gedreht und am Ende «einen leeren Tank» gehabt. Dennoch sei er mit seiner Leistung glücklich, sagt der Junior, der gern in der Nacht läuft, auch, «weil man sich da viel schneller vorkommt als bei Tage». Wohl als einer von wenigen hat Bieri den entgegen allen Prognosen ausgebliebenen Regen vermisst: «Da kann man nämlich so richtig die Sau rauslassen.»

«Endlich einmal ein positives Erlebnis in der Nacht» hatte Judith Wyder. Die Bernerin fühlt sich üblicherweise nicht besonders wohl im dunklen Wald. «Heute ist es aber ganz gut gelaufen», sagt sie. Im Fall der dreifachen Weltmeisterin bedeutet dies, dass sie sämtliche Konkurrentinnen um über sechs Minuten und mehr distanziert hat.

Rancan ist zufrieden

Bestens mit der Leistung leben kann anlässlich seiner Premiere auch Riccardo Rancan. Zwar habe die Konzentration am Ende des 15 km langen Laufs ein wenig nachgelassen. «Doch ich bin recht zufrieden», sagt er, noch bevor er weiss, dass er den sehr guten sechsten Rang belegt hat. «Es gibt aber noch Potenzial», stellt Rancan klar und rennt von dannen. Um auszulaufen und am mittlerweile späten Abend nicht zu frieren – und weil er heute auch nach 80 Minuten auf der Strecke anscheinend noch immer nicht genug hat vom Laufen. (Daniel Hess)


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