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Die Oma-Rockband crème brûlée spielt am Dienstagnachmittag im katholischen Pfarreizentrum St. Andreas in Uster. (Bild: zvg), Drummerin Jill Ilse Schmid (ganz unten) schwärmt für ein neues Salesman-Schlagzeug. (Bild: zvg)

«Manchmal schwitze ich schon nach dem zweiten Takt»

Am frühen Dienstagabend spielt die Grossmutter-Rockband Crème Brûlée im Ustermer Pfarreizentrum bei der Veranstaltung «Tol(l)eranz im Alter» der IG Alternativ. Jill Ilse Schmid, die Maurmer Schlagzeugerin der Band und die Sängerin Esther Rothen mögen keinen kreativen Stillstand und stehen auf glitzernde Bühnenerfahrungen mit tosendem Publikum.

Die Oma-Rockband crème brûlée spielt am Dienstagnachmittag im katholischen Pfarreizentrum St. Andreas in Uster. (Bild: zvg), Drummerin Jill Ilse Schmid (ganz unten) schwärmt für ein neues Salesman-Schlagzeug. (Bild: zvg)

Veröffentlicht am: 25.09.2017 – 18.08 Uhr

«Das letzte Jahr war wahnsinnig intensiv», sagt Esther Rothen, Sängerin der Grossmutter-Rockband crème brûlée. «Dieses aber auch», entgegnet Jill Ilse Schmid, die Drummerin der Band, die in Maur wohnt. Die Gruppe wird so oft gebucht, dass sie schon Absagen schreiben müssen. Den Namen habe die Pianistin Sylvia Voegeli der Gruppe einmal gegeben, weil dies ihr traditionelles Weihnachtsdessert gewesen sei. crème brûlée sei dann frei weiterinterpretiert worden. «Ihr seid süss, aber eben schon etwas angebrannt », habe etwa Kurt Aeschbacher einmal gesagt. Das passe zur Band, so Schmid.

Angefangen hat alles mit einer Ausschreibung im Migros-Magazin. Dort suchte die Gründerin Ursula Steiger nach Mitgliedern im Grossmutteralter für eine Rockband. Nach dem ersten Projekt für das begeisterte Seniorinnen aus der ganzen Schweiz anreisten, blieben dann die Begeisterten und gründeten die Band «crème brûlée».

Die bald siebzigjährige Schlagzeugerin Schmid stiess erst später dazu. Die drei Jahre ältere Esther Rothen «entdeckte» sie bei einem Anlass der sogenannten Grossmutterrevolution – ein Projekt, welches das Image von Grossmüttern «entstauben» will. Dort sei Schmid bei einem Schlagzeugworkshop engagiert worden. Rothen, die gesangsmässig bei dem Anlass eingespannt war, ging auf Schmid zu und fragte direkt: «Sag mal, könntest du nicht bei uns drummen?». Die Maurmerin sagte zu und ist seither begeistertes Mitglied von crème brûlée.

Bloss kein Stillstand

Seit der Gründung der Band im 2010 ist viel passiert. «Ich schleppe beispielsweise meinen Verstärker nicht mehr im Zug mit mir herum», so Rothen. Die Band wird viel gebucht – als Auflockerung von Tagungen oder etwa bei Geburtstagen. Letztes Jahr spielten sie bei elf Anlässen. Doch nach wie vor lieben die Rockerinnen die Bühne. «Das Beste ist, wenn das Publikum so richtig mitmacht», sagt Schmid. Wenn man merke, dass es ihnen wirklich gefällt.

«Wir wollen uns aber immer weiterentwickeln», sagt Schmid. Stillstand möge die Band nicht. Wenn eine der Grossmütter mal Lust auf ein bestimmtes Lied habe oder sonst etwas Neues ausprobieren wolle, versuche man, das immer umzusetzen. «Viele Mitglieder nehmen ausserdem Privatstunden neben den Bandproben», sagt Rothen.

Nicht zu perfekt werden

Trotz des hohen Selbstanspruchs dürfe man aber nicht übertreiben. «Ich war vor kurzem an einem Konzert, das einfach perfekt war. Es hat mich nicht im Geringsten berührt», sagt die Dietliker Sängerin. Es müsse immer nah beim Menschen bleiben. Die beiden musikbegeisterten Frauen gehen häufig an Konzerte, um sich zu inspirieren und «weil man sich in dem Kuchen ja auch irgendwann kennt», so Schmid.

Bei den beiden Frauen sei aus der gemeinsamen Leidenschaft eine richtige Freundschaft entstanden. Dies, obwohl sie musikalisch aus ganz verschiedenen Ecken kommen. Rothen singt neben ihrem Engagement bei der crème brûlée oft auf Hochzeiten und Taufen. Sie habe schon mit 19 in einer Band gesungen – der «Riverboat Seven», damals eher klassische Musik und Gospelstücke. Ihre Schwester, die ebenfalls singt, habe sie dann zum Rock gebracht.

«Sie kam zu mir und erzählte vom sogenannten «belten»». Daraufhin fragte Rothen, was das sei – eine Gesangstechnik, bei der ein schmetternder, durchdringender Klang angestrebt wird, wie er in Musicals, Rock, Pop oder Soul gewünscht ist. «Einen Elvis Presley etwa kann man nicht klassisch singen», sagt Rothen.

Eine der ersten Frauen am Schlagzeug

Die Musik zum Beruf gemacht hat keine der beiden Frauen. Rothen war Sozialarbeiterin in der Gemeinde, habe manchmal auch im Hort gearbeitet. «Bei der Kinderbetreuung habe ich dann schon oft mit den Kindern gesungen.» Ausserdem habe sie in der Kirche als Organistin einspringen müssen, was sie jedoch wahnsinnig nervös gemacht habe. Die Orgel sei eines der schwierigsten Instrumente überhaupt, pflichtet Schmidt bei. Auch sie habe in der Kirchgemeinde gearbeitet – allerdings in der Küche.

Der Köchin ist eine Band jedoch nicht genug. Gleich in drei verschiedenen gibt die Maurmerin den Takt vor: Der «Retired Blues Band», der Steelband Pantaloni, die Latin-Musik macht und eben crème brûlée. In jüngeren Jahren trat sie mit der Band «Toxic Shock» oft in der roten Fabrik in Zürich auf. «Ich war eine der wenigen Schlagzeugerinnen, die sich damals auch auf der Bühne zeigten.»

Keine Noten, kaum Unterricht

Lange habe sie aber gar kein eigenes Instrument gehabt. Über Jahre musste Schmid deshalb ihre Proben mit dem Kassettenrekorder aufnehmen und sich daheim die Aufnahmen immer wieder anhören, um sich die Takte einzuprägen. Auch jetzt noch verlässt sich Schmid viel auf ihr Gehör. «Ich spiele nicht nach Noten, das lenkt nur ab», sagt sie. Auch Unterricht habe sie in ihrem Leben nur etwa vier Stunden lang genommen. Wichtiger sei es bei Konzerten den Schlagzeuger ganz genau zu beobachten. «So lerne ich viel», sagt sie. Die Drums seien durchaus ein körperlich anstrengendes Instrument. «Sie geht richtig ab beim Spielen», so Rothen. «Manchmal schwitze ich schon nach dem zweiten Takt», sagt Schmid lachend.

Die meisten ihrer musikalischen Träume und Ideen konnten die beiden Frauen sich bei crème brûlée bereits erfüllen. Einen hat Schmid jedoch noch. Sie konnte bei einem Schlagzeugladen in Deutschland sogenannte Ludwig-Salesman-Drums ausprobieren. Das habe einen «richtig fetten Sound.» Ob sie sich gleich eines kauft oder ihr jetziges umbaut, weiss sie aber noch nicht. Das Salesman habe sie auf jeden Fall verzaubert. Die Trommeln seien mit farbigen Streifen verziert und glitzerten so schön, wenn der Scheinwerfer darauf falle. «Ein Traum», sagt Schmid.

 

Am Dienstagnachmittag um 17 Uhr spielt die Gruppe im katholischen Pfarreizentrum St. Andreas in Uster. Das Konzert findet im Rahmen der dreiteiligen Veranstaltungsreihe der IG Alternativ zum Thema «Tol(l)eranz im Alter» statt.

Mehr Infos unter www.pfarrei-uster.ch


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