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Die Akku-Kunstkiste beherbergt 64 Objekte, welche Teil der Ausstellung 150’000’000 Tonnen sind. (Bild: zvg), Die Akku-Kunstkiste beherbergt 64 Objekte, welche Teil der Ausstellung 150’000’000 Tonnen sind. (Bild: zvg), Die Künstlerin Melanie Windl wollte eine schwarze Akku-Kunstkiste, damit ihre Lichtkunst zur Geltung kommt. (Bild: zvg)

Kunst aus Bio-Plastik

Die Akku-Kunstkiste in Uster will nicht nur auf die Verschmutzung der Weltmeere hinweisen: Die Kunst von Melanie Windl ist biologisch abbaubar.

Die Akku-Kunstkiste beherbergt 64 Objekte, welche Teil der Ausstellung 150’000’000 Tonnen sind. (Bild: zvg), Die Akku-Kunstkiste beherbergt 64 Objekte, welche Teil der Ausstellung 150’000’000 Tonnen sind. (Bild: zvg), Die Künstlerin Melanie Windl wollte eine schwarze Akku-Kunstkiste, damit ihre Lichtkunst zur Geltung kommt. (Bild: zvg)

Veröffentlicht am: 26.04.2018 – 16.15 Uhr

An der Poststrasse in Uster steht ein schwarzer Container. Doch sein Inneres ist keine Black Box: Passanten, die die Akku-Kunstkiste betreten, können die Ausstellung «150’000’000 Tonnen» bestaunen. Das gezeigte Kunstwerk besteht aus 64 Objekten in länglicher Form. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass keines der einzelnen Teile dem anderen gleicht. So wirken sie lebendig.

Melanie Windl stellt selbst Bioplastik her, das wasserlöslich ist und aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. «Momentan beschäftige ich mich mit den Möglichkeiten, wasserfestes Bioplastik herzustellen», so die Bayerin.

Für sie gehören zum Kunstwerk nicht nur die Skulpturen selbst dazu, sondern auch der Raum und die Umgebung. Nach Möglichkeit analysiert sie die Orte, an dem ihre Schöpfungen ausgestellt werden, bevor sie mit dem Kunstschaffen beginnt – so auch die Stadt Uster. Der Ausstellungsort – der Container – offenbart sich auch als symbolische Verschränkung zum künstlerischen Sujet: Container sind es, in denen Müll gesammelt wird. Und aus Containern entweicht der Plastikmüll auf Seewegen – und verdreckt die Weltmeere und tötet die Meeresbewohner.

Plastikinsel im Pazifik

«Im Pazifik treibt eine Plastikinsel von der Grösse des indischen Subkontinents», so Windl. In einigen Arbeiten beschäftigte sie sich bereits künstlerisch mit Wasser und dem Ozean. Die 36. Stipendiatin des Akku-Ateliers in Uster schwärmt von den Fjorden Norwegens und den Stränden Marokkos. Sie erzählt, vor einem Jahrzehnt seien auf den Feldern Marokkos vereinzelt farbige Plastiktüten zu erkennen gewesen, inzwischen seien Felder oft gänzlich mit Plastiktüten bedeckt. Die Fjorde Norwegens seien der Ort, an dem sie die Klänge des Meeres aufgenommen habe. «Auch die Küsten Skandinaviens sind teilweise schon stark mit Kunststoff verschmutzt», so die Künstlerin.

Die Klänge des Meeres sind Teil ihrer Ausstellung, denn die Medienkünstlerin hat in der Akku-Kunstkiste einen Computer mit einem Exciter installiert. Der Exciter ist ein Gerät, das Schallwellen auf die Glasscheibe überträgt. «Wer sich Zeit nimmt, dem erschliesst sich hier die klangliche Ebene der Arbeit», so Windl. Ein weiterer visueller Aspekt ihres Kunstwerks ist die Lichtkunst: LEDs lassen die Objekte in unterschiedlichen Farben schimmern. Die freien Formen erinnern an unterschiedliche Meeresbewohner: Algen, Korallen oder Würmer.

Zerstören, um zu bewahren

Windls Kunstwerk lässt sich aber auch als extraterrestrische Oberfläche eines Planeten oder Komposition von Stalagmiten in einer Höhle interpretieren.

Mit ihrer Kunst habe sie die maritime Kontamination ohne Fingerzeig ansprechen wollen. «Ich mache Kunst, die angenehm berührt und erst beim zweiten Blick das tiefergehende Thema offenbart.» Windl setzt sich mit ihrer Kunst nicht nur für Recycling und sorgsamen Umgang mit der Natur ein, sondern recycelt manchmal sogar ihre eigene Kunst, indem sie nach der Ausstellung verwendete Materialien wiederverwendet, um die Umwelt zu schonen.

Die bis zum 3. Mai geplante Ausstellung «150’000’000 Tonnen» läuft inoffiziell noch bis zum 10. Mai. Danach beginnt die Demontage der Akku-Kunstkiste – und das Recyclen des Bioplastiks.

Die Medienkünstlerin Melanie Windl studierte 2005 bis 2010 Freie Kunst in Saarbrücken und war dort 2010 bis 2012 Meisterschülerin von Christina Kubisch. 2013 bis 2015 studierte sie Klangkunst-Komposition in Mainz. 2001 half sie als Physiotherapeutin in Nordindien Kindern mit einer körperlichen Beeinträchtigung.


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