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Der Trommelkünstler Pierre Favre feiert demnächst seinen 80. Geburtstag. (Bild: Daniel Bossart/SRF)

Der Drummer von Louis Armstrong

Der in Uster wohnhafte Schlagzeuger und Perkussionist Pierre Favre war einst eine der Schlüsselfiguren des europäischen Freejazz. Er spielte schon mit Jazz-Ikonen wie Louis Armstrong und Chet Baker. Im Gespräch kurz vor seinem 80. Geburtstag äussert er sich über prägende musikalische Erlebnisse, seine eindrückliche Karriere und seine Zeit als Free-Jazzer.

Der Trommelkünstler Pierre Favre feiert demnächst seinen 80. Geburtstag. (Bild: Daniel Bossart/SRF)

Veröffentlicht am: 23.05.2017 – 19.25 Uhr

Am vergangenen Sonntag, 21. Mai, ging seine jährliche Konzertreihe im Theater Stok in Zürich zu Ende, zum Interview lädt Pierre Favre in die Küche seines Hauses in Uster. Während des ausführlichen Gesprächs sprudelt es nur so aus dem 79-jährigen Musiker heraus. Favre äussert sich unter anderem über:

...musikalisch prägende Erlebnisse in seinem Leben
«Ich habe in München 1962 das erste Mal ein Konzert vom ‹John Coltrane Quartet› gesehen. Das war unglaublich. Es war ein Saal mit über 1000 Leuten. Das Quartett kam auf die Bühne und nach kurzer Zeit waren nur noch 30 Leute da. Sie spielten nicht nach dem Geschmack der Masse. Es war ein Schock. Aber ein guter Schock. So belebend. Mir hat es fast den Atem verschlagen, so gut waren die.
Noch früher habe ich Billie Holiday gesehen. Das war 1954 in Basel. Meine Eltern nahmen mich mit. Ich war in einem Zustand – das war wie die Liebe – man kann das nicht erklären. Es war sehr intensiv. Das habe ich nie vergessen.»

...die Zusammenarbeit mit Weltstars wie Louis Armstrong
«Es gibt ein Video von mir und Louis Armstrong und meine heutigen jungen Mitmusiker fragen mich immer wieder: ‹Du warst so entspannt. Wie hast du das gemacht?› Ich war einfach in die Musik vertieft, habe zugehört wie er spielt und mich gefragt, was ich am besten machen könnte.
Ich war sehr schüchtern, aber nicht so beeindruckt, dass es mich gelähmt hat.»

(Quelle: Youtube.com)

...seine eindrückliche Karriere
«Ohne falsche Bescheidenheit kann ich sagen, dass ich nie an Karriere gedacht habe. Ich mag das Wort nicht. Mich interessierte immer nur die Musik. Heute will man Karriere machen. Ich verstehe das, aber es ist nicht der richtige Weg.»

...die Zeit als Free-Jazzer
«Freejazz war eine Art Therapie, ein Ausbruch aus der Nomenklatur. Alles war aufregend. Plötzlich war alles möglich, es gab eine nie dagewesene Freiheit. Aber wir hatten keine musikalische Vision, die wirklich etwas aussagt. Ich habe sehr schnell gespielt damals, aber heute will ich das nicht mehr. Ich will lieber komplexer als schneller spielen.»

Archivbild: Markus Zürcher

...die Inspiration aus seinen längeren Aufenthalten in Afrika, Indien und Südamerika
«Wer den Ursprung von Jazz zurückverfolgt, landet zwangsläufig in Afrika. Als Erstes bin ich also dahin. An die Quelle. Dort fliesst immer frisches Wasser und man kann sich Inspiration holen. In Indien habe ich die Tablas-Spieler (Schlaginstrument aus Indien, Anm. d. Red.) gehört und mit ihnen gespielt. Später war ich in Südamerika. Ich hatte immer eine Schwäche für Brasilien, was wiederum durch seine Geschichte auch eine spezielle Verbindung zu Afrika hat. Mir hat man immer gesagt, dass diese Einflüsse bei mir in die Musik integriert sind. Ich zitiere diese Musik nicht. Das ist geschmacklos. Hängenbleiben soll keine Kopie, sondern Inspiration.»

...Träume, die er sich noch erfüllen möchte
«Mein Traum war es immer ein guter Musiker zu werden. Ich sitze so gerne am Schlagzeug. Heute sehe ich mich nicht mehr als Jazzdrummer, sondern als Musiker. Und als Dauerstudent. Ein Leben ist zu kurz, alles zu machen, aber man macht, was man kann in der Zeit, die man hat. Ich war eben mit meiner Schlagzeugergruppe zwölf Tage unterwegs. In Paris, London, Westfrankreich, dann Zürich. Das war teilweise sehr anstrengend. Aber eben auch unheimlich bereichernd. Sowohl auf musikalischer wie auch auf menschlicher Ebene.»

Anlässlich seines 80. Geburtstages zeigt das Schweizer Fernsehen SRF in der Reihe «Sternstunde Musik» am kommenden Sonntag, 28. Mai, um 11:55 Uhr den Film «Pierre Favre – In 80 Jahren um die Welt». Sein nächstes Konzert spielt er am Samstag, 27. Mai, im Kellertheater Bremgarten. Weitere Infos gibt es unter: www.pierrefavre.ch


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