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Will Mütter motivieren, mehr auf sich selbst zu hören: Stillberaterin Annette Saloma (links) beim Stilltreff im Familienzentrum Uster. (Bild: Seraina Boner)

«Dann kommt auch kein Brustneid auf»

Stillberaterin Annette Saloma kämpft gegen Ammenmärchen übers Stillen an. Im Interview erzählt die Ustermerin, weshalb Muttermilch jeder anderen Nahrung überlegen ist – und was Männer gegen «Brustneid» tun können.

Will Mütter motivieren, mehr auf sich selbst zu hören: Stillberaterin Annette Saloma (links) beim Stilltreff im Familienzentrum Uster. (Bild: Seraina Boner)

Veröffentlicht am: 21.09.2017 – 15.00 Uhr

Sie sind Stillberaterin. Kann man falsch stillen?

Annette Saloma: Nicht wirklich. Aber es können Probleme auftauchen. Als Stillberaterin geht es mir darum, Müttern, die stillen wollen, beim Stillen zu unterstützen – und sie zu motivieren, nicht aus falschen Motiven frühzeitig damit aufzuhören.

Was für falsche Motive?

Jede Mutter soll so lange stillen, wie sie und das Kind das wollen. Häufig wird Müttern aber von aussen geraten aufzuhören: Die Freundin sagt, das Kind trinke zu oft, die Schwiegermutter hat Angst, die Muttermilch sei für ein älteres Baby nicht mehr nahrhaft genug – das ist alles Quatsch.

Wie lange soll ein Kind mindestens gestillt werden?

Wir von der der La Leche League halten uns an die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation: Die besagt, ein Baby bis zum sechsten Monat ausschliesslich zu stillen und danach unter Einführung von fester Nahrung weiterzustillen.

Ist ein Kind nicht irgendeinmal zu alt für die Brust?

Irgendwann sicher. Aber das soll die Mutter entscheiden, oder das Kind, das nicht mehr an die Brust will. Ich sage niemandem, du musst so und so lange stillen. Ich kämpfe nur dagegen an, dass Mütter zum frühzeitigen Abstillen gedrängt werden. Wenn ein dreijähriges Kind noch ab und zu gestillt werden will – lasst es doch!

Gibt es Gründe, ein Kind nicht oder nur ganz kurz zu stillen?

Ganz selten. Nur 1 bis 2 Prozent aller Mütter können aus medizinischen Gründen nicht stillen. Ansonsten ist Muttermilch schlicht die beste Nahrung, die es für ein Baby gibt. Künstliche Milch kommt einfach nicht an die Muttermilch heran.

Warum nicht?

Die Milch jeder Mutter ist perfekt auf die spezifischen Bedürfnisse ihres Kindes abgestimmt, enthält Antikörper und sogar lebende Zellen. Zudem ist Muttermilch gratis, jederzeit verfügbar und immer in der richtigen Temperatur vorhanden.

Muss eine stillende Mutter auf die Ernährung achten?

Nicht anders als eine Mutter, die nicht stillt. Salbei kann abstillend wirkend, ansonsten kursieren auch im Bereich Ernährung und Stillen viele Ammenmärchen.

Stichwort Alkohol?

Auf Alkohol sollte man verzichten. Wenn man aber einmal mit einem Glas Prosecco anstösst,  macht das nichts. Das Baby bekommt dann gleich viel Alkohol ab, wie wenn es eine reife Banane isst.

Wie können berufstätige Mütter ihre Kinder stillen?

Es ist im Arbeitsgesetz festgehalten, dass sich Mütter Zeit zum Stillen nehmen dürfen. Sie dürfen also zum Stillen nach Hause gehen, wenn sie in der Nähe wohnen, oder die Betreuungsperson darf das Kind am Arbeitsort vorbeibringen. Die meisten Frauen pumpen jedoch ab, damit das Baby mit dem Schoppen gefüttert werden kann.

Wie wird man Stillberaterin?

Ich habe eine Ausbildung bei der La Leche League absolviert. Der Grund war persönliche Betroffenheit. Mein erstes Kind habe ich recht früh abgestillt – eben weil ich keine Unterstützung hatte, dafür viele Einflüsterer. Beim zweiten Kind habe ich mir dann Hilfe geholt. Diese Hilfe will ich nun auch anderen Frauen bieten.

Wie muss man sich ein solches Stilltreffen vorstellen?

Wir sitzen alle mit entblössten Brüsten im Kreis und reichen unsere Kinder von der einen zur anderen weiter (lacht). Nein, natürlich nicht. Ich gebe Infos zum Thema Stillen, die Mütter können Fragen stellen, die Kinder dürfen auch dabei sein.

Was können Väter tun, um ihre Frauen beim Stillen zu unterstützen?

Man sagt: «Das Tragen ist das Stillen der Männer.» Männer können Frauen unterstützen, indem sie das Baby herumtragen, wickeln, für die Frau kochen. Dann kommt auch kein «Brustneid» auf, wie ihn manche Männer empfinden, die sich neben ihrer stillenden Partnerin nutzlos vorkommen. Studien zeigen: Wenn Mütter von den Vätern generell unterstützt werden, stillen sie länger.


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