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In der Findungsphase auf dem Greifensee

Olympiasieger Simon Niepmann stieg an der 127. Zürcher Ruderregatta am Greifensee erstmals seit letztem Sommer wieder ins Wettkampfboot – und es fühlte sich noch nicht wunschgemäss an.

Veröffentlicht am: 18.06.2017 – 17.59 Uhr

102 Mal wurde der Siegersteg in Maur von ebenso vielen Siegerbooten angefahren – 51 Mal am Samstag, 51 Mal am Sonntag. Und verteilt wurden an all diese Erfolgreichen die traditionelle Siegertrophäe «das goldene Ruder». Nicht zu den Ausgezeichneten zählte Simon Niepmann, der Olympiasieger im Leichtgewichtsvierer. Er kam mit seinen Mitstreitern vom Seeclub Zürich im Vierer ohne Steuermann wie im Doppelvierer nicht über Position 2 hinaus – zuletzt ganz knapp, überholt erst am Schluss von der GC-Equipe.

Konsterniert zeigte sich der prominenteste der gegen 1000 Ruderer nicht. Ums erste Rennen seit dem 11. August, der grandiosen Goldfahrt in der Lagoa Rodrigo de Freitas in Rio, handelte es sich. «Es geht für mich ums Hineinkommen», sagte der 31-Jährige nach seinen Einsätzen. Nach dem jahrelang voller Konzentration angesteuerten Höhepunkt gönnte sich Niepmann eine Pause. Von November bis März ruderte er überhaupt nicht.

Fit hielt er sich etwa mit Langlaufen. Das Spezifische aber ging verloren. Und: «Ich bin zwar fit, aber so fit wie in Rio werde ich wohl nie mehr sein.» Hinzugekommen ist, dass er auch jetzt «mehr nach Lust und Laune» rudert. Mitten im Studienabschluss mit den letzten Prüfungen in Sportwissenschaften und Geografie an der Uni Basel stehen in diesen Tagen an. «Der Sport ist nur Nebensache», sagt Niepmann.

In einer anderen Welt

Die Ruderabstinenz wie die persönliche Priorität sorgten für eine kaum mehr gekannte Ungewissheit. «Vor Rio war alles fokussiert, auf diese Goldmedaille ausgerichtet. Damit einher ging das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten» Zweifel an der Form gab es keine. «Jetzt wusste ich, wussten wir, nicht wo wir stehen», sagte er. Zum persönlichen Zurückfinden ging es ebenso darum, in neuen Zusammensetzungen zu üben. Ums Sammeln von Rennerfahrung.

Um eine für ihn mittlerweile völlig ungewohnte Ausgangslage handelte es sich, auch der Art von Regatta wegen. «In den letzten Jahren ging es um Vergleiche auf internationaler Ebene, reisten wir in der Originalzusammensetzung zu Kräftevergleichen auf höchster Ebene.» Rennen wie die Zürcher Regatta fanden da im vollen Kalender keinen Platz. Ebenso, weil sie kaum Sinn gemacht hätten. Bleibende Erinnerungen an den Greifensee brachte Niepmann dennoch mit: «Als Junior ruderte ich hier regelmässig – und immer im Regen.» Von einem «Zurück zu den Wurzeln» sprach er also aus gutem Grund. So gesehen sorgten die «perfekten Bedingungen» dieses Jahres für eine neue Komponente. «Es war genau so, wie mir das Rudern behagt.»

Aufschlussreiche Generalprobe

Nicht ganz dem Erwarteten entsprachen die Ergebnisse. «Ich hätte gehofft, wie seien etwas näher», sagte er zum Abschneiden in den beiden verschiedenen Besetzungen im Vierer ohne Steuermann und im Doppelvierer. «Wir bekamen eins-zu-eins aufgezeigt, woran es zu arbeiten gilt.» Von «einer aufschlussreichen Generalprobe» sprach er. Jede Gelegenheit gelte es nun zu nutzen. Selbstzufriedenheit sei jetzt fehl am Platz. Dass die nationalen Titelkämpfe bereits am übernächsten Wochenende auf den Rotsee zur Austragung kommen, zeigt die Dringlichkeit. «Auch den SM-Vorlauf wollen wir nutzen zum Weiterkommen», sagt Niepmann.

Welchen Stellenwert das Rudern zukünftig für ihn einnehmen soll, ist er sich noch nicht klar geworden: «Ich befinde mich noch immer in der Findungsphase», sagt er. Tage gäbe es, an denen er denke, mit den Leistungssport abgeschlossen zu haben. Dann wieder entdeckt er das Glücksgefühl, dass er den Rücktritt noch nicht vollzogen hat. Dieser Divergenz setzt er sich aus – im Wissen, dass «ich mir Ende Saison darüber im Klaren sein werde.» (Jörg Greb)


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